SPIESSER unterwegs

Angriff der Monster-Toiletten

Ausreiserin Jana kämpft mit fremden Mächten: Das „stille Örtchen“ ist in Japan alles andere als ruhig.

22. August 2012 - 14:15
von SPIESSER-Autorin KiZuna.
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KiZuna Offline
Beigetreten: 15.08.2012

Für ein Jahr hat Jana die deutsche gegen eine japanische Schule eingetauscht.

Ganz schön unschuldig steht sie da, mit ihrer blitzblanke Oberfläche wirkt sie sogar richtig einladend.  Doch von dieser unschuldigen Fassade lasse ich mich inzwischen nicht mehr täuschen! Denn japanische Toiletten sind wie Kamele in der Antarktis – so etwas habt ihr noch nie gesehen! 

Die Macht sei mit dir!

Hatte ich Darth Vader gesagt?

Schon der strahlend-weiße Klodeckel, der sich mir ohne eine einzige Handbewegung auffordernd entgegen hebt, erinnert an eine Requisite aus einem schlechten Science-Fiction-Film. Aber selbst Darth Vader wäre bei dieser futuristischen Innovation, die sich die technikverliebten Japaner da ausgedacht haben, neidisch geworden. Denn wer sich nichts ahnend auf den einladenden Toilettensitz wagt, wird sofort merken, dass er es hier mit fremden Mächten zu tun hat.

Ein Jahr lang Verrücktheit pur

Zehn Monate Japan. Als Austauschschülerin habe ich fast ein ganzes Jahr lang die Chance, in den weitläufigen Ozean japanischer Kultur einzutauchen. Hierfür hat es mich ausgerechnet nach Osaka, der drittgrößten Stadt Japans verschlagen. Und die ist groß, bunt und vor allem laut – eben alles, was mein kleines 500-Seelendorf im gemütlichen Bayern nicht ist.

Aber wer hätte gedacht, dass mich im Land von Sushi, Manga und Samurai ausgerechnet die wohl unwichtigste und beinahe auch selbstverständlichste Sache der Welt aus den pink-geblümten Feinstrick-Socken hauen würde? Was im guten alten Deutschland nur in schlechten Zukunftsparodien zu sehen ist, zählt für die Japaner zum ganz normalen Alltag. Schließlich gehört hierzulande modernste Technik überall dazu, auch wenn sie in diesem Fall wortwörtlich für den A**** ist.

Das stille Örtchen erwacht zum Leben
Ihr habt auch Spannendes aus dem Ausland zu berichten? Dann schreibt doch für SPIESSER.de. Die Infos gibts bei Redakteurin Milena.

Bei meiner ersten Begegnung mit einer japanischen Cyber-Toilette am Flughafen in Tokyo, bin ich vor Schreck erst einmal wieder aufgesprungen. Erlebte ich das hier gerade wirklich oder rief der Jetlag bei mir sogar schon Halluzinationen hervor? Dieser Toilettensitz war „warm“!


Die japanische Toilette: Sieht harmlos
aus, ist sie aber nicht.

Doch das war erst der Anfang. Gerade als ich mich von dem ersten Schock erholt hatte, bemerkte ich den  merkwürdiger kleinen Kasten neben mir an der Wand. Eines könnt ihr mir glauben: Die vielen bunten Knöpfe verheißen nichts Gutes und warten nur geradezu darauf, von einem ahnungslosen Ausländer gedrückt zu werden. Es braucht nämlich nur eine einzige Berührung und das Klo erwacht wortwörtlich zum Leben. So auch in meinem Fall. Plötzlich schoss ein Wasserstrahl aus den Tiefen der Toilette hervor und blies mit voller Kraft in Richtung Po. Darauf hatte mich keiner meiner Reiseführer vorbereitet.

Peinliche Geräusche

Chaos auf Knopfdruck, um mit Krach
vom Großen Geschäft abzulenken.

Als mich ein mechanisches Wassergeräusch aus den Gedanken riss, musste ich feststellen, dass das nicht die letzte Überraschung auf diesem Höllenthron gewesen sein sollte. Immerhin befand ich mich in Japan. Hier ist es völlig normal, dass per Bewegungsmelder plötzlich eine laute Plätscher-Melodie aus dem Lautsprecher neben der Toilette ertönt. Und das nicht etwa, weil die Japaner gerne unterhaltsame Musik während ihrem Stuhlgang hören, sondern weil ihnen ihre Körpergeräusche schlichtweg zu peinlich sind. Nebenbei bemerkt: Mir wären die alles übertönenden Klänge aus dem Lautsprecher um einiges peinlicher.

Zugegeben, mein kleines Malheur mit der japanischen Sanitärkultur ist mittlerweile schon eine gewisse Zeit her und ich habe mich inzwischen sogar mit der Super-Toilette anfreunden können. Hat man sich erst mal an die vielen Hightech-Accessoires gewöhnt hat, wird das benutzerfreundliche Washlet zur wahren Wellnessoase. Eines steht trotzdem fest: Die Japaner sind den Deutschen in Sachen extravagante Technik immer einen kleinen Schritt voraus. Was wohl als Nächstes kommt? Vielleicht sprechende Nachttischlampen? Nach Cyber-Toiletten wäre das gar nicht mal so unwahrscheinlich.

 

 

Text: Jana Reyer, Fotos: privat

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Kommentare

Vier Kommentare
  • die Japaner wissen halt wo man Technik einsetzten sollte^^ auch wenn einiges davon nur spielerei ist finde ich doch das es Zeit wird bei uns die "Supertoilette" mal einzuführen.

  • guter Text (y)

  • spart papier. rettet bäume.

  • Wers braucht...

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