Big Apple, 5th Avenue, Freiheitsstatue – das sind Worte und Orte, die magischen Glanz versprühen. Viele von uns wollen nach New York, egal, ob zum Sightseeing oder der Liebe oder Jobs wegen, aber nur wenige waren schon dort. SPIESSER-Autorin Madita gehört zu diesen Wenigen und konnte die Metropole für ein halbes Jahr erkunden. Hier ihr Insiderbericht.
04. September 2014 - 13:44 SPIESSER-Autorin Madita Schäkel.
Fragt man einen eingesessenen New Yorker, ab wann ein Bewohner New Yorks sich als New Yorker bezeichnen kann, hört man meistens „Well, after living in New York for ten years...“. Schlendert man aber durch die Straßen der Weltmetropole, fällt schnell auf, dass es sich hier um eine multikulturelle Stadt handelt. Man hört alle möglichen Sprachen und sieht den meisten Gesichtern an, dass sie nicht amerikanischer Herkunft sind. Von April bis Oktober 2013 war ich eine von ihnen. Ich habe 3 Monate lang am Berkeley College in Manhattan studiert und anschließend 3 Monate für die New York Times gearbeitet. Ich war also keine Touristin. Aber war ich eine New Yorkerin? Nach den ersten Monaten hatte ich mich langsam an die gewaltigen Eindrücke der Stadt gewöhnt und es verschlug mir nicht mehr den Atem, das Empire State Building in seiner imposanten Beleuchtung zu betrachten.
Eine Stadt mit Charakter
Manhatten mit Aussicht
Je länger man in New York wohnt, umso intensiver eignet man sich den Stil der Stadt an. Permanenter Zeitdruck, durchdringende Lautstärke, astronomische Preise und eine stetige Reizüberflutung durch Gerüche und Lichter. Man wird mutiger, schneller, hektischer, unfreundlicher und extravaganter. Nahezu jeder Anlass ist ein legitimer Grund sich herauszuputzen und modische Experimente zu wagen. Selbst an einem Sonntagmorgen, während ich in der unfassbar langen Schlange bei Starbucks wartete, um einen Kaffee zu bekommen, bot sich mir eine Show. Stilettos kombiniert mit Jogginghosen, Cocktailkleider in Verbindung mit Flipflops, Jacketts über Badehosen. So etwas sieht man nur in New York. So etwas geht nur in New York, denn in jeder anderen Stadt würden Looks wie diese Erstaunen und Entsetzen hervorrufen. Nicht aber in New York, denn wir reden hier von der Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten. Alles ist möglich, zu jeder Uhrzeit, denn die Stadt schläft nie. Einige Male überkam uns nachts das Bedürfnis ins Kino zu gehen. Also zogen wir uns schnell die Schuhe an, schlenderten 2 Blocks Downtown und gingen ins AMC Loews Theater in Murray Hill. Aktionen wie diese machen den Charme der Stadt aus. In New York liegt alles vor der Haustür, oder ist nach einer kurzen, meist rasanten Fahrt im Taxi erreicht. Die Möglichkeiten, die sich einem bieten, sind so endlos, dass es schwer fällt einen Moment lang stillzustehen. Man hat ständig das Gefühl den Flow der Stadt nicht ausreichend auszuschöpfen, nicht jeden Moment anzuerkennen.
Achtung vor der Tourismus-Falle!
Wasser, Sonne und die Freiheit
Um die Stadt mit all ihren bezaubernden Facetten kennenzulernen müsst ihr euch allerdings etwas fernhalten von den Touristen-Schwärmen und kommerzialisierten Touristenführern. Das Insider New York findet man in kleinen Cafés, Bars oder Restaurants. Will man dem Starbucks-Durchschnitt entgehen, besucht man am besten kleine Cafés wie das „On Off“ in Midtown. Hier wird der Kaffee von überzeugten Baristas zubereitet, die Kaffee für eine Art Kunst halten. Zum Kaffee bekommt man dann einen kleinen Crash-Kurs über das Leben in New York und welcher Burger-Laden der neueste Schrei ist.
New York und der Verkehr: Eine Hassliebe In New York herrscht ständiger Zeitmangel! Daher heißt es: Genau überlegen, wie man von A nach B kommt. Als Fußgänger kommt ihr zwar am günstigsten weg, ihr braucht aber sehr lange, da sich stets Menschenmassen durch die Straßen zwängen. Im Berufsverkehr solltet ihr Taxis meiden, da man garantiert im Stau stecken bleibt. Außerhalb der Rush-Hour und besonders für Kurzstrecken eignen sich Taxis jedoch hervorragend. Mein Tipp für den Alltag ist die U-Bahn. New Yorks Bahnsystem ist hervorragend ausgebaut und einfach mit einer Prepaid Metro Card nutzbar. Falls ihr Angst vor Kriminalität habt, kann ich euch beruhigen: Alle U-Bahn Stationen sind mit reichlich Polizisten ausgestattet!
Ein weiterer Insider-Tipp ist die Staten Island Ferry. Anstatt etliche Dollars für Bootstouren um Manhattan herum zu blechen, kann man die Fähre nehmen, die fast stündlich zwischen Manhattan und Staten Island pendelt. Besonders schön ist die Fahrt am frühen Abend, wenn die Sonne gerade verschwindet. Manhattan wird zu dieser Zeit in ein unfassbar romantisches Licht getaucht. Es ist noch hell genug, die stolze Freiheitsstatue im Sonnenuntergang zu sehen. Aber auch schon dunkel genug, sodass die imposanten Lichter der Stadt zum Leben erwachen. Während die Fähre langsam auf Manhattan zusteuert, scheint es, als sei die Hektik einen Moment lang stehen geblieben. Keiner hupt, kein Krankenwagen donnert vorbei, keiner rempelt einen an. Man genießt einen Moment totaler Stille und erkennt auf einmal, warum diese Stadt so ein Magnet ist. Denn so stressig und nervig der Alltag in Manhattan sein mag, man kann es nicht erwarten von der Fähre zu steigen und wieder in die diese aufregende Stadt einzutauchen.
Text & Fotos: Madita Schäkel
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