Fertig mit der Schule und raus in die Welt? Viele Jugendliche entscheiden sich nach der Schule für ein FSJ – F für freiwillig, S für sozial und J für Jahr. Nun bricht das Ganze in digitale Gefilden auf. Was es damit auf sich hat, verrät euch SPIESSER-Praktikant Paolo.
23. September 2014 - 14:35 SPIESSER-Autor Paolo L..
Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) stellen sich die meisten Menschen wohl ähnlich vor: Man kommt frisch von der Schule, trägt den ganzen Tag einen weißen Kittel und betreut alte Leute, Kranke, Kinder oder Menschen mit Behinderung, weil man nichts mit seinem Schulabschluss anzufangen weiß oder es noch nicht will. „Erst einmal ein Jahr arbeiten und sich über seine Zukunft klar werden“, das ist eines der häufigsten Motive für ein solches Jahr.
Klar, ein Engagement im FSJ ist in allen Bereichen freiwillig und mit dem Ziel verbunden, Menschen zu unterstützen, ihnen zu helfen und voranzubringen. Egal, ob man mit einem Waschlappen ausgestattet arbeitet, am Rechner sitzt und politische Pamphlete schreibt oder neue Bäume in der Nachbarschaft pflanzt – soziales Engagement gibt es in den verschiedensten Formen. Für fast jeden gibt es das passende FSJ, indem man seinen Talenten und Leidenschaften nachgehen kann. Angeboten wird das FSJ mittlerweile in den Bereichen Politik, Kultur, Sport, Denkmalpflege, Pädagogik, Wissenschaft und, neu, Digital. Was das alles mit Sozialem zu tun hat? Wir werden es herausfinden!
Das neue FSJ
Im FSJ Digital sollen technikaffine Jugendliche ihr Wissen teilen und gefördert werden.
Im geplanten FSJ Digital sollen junge Freiwillige ihr technisches Wissen und ihre Fähigkeiten im Umgang mit neuen Medien der Gemeinnützigkeit zur Verfügung stellen. Wer sich eine Horde Freiwilliger in einer Art Lan-Party-Höhle programmierend und nur mit Headset kommunizierend vorstellt, wie sie die Abläufe im Altenpflegeheim steuern - der hat weit gefehlt. Laut Bundesregierung sollen die FSJler digitale Projekte umsetzen und die Vermittlung von Medienkompetenzen unterstützen. Besonders ältere Menschen haben Probleme im Umgang mit digitalen Medien. Obwohl sich die Kommunikation immer weiter in die digitale Welt verschiebt, gibt es noch keine bundesweite Institution, die Menschen dahingehend bildet. Ein FSJ Digital wäre demnach ein erster Schritt, junge Menschen in ihren Kompetenzen zu fördern und Generationen übergreifend zu unterstützen und zu bilden.
Man könnte an dieser Stelle kurz ausbrechen und überlegen, wie es in einer Welt aussehen würde, in der die Nutzung elektronischer Medien nicht mehr so sehr mit dem Alter zusammenhängt wie im Moment. Vielleicht leben wir irgendwann in einer Welt, in der Opa vor dem Rechner sitzt und Trash-Videos von Jan Böhmermann teilt, während der Enkel auf dem Sessel entspannt und Brechts „Leben des Galilei“ liest. Der Vater backt in der Zeit Pizza im Steinofen und Mutter teilt über den Familien-WhatsApp-Chat mit, dass sie später von der Baustelle nach Hause kommt. Wäre das nicht wunderbar?
Den Älteren sollen auch technologisierten
Gesellschaft teilhaben!
Im Allgemeinen dient das FSJ den Freiwilligen selbst als Bildungs- und Orientierungsjahr. Dazu lernen sie nicht nur Pflegetechniken oder theaterpädagogische Konzepte kennen, sondern auch ihre Stärken und Schwächen zu erforschen. Verschiedene Herausforderungen gibt es während so einem Jahr zu bewältigen. Wer denkt, Kleinkindern die Windel zu wechseln, wären eine Herausforderung, der hat noch nie in einem Altenpflegeheim gearbeitet, wo man sich in manchen Einrichtungen wie in einer Waschstraße vorkommt. Aber die schwere Arbeit lohnt sich, denn oft sind die Menschen sehr dankbar!
Was bleibt von so einem Jahr?
Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag das FSJ Digital als zweijähriges Pilotprojekt vorgesehen. Wie im regulären FSJ benötigt man einen Schulabschluss und darf nicht älter sein als 27 Jahre. Das FSJ ist ein Vollzeitjob, sozialversicherungspflichtig und geht sechs bis 18 Monate. Unterschiede gibt es in den Taschengeldern für die Freiwilligen, abhängig von Träger, Einsatzstelle und Bundesland. Wer nicht bis zum Start warten möchte, der kann sich auf ein FSJ Kultur oder FÖJ mit digitalen Profil bewerben.
Das FSJ ist eine super Möglichkeit sich bis zum Ausbildungs- oder Studienbeginn selbst besser kennenzulernen und Bedürftigen ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern. Die ersten eigenverantwortlichen Aufgaben fordern und fördern einen zugleich – von den ersten eigenen Schritten außerhalb des Elternhauses ganz zu schweigen. Die Chance in ein potenzielles Berufsfeld reinzuschnuppern, sollte man sich nicht entgehen lassen. Wer z.B. „irgendwas mit Medien“ machen möchte, kann sich durch ein FSJ Digital wichtige Referenzen erarbeiten und erste Kontakte mit Unternehmen und Menschen aus der Branche schließen. Das sind Vorteile, auf die nicht verzichtet werden sollte. Schließlich möchten ja gefühlt fast alle jungen Menschen „irgendwas mit Medien“ machen.
Text: Paolo Le van
Teaserfoto: Flickr-User abbilder (CC BY 2.0) Fotos: Flickr-User Ernesto Ruge (CC BY 2.0) / Simon Fraser University Public Affairs and Media Relations (CC BY 2.0)
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