Energieeffiziente Häuser sind nur was für die obere Mittelschicht? Von wegen: Im Münsteraner Allwetterzoo wird keinem geringeren als dem Elefantenbullen mit Erdwärme eingeheizt. Bloggerin Annemarie hat sich mit dem technischen Leiter Dirk Heese über das besondere Dickhäuter-Projekt unterhalten.
18. August 2014 - 15:49 SPIESSER-Redakteurin Annemarie Walter.
Dieser Beitrag entstand
in Zusammenarbeit mit RWE.
Dirk Heese ist seit 15 Jahren technischer
Leiter im Allwetterzoo in Münster. Foto: Allwetterzoo Münster
Würden Sie sagen, dass der Allwetterzoo in Münster zu den führenden Zoos in Deutschland gehört?
Also in Bezug auf die Energieeffiziens sind wir einer der führenden Zoos, ja.
Wie lange achtet ihr Zoo denn schon auf seine Energiebilanz?
Energiesparen ist bereits seit 25 Jahren ein Thema im Allwetterzoo. Ich selbst bin jetzt seit 15 Jahren technischer Leiter. Zu Beginn wurden vor allem kleinere Projekte realisiert – etwa die Umstellung von Öl- auf Gaskessel. Richtig los ging es dann vor etwa zehn Jahren. 2001 haben wir uns an Ökoprofit beteiligt, das ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Stadt und einigen Unternehmen hier. Damit sollen die Unternehmen herausfinden, wo und wie sie sich bei Umweltthemen verbessern können. Wir haben teilgenommen und gemerkt, dass wir in dem Bereich noch ganz viel tun können.
Bleiben wir noch ganz kurz bei den Kosten. Wo nehmen Sie die Mittel her? Ist Ihr Zoo besser finanziert als andere?
Was ist ein Leuchtturmprojekt?
Ein Leuchtturmprojekt ist ein vorbildliches Projekt, das neben dem eigentlichen Zweck (z.B. einer guten Energiebilanz) auch eine Signalwirkung für zahlreiche weitere Projekte haben soll.
Nein, wir haben keine übermäßigen Mittel, es gehört einfach zum Konzept unseres Zoos. Das ist Alltagsgeschäft, wir haben auch niemanden, der eigens dafür verantwortlich ist. Wenn etwas renoviert werden muss, achten wir auf Energieeffizienz. Unser Bullenhaus beispielsweise war jetzt ein Leuchtturmprojekt, dafür haben wir 25.000 Euro vom Land bekommen.
Das Bullenhaus ist ein gutes Stichwort. Energieeffizienshäuser kennt man normalerweise von der gut betuchten Mittelschicht, doch im vergangenen Jahr ist Ihr Elefantenbulle in eines eingezogen. Wie kam es zu dem Bau?
Der Umbau des Elefantenhauses.
Foto: Allwetterzoo Münster
Wie ich schon gesagt habe, wenn etwas erneuert werden muss, versuchen wir, energetisch alles herauszuholen – natürlich abhängig vom Geldbeutel. Beim Elefantenhaus war es jetzt so, dass wir den Bau an die Haltungsrichtlinien anpassen mussten: Ein größeres Gebäude, ein Wasserbecken und ein separates Bullenhaus. Gemeinsam mit der Berliner Beuth Hochschule für Technik haben wir das simuliert. Uns war beispielsweise wichtig, dass die Lichtausbeute durch die Dachluken möglichst groß wird, ohne dabei zu viele Luken einbauen zu müssen, denn durch Glas geht viel Wärme verloren. Jetzt verwenden wir Brauchwasser, nutzen Fotovoltaik und Erdwärme. Die Wände sind im Grunde eine Fußbodenheizung – eine normale Heizung würde der Bulle bald abreißen.
Das klingt nach einem sehr umfassenden Konzept. Warum ist es nicht gleich ein Passivhaus geworden?
Was macht ein energieeffizientes Haus zu einem Passivhaus?
Den großen Unterschied macht die Wärmedämmung. Diese ist bei einem Passivhaus nämlich so gut, dass auf ein aktives Heiz- sowie Kühlsystem komplett verzichtet werden kann.
Was die Energieauswertung betrifft, könnte es auch ein Passivhaus sein, allerdings stellen die Elefantentore ein Problem dar. Sie sind über anderthalb Meter breit und über dreieinhalb Meter hoch. Wenn man sie öffnet, entweicht viel Wärme. Deswegen haben wir gesagt, dass wir auf den Namen „Passivhaus“ verzichten. Wir wissen ja, was drinsteckt.
Welches Gebäude steht als nächstes an?
Das Menschenaffenhaus. Genau wie damals beim Elefantenhaus ist es jetzt einfach Zeit für Neuerungen.
Und was wurde in den vergangenen Jahren noch alles in Ihrem Zoo erneuert?
Oh, das war viel. Viele Projekte betrafen den gesamten Zoo. Beispielsweise wurde das Wärmeverbundsystem der Verwaltung wurde erneuert, die Fenster im Restaurant sind jetzt dreifach verglast, der Parkplatz und die Ausstellung im Großflugkäfig werden inzwischen mit LEDs beleuchtet und die WC-Anlagen wurden auf Brauchwasser umgestellt.
Text: Annemarie Walter
Teaserbild: Art G., flickr.com, CC-Lizenz (CC BY 2.0)
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