In Rankings für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften streitet die London School of Economics jedes Jahr mit der Harvard University und der University of Oxford um den Spitzenplatz. Schekker-Autor Julian studiert dort seit zwei Monaten Volkswirtschaftslehre und erzählt über horrende Studiengebühren und Nobelpreisträger in der Mensa.
14. December 2011 - 11:26 von SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
John F. Kennedy hat dort studiert. Und Frank Mattern, Chef von McKinsey Deutschland. Genau wie Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen und Regierungssprecher Steffen Seibert. Seit mehr als einhundert Jahren gilt die London School of Economics and Political Science, kurz LSE, als Kaderschmiede für Führungskräfte in Wirtschaft und Politik in Deutschland und weltweit.
16 Nobelpreisträger hat die Universität seit ihrer Gründung im Jahr 1895 hervorgebracht. Den letzten Wirtschaftsnobelpreis gab es erst im letzten Jahr und zwar für Christopher Pissarides. Ihm bin ich kürzlich in der Mensa über den Weg gelaufen. Das war schon ziemlich cool. Ein Nobelpreisträger isst Spaghetti Bolognese drei Tische weiter.
Ich bin seit zwei Monaten Student an der LSE. Eingeschrieben bin ich in einem Master of Public Administration (MPA), der sich mit Management und Public Policy befasst. Im Grunde genommen ist es ein Studium der Volkswirtschaftslehre. Auf dem Stundenplan stehen Makroökonomie, Ökonometrie und Führungslehre. Rund 19.260 britische Pfund (22.528 Euro) kostet ein Jahr an der LSE für mich – auch mit Stipendium nicht gerade günstig. Und rund 38 Mal so teuer wie mein Bachelor-Studium in Münster.
Sam genießt den Ruf der LSE.
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Bei solchen Studiengebühren spare ich an allen Ecken und Enden: Mein Acht-Quadratmeter-Zimmer im Studentenwohnheim teile ich mir mit einem Chinesen. Während des Bachelor-Studiums in Münster konnte ich mir noch eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung leisten. Mein Kommilitone Sam findet: „Die Kosten sind sicherlich der größte Minuspunkt.“ Sam ist Brite und hat zuvor einen Bachelor in Musik in Oxford gemacht. Jetzt ist er auch im MPA-Programm eingeschrieben. Auf 17 Plätze kamen in diesem Jahr rund 351 Bewerber. „Ich bin froh, dass ich angenommen wurde und ich bin mir sicher, dass sich die Investition lohnt. Die LSE hat weltweit einen Ruf wie ein Donnerhall“, meint der 22-Jährige.
Wunschjob dank Eliteuni
Elite-Universitäten wie die LSE haben in England eine lange Tradition. „Die Finanzierung und Qualität unserer Hochschulen in England variieren stark“, sagt Sam. „Deshalb versucht jeder, in einer der Top-Universitäten – Oxford, Cambridge und der LSE – unterzukommen.“ Sie versprechen hohe Einkommen und den Wunschjob. In Deutschland, findet Sam, würden die Universitäten sich weniger stark untereinander unterscheiden. Von der Exzellenzinitiative, die aktuell mit 2,7 Milliarden Euro dotiert ist und 2005 von der Bundesregierung aufgelegt wurde, um einzelne deutsche Universitäten besonders zu fördern, hat er noch nicht gehört. Bis Heidelberg, Aachen oder Göttingen mit den englischen Elite-Hochschulen in einer Liga spielen, wird also wohl noch eine Weile vergehen.
Zwischen Bachelor- und Master-Studium hat Sam in Indien für einen Real-Estate-Investment-Fund gearbeitet. „Als ich denen erzählt habe, dass ich meinen Master an der LSE machen würde, habe ich gleich das Angebot bekommen, anschließend wieder hier einzusteigen. Das war schon toll“, erzählt mir Sam stolz.
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