Herzscheiße

Ein bisschen Ego-Zeit

SPIESSER-Autorin Elsbethus ist gerne für ihre Freundinnen da, doch irgendwann ist auch mal Schluss. Wann hat sie endlich einmal Zeit für sich?

20. February 2014 - 16:41
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Hach, endlich die Arbeit hinter mich gebracht, keine Dokumente mehr sortieren, oberflächliches „Bla Bla“ mit der alleinerziehenden, in Selbstmitleid zu ertrinken drohenden Arbeitskollegin dankend den Rücken gekehrt, das acht-stündige-Dauergrinsen abgelegt – Ja, endlich Zuhause! Gut, Wäsche muss noch sortiert werden, und das Geschirr gehört noch schnell abgewaschen, aber dann habe ich Zeit für mich!


Die Ego-Zeit ist kostbar.

Oder?

Natürlich nicht. Freundin Karin steht vor der Tür – schon wieder. Und weshalb? Genau. Beziehungsdrama mit ihrem Freund, nein nun Ex-Freund. Tim heißt er. Die bekannte „On-Off-Beziehung“. Schon gestern stand sie da, weinend vor der Tür, man konnte sie kaum erkennen, so verheult sah sie aus. „ Die Arme“, dachte ich. Natürlich bat ich sie rein, schließlich ist sie meine beste Freundin. Und für die beste Freundin hat man doch immer ein offenes Ohr, oder sehe ich da was falsch?! Es ist eine Verantwortung die man trägt, ja schon fast eine Verpflichtung immer da zu sein, für seine Liebsten. Denn schließlich mag man sie und sie würden das Selbe tun. Ja ganz sicher würden sie das.

Also habe ich sie erneut rein gebeten und schon bald würde man mich sicher als „Hobby-Psychologin“ betiteln. Ich setzte den Tee auf, bat ihr Schokolade an, da die ja bekanntlich hilft und Endorphine ausschüttet. Ja, gleich ein bisschen reden, nochmals die Gehirnzellen ein wenig fordern, um Karin zu einer Lösung zu verhelfen, oder sie einfach nur die Sorgen von der Seele reden zu lassen.

Es war 23 Uhr als ich die Tür hinter Karin zu schloss. Ich atmete tief durch, spürte ein kleines Hämmern im Kopf und Brummen in den Ohren, hatte ganz rote Wangen, als ich mich im Spiegel betrachtete. „Puh, das war anstrengend.“ Wütend stellte ich fest, dass mein „Greys Anatomy“ – Abend dann wohl auch gelaufen war. Und dabei wollte ich doch so gern wissen, was als nächstes passiert. „Tja, dann mal ab ins Bett, morgen geht´s wieder an die Pflicht!“, sagte ich zu mir selbst. Schon fast peinlich berührt, so vor mich hin zu reden.


Für die Freundschaft lässt man auch
mal den "Grey's Anatomy"-Abend
ausfallen.

Ich lag im Bett und dachte nochmal über die vergangenen Stunden nach. Was will ich eigentlich? Arbeit ist nun mal Pflicht und mir ist es wichtig, meine Arbeit gewissenhaft und konzentriert zu verrichten. Genauso wichtig ist es mir, für meine Freunde da zu sein, man muss schließlich Freundschaften pflegen, wie man so schön sagt und da ist etwas Wahres dran. Ich habe für mich persönlich bemerkt, dass ein soziales Umfeld wichtig ist. Dieses Gefühl nicht allein zu sein - es ist, wie eine Stuhllehne am Rücken, man kann sich zwischendurch fallen lassen, ohne alle Muskeln anspannen zu müssen. Aber am aller Wichtigsten ist mir die Zeit mit mir selbst. Aus ihr schöpfe ich am meisten Kraft, ohne narzistisch klingen zu wollen: Es gibt nichts Schöneres als mal auf nichts und niemanden Rücksicht zu nehmen. Das tun, was ich will! Ein Buch lesen, Fernsehen, mich in die Sonne legen, Musik hören, laufen gehen, was auch immer. Und wenn ich dafür Zeit habe, sei es ein paar Stunden in der Woche, dann habe ich auch die Energie, meine Arbeit kompetent zu bewerkstelligen und der alleinerziehenden Kollegin und meiner voller Sorgen belasteten Freundin Karin, gerne meine Zeit zu widmen. Man sollte diese kostbare Zeit nur zulassen.

Und wenn ich für mich diese kostbare Zeit nicht hatte und es wiedermal an der Wohnungstür klingelt, sollte ich ehrlich sein und sagen: „Tut mir Leid Karin, gib mir ein paar Stündchen „Ego-Zeit“ und danach würde ich mich über deinen Besuch sehr freuen.“

Text: Lisa Rosenkötter
Bilder:  Flickr-User Ghostbuster^ (CC BY-ND 2.0) this.is.seba (CC BY-SA 2.0), Nina Matthews Photography (CC BY 2.0)

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