Ausreiserin Julia erkundet bald in Work-and-Travel-Manier Neuseeland.
Dubai im Juli: Das bedeutet 50 Grad (!) im Schatten, riesige Hochhäuser in der Sonne – und ich mittendrin. Falls ihr euch an meine Schafscher-Aktion erinnert und euch jetzt wundern solltet: Eigentlich bin ich auf dem Weg ins grüne Neuseeland, in das Land der Kiwis und Hobbits. Dubai stellt auf meiner großen Reise lediglich einen Zwischenstopp dar, den ich mir als Kontrastprogramm zum zukünftigen Work and Travel vorstelle: Zum ersten Mal überhaupt will ich „Couchsurfing“ ausprobieren.
Abenteuer Arabien
Zum Naseplattdrücken!
Noch in Deutschland fand ich übers Internet eine „Einheimische“, die mich auf ihrem Sofa im 14. Stock eines Hochhauses schlafen lassen will: Parul. Sie lebt seit gut fünf Jahren in der Stadt mitten in der Wüste. Ungewiss, was mich dort erwarten würde, packte ich dennoch meine sieben Sachen und mein Leben in einen Rucksack und flog gerade mal sechs Stunden bis zur Hauptstadt der Arabischen Emirate. Meine Kopf war trotzdem nicht voller Mut, sondern gefüllt mit Fragen. Wie würde das Couchsurfing ablaufen? Würde meine Gastgeberin nett sein? Und wie steht es mit dem Vorurteil, dass Dubai gefüllt ist mit Scheichs, die blonde Frauen gegen dunkelhaarige Kamele eintauschen wollen?
Immer im Blick
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Als ich ankomme, fühle ich mich direkt beobachtet, überall Männeraugen, die in meine Richtung starren. Ist das, weil ich Ausländerin oder eine Frau bin? (Mittlerweile weiß ich, dass beides eine Rolle spielt.) Gefolgt von zahlreichen Blicken fahre ich mit der Metro in Richtung meines neuen Zuhauses. Auf dem Weg dorthin schwirren mir wieder tausend Fragen im Kopf herum: Wie Parul wohl ist, wie sie sich kleidet und wie sie mit ihren starrenden männlichen Mitbürgern umgeht? Aber ich habe keine Zeit, um großartig darüber nachzudenken. Stattdessen drücke ich mir lieber die Nase an der Fensterscheibe platt. So viele Wolkenkratzer auf einmal habe ich noch nie gesehen!
Nur kein Paris-Hilton-Style!
Heimatgefühle inklusive.
Schließlich erreiche ich meine zukünftige Herberge und betrete gespannt die Wohnung. Da steht sie nun vor mir: meine Gastgeberin, die ich bisher nur von Fotos kenne – Ähnlichkeit verblüffend. Ein Glück, meine Nervosität war unbegründet. Wir sind uns von Anfang an sympathisch und ich froh, meine ersten Dubai-Erfahrungen endlich teilen zu können. In meinem noch holprigen „Schulenglisch“ schildere ich ihr meine Eindrücke von Hitze, Hochhäusern und Herrenblicken. Bei letzteren kann mich Parul beruhigen. Sie sagt, sie ignoriere das mittlerweile und meint, ich könne mich ruhig ganz normal kleiden: „Nur kein Paris-Hilton-Style!“. Auf dem Weg zum Mittagessen trägt Parul dann ein kurzes Kleid und Flip-Flops – bei diesen Temperaturen eigentlich auch keine schlechte Idee.
Noch drei Mal schlafen
Das höchste Gebäude der Welt gefällt.
In den folgenden drei Tagen fahre ich gemeinsam mit ihr auf Palms Island, die berühmte Palme im Wasser, und zum Strand, probiere argentinisches Lamm und erlebe die gigantische Wasserfontänenshow vor dem Burj Khalifa, dem höchsten Gebäude der Welt. Dabei stelle ich fest, dass Parul ein vergleichbares Leben führt zum dem von uns Europäern. Und das, obwohl Dubais dominierende Religion, der Islam, allgegenwärtig ist. Die Aufrufe zum Gebet aus den umliegenden Moscheen höre ich mehr als nur einmal am Tag. Die Lebensstile und -einstellungen von Parul und mir ähneln sich dennoch. Und ihre Couch ist mindestens genau so bequem wie meine zu Hause. Mal sehen, ob mich in Neuseeland auch so ein Komfort erwartet. Doch selbst wenn nicht, sollte ich immer einschlafen können. Schäfchen zum Zählen gibt es dort nämlich genügend.
Text: Julia Klaus, Teaserfoto: Joi/flickr.com
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