Ich gehe zurzeit in die 12. Klasse eines Wirtschaftsgymnasiums.
Ich will es nicht! Immer dieser Stress und Zeitdruck, es ist schon fast wie ein Wettlauf, und wer nicht
mithalten kann verliert in diesem System und ist der Verlierer, ist nicht schlau genug, kann sich nicht
anpassen, aber richtiges Lernen braucht doch Zeit! Jeder braucht unterschiedlich viel Zeit und Übung!
Und wenn ich dann eine Klausur verhaue auch wenn ich gelernt habe, werde ich wieder als dumm
oder so etwas Ähnliches abgestempelt, aber das stimmt doch nicht!? Mir fehlte einfach die nötige
Ruhe und Zeit... Zeit ist heute sehr kostbar. Ist es nicht unmenschlich, dass wir alle gleich gut und
schnell funktionieren müssen... Ich habe das Gefühl ich muss handeln, aber würde ich überhaupt
Unterstützung bekommen ...? Mein innerliches Gefühl täuscht mich doch nicht und nicht all die
Schüler die zur Schule gehen... Natürlich kann man sich alles schönreden, aber darum geht es im
Leben nicht. Nur viele trauen sich nicht, sehen es als normal an, können sich keine andere Schule
( Schulsystem) vorstellen, weil es ihnen so eingetrichtert wurde.
Vielleicht bin ich einfach zu feige mir diese Freiheit, dieses Leben zu nehmen, zu tun, was ich mag ,
was ich liebe, aber leider lässt es die normale stumpfe Gesellschaft nicht zu oder die
Gesellschaftsstrukturen. Ja, so ist es einfach, aber auch einfach langweilig und stumpf. Ich traue mich
nicht, weil ich Angst habe vor dem, was mich erwarten würde, also vor den Konsequenzen, wenn ich
dies wagen würde, studieren könnte ich nicht, Dinge, die ich mag! Ohne Abitur ?! Ich sehe keine
Option. Geld für meine Familie will ich natürlich irgendwann verdienen und sehr gutes Geld, auch
wenn es mir im Grunde überhaupt nicht wichtig ist, aber es geht hier um Existenz.
Leider weiß man hier im Umkreis und unter meinen Bekannten und Freunden nicht allzu viel über die
Organisationen, wie Schule im Aufbruch oder die vielen anderen. Was wirklich schade ist, weil ich der
Meinung bin auch wir brauchen eine Veränderung. Ich merke das jeden Tag, wenn ich zur Schule
gehe und mich mit meinen Klassenkameraden austausche, da läuft etwas schief! Wir Jugendlichen
gehen daran kaputt und das sage ich als Schülerin der 12. Klasse und die noch alles vor sich hat. Wie
soll das erst später sein? Wie sollen wir das Ganze schaffen?! Wenn nicht nur ich so denke, sondern
eine Menge meiner Mitschüler. Es liegt nicht daran, dass wir faul sind, ganz im Gegenteil, wir lernen
viel und wollen mehr lernen. Leider habe ich nicht genug Zeit, um mich manchen Themen und
meinen Projekten zu widmen und zu engagieren, was mir so viel Spaß machen würde, aber jeden Tag
erinnert mich der öde Schulalltag daran und dann will ich was ändern, aber mir fehlt die Zeit! Dabei
merke ich immer wieder, wie neugierig und wissensdurstig ich bin, aber dieses Bildungssystem
nimmt mir einfach diese Lust und Zeit aufs Lernen, auf das wirklich gute und schöne Lernen, denn in
der Schule lerne ich definitiv auch, aber auf eine Art, die mich irgendwie total fertig macht. Auch
merke ich oft, wie viel produktiver ich zu Hause bin als in der Schule, damit meine ich das Lernen fürs
Leben.
Ich habe mich versucht mit dem Thema Schule und Bildung etwas intensiver zu beschäftigen und
habe dann gehört, dass es in Frankreich keine Schulpflicht gibt und über den Fall „Andre Stern“, wie
er ohne Schule aufgewachsen ist! Natürlich war ich im ersten Moment total begeistert und fand das
die beste Lösung, aber nach viel Überdenken kam ich zu dem Entschluss, dass es nicht funktionieren
würde, weil nicht jeder so tolle Voraussetzungen hat, wie Andre Stern oder andere tolle Beispiele.
Denn er hat beide Elternteile, die gut gebildet waren, die Mutter war zu Hause und hatte Zeit sich um
ihn zu kümmern und noch dazu gab es fast keine finanziellen Probleme, also die perfekten
Voraussetzung für eine gute Entfaltung ohne Schule. Nur leider haben die meisten Kinder heutzutage
nicht so optimale Voraussetzungen! Deswegen muss sich für alle das Schulsystem ändern, damit alle
die Chance haben zu einer guten stabilen persönlichen Entfaltung.
Aber welche guten Institutionen oder Unternehmen nehmen mich/uns Schüler ohne Abitur?
Natürlich kann ich eine Ausbildung machen, aber darum geht es nicht, weil es nicht das ist, was ich
liebe, was ich aus purer Freude mache! Die Leute würden dich als „dumm“ abstempeln!
Eigentlich ist mir das alles egal, weil ich weiß oder so stell ich es mir vor, wäre ich dann glücklich. Ich
hätte Zeit für Greenpeace, Amnesty International, für Journalismus, zum Filme drehen, die die ??
Menschheit aufklären und zum Bücher lesen...! Ich würde doch niemals dumm bleiben. Ich würde
mich einfach auf einer anderen Art weiterbilden und wer kann mir schon sagen, ob diese Weise des
Lernens schlechter ist? In meinen Augen ist diese besser!
Wie oft denke ich daran, jeden einzelnen Tag, und natürlich versuche ich immer das Beste draus zu
machen, aber wenn die Schule so gut wäre, würden die Schüler diese doch mögen, oder?
Ganz logisch.
Das ist doch genau wie bei den Organisationen oder bei verschiedenen Berufen, die Menschen
mögen, zwar arbeiten sie dort manchmal hart und viel, aber sie machen es mit Freude und bilden
sich weiter. Freiwillig hingehen, Jugendliche mögen es zu lernen, ich sehe es immer wieder in meinem
Umfeld und dieses ist ganz unterschiedlich. Viele meiner Freunde kommen aus dem Ausland, sind
also Migranten, aber auch viele, die in Deutschland geboren sind.
Ich würde leben und so habe ich Angst aus dieser Spirale nicht mehr raus zukommen. Irgendwann
nehme ich es so hin und werde einen normalen Beruf ausüben, einen Beruf, den ich nur aus Zwang
und aus Geldnöten mache.
Natürlich bin ich glücklich, dass ich günstige Bildung bekomme, im Gegensatz zu vielen anderen
Menschen in anderen Regionen dieser einen Welt, aber so darf man nicht denken. Wenn die
Menschen nicht so beschäftigt wären, würden sie sich auch vielleicht mehr für ihre Mitmenschen und
unsere Welt interessieren! Aber es ist so wie mit dem Wirtschaftswachstum oder der
Industrialisierung: ist es zu viel und zu schnell, beugt sich die ganze Situation, die sich anfangs als
etwas Positives erwiesen hat, ins Gegenteil, ins Negative! Natürlich hört es sich vielleicht träumerisch
an, aber wenn man logisch denkt, vom menschlichen Verstand aus, vom Gefühl, dann erscheint es
doch einem gut und richtig! Es ist doch der Sinn des Lebens glücklich zu sein und füreinander da zu
sein! Aber man merkt: wir werden immer mehr zu egoistischen Menschen... Man merkt es schon in
der Schule , es herrscht oft Konkurrenzverhalten, aber es geht doch nicht im Leben darum, wer
besser ist oder schlechter und wer kann dies schon wirklich beurteilen, dass ist doch alles relativ!
Und dann weinen Schüler wegen diesen doofen Noten, haben Angst! Nein, es stimmt dann nicht,
dass diese Schüler schwach sind, sondern es ist eine normale menschliche Reaktion auf ein schlechtes
und krankes System! Ich fühle mich wirklich schlecht, des Weiteren hängt sowieso so viel von den
Lehrern ab! Überhaupt auch wie unterschiedlich der Unterricht und das Schulsystem im Detail in den
Bundesländern sind. Wir lernen komplett anders, da kann man sich gar nicht vergleichen...
Weil dass mein Gehirn so oft überlastet ist und unter ständigem Schuldruck, Leistungsdruck steht,
kann ich mich überhaupt nicht mehr auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben konzentrieren. Ich
vergesse sogar, dass was ich wirklich mag, was mich begeistert. Schrecklich, ich muss es mir immer
wieder ins Gedächtnis rufen! Und dann dieser dauerhafte Schlafmangel... natürlich würden jetzt
viele sagen, da muss du dir halt die Zeit besser einteilen. Wie denn!? Wenn ich Vollzeit in der Schule
beschäftigt bin und mich gerne auch außerhalb weiter bilde, aber vielleicht sollte ich es dann lassen
und mich anpassen, aber das will ich nicht, weil das ganze nicht richtig ist!
Die Schule predigt, oder sollte es zumindest, dass die Kinder und Jugendlichen immer ungesünder
sind und leben, aber dann sollen wir morgens früh aufstehen am besten bis spät nachmittags in der
Schule sitzen und hier ist dann noch nicht mal Ende in Sicht. Nein, nach der Schule ist immer noch für
die Schule, das heißt, lernen lernen, Hausaufgaben und natürlich immer „online“ sein! Wie sollen wir
das alles ertragen, ohne Schäden davonzutragen… Ich würde es sogar hinnehmen, wenn ich es
mögen würde, wie so viele andere Dinge im Leben, die mich in meiner Entwicklung stärken,
bereichern. Oft wird einfach falscher oder unnötiger Stoff vermittelt! Man könnte Dinge durch so
einfache Prozesse erlernen, aber daran glaub kaum einer. Und das mit der Schulpflicht, ach, das
kommt sowieso aus einem anderen Zeitalter...!! ??
Nein Stopp, gegen Bildung habe ich nichts ganz im Gegenteil, denn Wissen ist Macht! Dadurch
können Menschen bewusster leben und können besser miteinander und füreinander aber hier läuft
etwas schief. In so wenigen Schulen werden wir mit wichtigen Sachen konfrontiert wie, was passiert
in Moment auf der Welt und wo gibt es überall Manipulation. So wenige Schüler wissen es, so wenige
können wirklich echtes Glück in der Schule erleben und erfühlen! Wirklich schade, dass man nicht
mit Freude lernen darf!
Ich muss auch ehrlich sagen, dass sich viele Schüler für das Wirtschaftsgymnasium entschieden
haben, weil sie es mögen, weil sie Mathematik gut können und weil sie Betriebswirtschaftslehre
begeistert, aber auch diese Schüler tun sich oft sehr schwer. Ich habe mich aus anderen Gründen für
diese Schule entschieden und finde es jetzt schade, dass ich mir dadurch vielleicht viel verbaut habe
und mich wirklich mit einer gewissen Quälerei durch die Jahre mühen muss, obwohl ich vollkommen
gute Noten habe, würden viele sagen.
Ich habe mich freiwillig dafür entschieden, weil ich darin die Möglichkeit sah Wissen aus einem
Themengebiet zu erlangen, welches mich vielleicht aus eigener Motivation nicht interessieren würde,
also nicht direkt und würde mich dann theoretisch nicht eigenständig damit auseinandersetzen im
Gegensatz zu vielen anderen Dingen. Natürlich bringe ich etwas Neugierde mit gegenüber den
Themenbereichen, die auf meiner Schule angeboten werden.
Leider musste ich feststellen, dass durch dieses Experiment mein Abitur leiden wird, weil ich mich
trotzdem noch außerhalb der Schule unglaublich viel Wissen aneignen möchte in den Gebieten, die
mich irgendwie total faszinieren und begeistern. Dazu kommt, dass ich noch nicht mal mehr genug
Zeit für die anderen Dinge habe, weil die Schule mich so sehr einnimmt. Dadurch ist das Ganze ein
großes Durcheinander und ich bin ratlos und irgendwie machtlos, muss das Ganze auf meine
späteren Jahre verschieben, aber das ist doch nicht die Lösung in meinen Augen, wer weiß schon, was
später sein wird.
Manche Menschen, mit denen ich darüber geredet habe sehen das Ganze ziemlich kritisch, weil sie
nicht daran glauben, dass sich das Schulsystem verändern kann oder einfach nicht die Ideen haben,
wie das Ganze funktionieren könnte, aber ich bin der Meinung, auch wenn es schwierig wird, muss
jemand diesen Anfang wagen, so war es doch auch schon früher bei jeder neuen Entdeckung oder
Einsicht. Man muss Menschen davon berichten und überzeugen, es ihnen klar und deutlich zeigen,
dass es besser geht. Ich kenne auch ein paar Schüler, die sich das Schulsystem wirklich nicht anders
vorstellen können, oder nicht wollen. Sie akzeptieren dies vollkommen und finden es gut! Ich finde es
irgendwie auch bewundernswert, dass sie sich so gut anpassen können, aber schade, dass sie nicht
die Erfahrung des „anders lernen“ erleben durften und somit nichts Anderes kennen. Deswegen
würde ich das Schulsystem nicht ganz abschaffen, aber auf jeden Fall verändern, weil einfach
größtenteils das Potenzial nicht wirklich hervorgebracht werden kann.
Es ist wichtig, dass man darüber spricht, aber auf jeden Fall wollte ich das alles loswerden, was mir
am Herzen liegt, weil Bildung einfach die Grundlage für zukünftige Generationen und ihre Tätigkeiten
ist . Wir entscheiden, wie sich unsere Welt von morgen verändern soll und wie sie sich vor allen
Dingen verbessern sollte oder zu einem besseren Ort werden könnte.
Aber es geht mir nicht nur um die Schule, sondern das allgemeine Handeln von unserer Gesellschaft
muss überdacht werden. Es kann so nicht weitergehen: von allen Seiten wie Beruf, Wirtschaft und
Schule merke und höre ich, dass dort etwas schief läuft.
Mit diesem Text möchte ich keine direkte Kritik äußern oder die Schule in jeder Hinsicht schlecht
machen sondern einfach mein Empfindungen und Erfahrungen äußern und damit zum überdenken
anregen, weil ich einfach diese schreckliche Unzufriedenheit jeden Tag aufs neue Ertragen muss. Das
betrifft sogar Lehrer. Dann man fragt sich: „was machen ich gerade hier überhaupt in der Schule... Ich
gehöre hier einfach nicht hin...“
Ich könnte noch unendlich viele Seiten Papier mit diesem Thema füllen.
Von Olivia.B