Mach dein Ding!

„Ich wollte
die Welt verändern“

Mit gerade einmal 28 Jahren sitzt Terry Reintke als Abgeordnete im EU-Parlament und macht sich für Jugendliche und Gleichberechtigung stark. Ganz schön beeindruckend! SPIESSER-Praktikantin Juliane hat sie ihr Erfolgsgeheimnis verraten: Leidenschaft.

06. August 2015 - 09:53
SPIESSER-Autorin Julianchen.
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Julianchen Offline
Beigetreten: 12.09.2012

Sie haben Politik zu Ihrem Beruf gemacht. Warum und was genau wollen Sie verändern?

Ich wollte die Welt verändern und ich will das auch nach wie vor. Ich habe mit ungefähr 16 Jahren angefangen, mich politisch zu engagieren. Am Anfang war es nicht mein Plan, Politikerin zu werden. Aber mit der Zeit habe ich gesehen, dass die wichtigen Entscheidungen in Parlamenten getroffen werden und dass ich das beeinflussen möchte.


Terry Reintke geht auf die Straße und kämpft
für die Welt - hier bei der Gay Pride in Istanbul.
Mit gerade mal 28 Jahren sind Sie die jüngste Abgeordnete im Europaparlament. Wie haben Sie es geschafft, in Ihrem Alter so viel zu erreichen?

Eine sehr schwierige Frage (lacht!). Das Allerwichtigste ist Leidenschaft, klare Ziele zu haben und auch dafür zu kämpfen. Selbst wenn man eine Niederlage erlebt, wenn etwas nicht  läuft, einfach am nächsten Tag wieder aufzustehen und weiterzukämpfen. In dem Jahr im Europäischen Parlament gab es immer wieder Punkte, wo ich nicht das erreicht hatte, was ich mir vorgenommen hatte. Aber dann muss man wieder Energie und Motivation finden und weitermachen.

Auf Plattformen wie change.org kann jeder eine Petition, also eine Art Beschwerde, formulieren und sie an den Bundestag weiterleiten. Was halten Sie von solchen Initiativen?

Es ist wichtig, dass es genau solche Initiativen und Möglichkeiten gibt, dass Menschen selbst Petitionen starten, und mit Hilfe verschiedenen Instrumenten ihre Forderungen hörbar machen können.

Ich glaube, dass das Internet eine sehr wichtige Plattform ist. Durch  soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook kann man eine viel breitere Debatte führen und wird auf Dinge aufmerksam, auf die man vielleicht sonst gar nicht aufmerksam geworden wäre. Daher versuche auch ich als Abgeordnete diese Plattformen zu nutzen, damit Menschen die Möglichkeit haben, mit mir ins Gespräch zu kommen, mir ihre Meinung zu sagen und was verändert werden sollte.

Für welche Themengebiete machen Sie sich besonders stark?

Ich habe im Wahlkampf und auch jetzt im EU-Parlament viel zum Thema Jugendarbeitslosigkeit gemacht. Da es in der Krise, in der wir gerade stecken, ein großes Problem in vielen europäischen Ländern ist. Darüber hinaus setzte ich mich für Gleichberechtigung ein. Ich kämpfe zum Beispiel für eine europäische Frauenquote und dafür, dass Frauen und Männer überall in der Europäischen Union den gleichen Lohn für die gleiche Arbeit bekommen.

Warum setzen Sie sich besonders für Jugendliche ein?

Ich bin mit 28 selbst noch relativ jung. Und einer der Punkte, weshalb ich kandidiert habe, war der Wunsch, eine Stimme für junge Menschen im Europäischen Parlament zu sein. Junge Menschen sollten die europäische Politik aktiv mitgestalten können, deshalb sind für mich die Bedürfnisse und Interessen von jungen Menschen zentral.

Wie können sich junge Leute politisch wirksam engagieren und auf politischer Ebene „etwas erreichen“?

Ich glaube, es gibt ganz unterschiedliche Wege. Es kann das soziale Engagement sein, in der freiwilligen Feuerwehr auf dem Dorf, politische Jugendorganisation, die Mitbestimmung in der Schule oder an der Uni.
Aber auch eine klare Interessenvertretung, Forderungen aufzustellen und diese kreativ vorzubringen. Dass Menschen auf die Straßen gehen und auf ihre Forderungen aufmerksam machen, so etwas bräuchten wir viel mehr.

Was würden Sie einem jungen Menschen mit auf den Weg geben, der ähnliche Ziele verfolgt wie Sie und in der Politik Fuß fassen möchte? Was müsste er mitbringen?

Man muss Lust haben, etwas zu verändern. Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege und Formen, das zu tun. Daher würde ich nicht sagen, dass man irgendwas Besonderes mitbringen muss. Man muss nicht besonders gut in der Schule sein, fünf Sprachen sprechen – solange man leidenschaftlich ist und man klare politische Ziele hat. Dann wird man auch Wege finden, sich politisch einzubringen und das eigene Umfeld verändern.

Wo soll ihr Weg noch hingehen?

(lacht) Ich bin gerade glücklich. Ich schau einfach, was die Zukunft noch bringt, ich habe keinen konkreten Plan.  Ich werde mit Sicherheit noch einmal etwas anderes ausprobieren, als nur Politik zu machen. Aber was das genau sein wird, weiß ich noch nicht.

Interview: Juliane Ulbricht
Fotos: Büro Terry Reintke

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