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Survival-Training: Blink 182 schmetterte in Berlin

Die Ausstattung passte in nicht weniger als zwölf Trucks. Deshalb musste das Konzert von der Zitadelle Spandau in die Max-Schmeling-Halle in Berlin verlegt werden. Die Halle, in der gut 12'000 Zuschauer Platz haben, war gut gefüllt und die Bühnendecke mit Lautsprechern und Scheinwerfern so gut ausgestattet, dass jeder Technikfreak schon so vor Aufregung geplatzt wäre.

02. July 2012 - 15:24
von SPIESSER-AutorIn lara.sc.
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lara.sc Offline
Beigetreten: 23.08.2011

Blink 182 war letzten Samstag in Berlin live zu erleben. 1992 gegründet feiert die amerikanische Rockband gerade praktisch ihre Geburtstagsparty zum 20. Jubiläum - und eine große Party ist es allerdings. Nachdem die Band diesen Sommer bereits durch halb Europa gereist ist, wurde sie mit großer Freude nun in Berlin empfangen. Ein Freund und ich waren dabei. 

Supportgruppen waren The All American Rejects, deren Lied "Gives You Hell" vor einigen Jahren auch in Deutschland einen recht großen Erfolg feiern konnte, und Royal Republic, eine Rockband aus Schweden. Letztere fand ich persönlich bei weitem besser, als die erste Supportband. Der Versuch von The All American Rejects, so viele Schimpfwörter wie möglich in einen Satz zu packen, wirkte eher gezwungen als aus tiefster Rocker-Seele zu stammen. Royal Republic überzeugte die Zuschauermassen schon eher. Die Bandmitglieder und vor allem der Sänger versanken bis über beide Ohren in ihrer Musik und nicht nur darin: Schweiß tropfte wie in Wasserfällen von ihren Gesichtern, der Sänger, der eine schwarze Lederjacke trug, sah aus, als wäre er in einen Pool gefallen, der Schlagzeuger beeindruckte mit einem gewaltigen Solo und die Ansagen der Band stachelten das Publikum immer weiter dazu an, die Nerven zu verlieren. Nach einer Weile erklärte der Sänger von Royal Republic, dass es schon immer sein Traum gewesen war, in einer Heavy-Metal-Band mitzuspielen, und forderte die Massen dazu auf, die Fäuste in die Luft zu trommeln und so wild wie möglich herum zu springen. Seinem Ausruf zu Chaos wurde mit Freude nachgekommen. 

Nach den beiden Supportgroups mussten wir gut fünfzehn Minuten warten, bis sich endlich Blink 182 blicken ließ. Ein großer schwarzer Vorhang, den man über die Bühne geworfen hatte, verstärkte die Anspannung nur noch. Schließlich ging es los: der Vorhang fiel zu Boden, die Musik zertrümmerte fast unsere Trommelfelle und die Zuschauer verloren wohl jeglichen Verstand. 

Mein Freund und ich sind beide nur 1.65m groß. Normalerweise ist das bei Konzerten kein Problem - abgesehen davon, dass man des öfteren auf Zehenspitzen stehen muss, um überhaupt was sehen zu können. Samstagabend wurde der Begriff "klein sein" jedenfalls völlig neu geprägt. Es wird durchaus gruselig und tatsächlich lebensbedrohlich, wenn man von Zwei-Meter-Typen umringt ist, die alle so aussehen, als würden sie regelmäßig trainieren und bereits jede Menge Alkohol intus haben, und die plötzlich anfangen, wie von Sinnen herum zu springen, wie Stiere im Kreis zu rennen und dabei alles umhauen, was ihnen in die Quere kommt. Mein Freund und ich waren zwar sehr spät zum Konzert gekommen, hatten es aber geschafft, uns ganz nach vorne in die Mitte, also auf die besten Plätze zu schieben. Ich nehme an, da ist es dann doch wieder ganz praktisch, klein zu sein. Als Blink 182 jedenfalls anfing zu spielen, wurden wir von den tobenden und schubsenden Massen auseinander gerissen. Auf beiden Beinen stehen zu bleiben wurde echt zum Nervenkitzel und also bahnten wir uns den Weg zurück an den Rand. Nach mehreren ausgeteilten und eingesteckten Ellenbogenhieben und nachdem Bier-Ausweichen zu einer neuen Sport-Disziplin erweckt wurde, fanden wir uns neben den größten Lautsprechern wieder, und blieben da für den Rest des Konzerts aus. Es war eindeutig gesünder. 

Das Konzert von Blink 182 kann eigentlich nur mit Superlativen beschrieben werden. Natürlich wurden viele bekannte Lieder gespielt, zum Beispiel "I Miss You" und "All The Small Thing", aber auch andere Songs begeisterten die Massen. Wieder wurden wir Zeugen von außergewöhnlichen Schlagzeug-Solos und konnten ebenso wenig wie der Rest der Zuschauer aufhören herum zu springen, uns gegenseitig im headbanging zu übertrumpfen und der Band ihre eigenen Songtexte entgegen zu schmettern. Die Atmosphäre war atemberaubend. Die muskulösen Typen von der Security warfen immer wieder Aggressionsbälle in die Massen, damit die Menschen sich nicht gegenseitig die Köpfe einschlugen. Am Rand sah man auch immer wieder, wie verschwitzte, durchtätowierte Kerle, die vorne zu sehr austickten, herausgezogen und zur Seite geschleust wurden - von da aus stürzten sie sich aber gleich wieder torkelnd in die ihnen ausweichende Menschenmenge. 

Am Ende warfen Blink 182 noch ihre Drumsticks und Plektra den Zuschauern zu und ein Papierschnipsel-Regen ergoss sich über die Massen. Die Show endete mit einem Gitarrensolo, das  den Boden zum Vibrieren machte und in so großer Nähe zu den Lautsprechern fast unerträglich war. Trotzdem war es ein unglaubliches Musikerlebnis, dass sicher nicht nur mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. 

Das Konzert war einfach klasse. Der Kampf um T-Shirts, an dem ich mich natürlich prompt beteiligte, und die vielen glücklichen, schweißnassen Gesichter danach bezeugen das. Für alle, die das Konzert in Berlin leider verpasst haben: Blink 182 ist noch bis zum 26. Juli auf Tour und spielt dabei unter anderem in Zürich, Liverpool, Nîmes, Barcelona und Madrid. Infos gibt's auf der offiziellen Homepage der Band, Videos von Berlin auf Youtube. Viel Spaß!

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Kommentare

Drei Kommentare
  • Wie überraschend, dass da sowas vor der Bühne los ist ;)

  • Genauso war es...es war ne Ewigkeit bis die Chaoten endlich anfingen zu spielen...aber ihr seid wenigstens 1,65m groß...ich nur 1,62m grins...die großen Menschen konnte man aber dennoch gut beschäftigen, wenn die einmal beim springen in der Luft waren, war es eigentlich nur Physik...hihi...Also ich werd das wiederholen, wenn ich die Chance dazu habe!

  • Schöner Artikel!

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