SPIESSER Beschäftigungstherapie

Von Not und
Erfindertum

Plötzlich offline? Ein absoluter Albtraum und eigentlich undenkbar in der heutigen Zeit. Doch genau das ist SPIESSER-Autorin Jacqueline passiert – Entzugserscheinungen, Orientierungslosigkeit und die Lust auf Bücher inklusive.

30. April 2014 - 10:20
SPIESSER-Autorin JacquelineMoeller.
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JacquelineMoeller Offline
Beigetreten: 30.01.2014

Meine Hände zittern, mein Atem stockt und meine Augen weiten sich. In meiner Hand befindet sich ein unscheinbares Schreiben meines neuen Internetanbieters, der mir soeben die frohe Botschaft überbringt, dass ich 1,5 Monate, also 45 Tage oder auch 1.080 Stunden ohne Internetanschluss auskommen muss. Ich bin entsetzt! Und das nur, weil mein Vormieter mit seinem alten Vertrag die Leitung blockiert.

Internet weg, alles weg

Da war die Welt noch online...

Meine Gedanken rasen: Wie soll ich meine ersten Wochen im neuen Semester auskommen, ohne Vorlesungsskripte einzusehen? Wie soll ich mit meinen Freunden in Übersee Kontakt halten, wenn dies über SMS Schreiben hinausgehen soll? Ohne Skype? Wie soll ich E-Mails beantworten oder aber nachschauen, wo sich die nächsten Ämter etc. befinden, jetzt wo ich mich auch noch in einer neuen Umgebung zurechtfinden muss? 1,5 Monate ohne Internet sind einfach nicht machbar, so lautet mein Urteil nach kürzester Zeit.

Erste Entzugserscheinungen

Einen Tag später komme ich mir fast schon wie auf Entzug vor. Wenn Internetnutzen süchtig macht, so bin ich mit Sicherheit davon betroffen. Kaum sitze ich noch etwas schlaftrunken am Frühstückstisch, setzt der Automatismus ein und ich greife zu meinem Handy, um die lokale Tageszeitung zu googeln, bis es mir wieder siedend heiß einfällt: Handy hin oder her, Internet habe ich trotzdem nicht. Also gebe ich auch dieses Vorhaben auf und greife stattdessen zu meinem Buch, was ich schon seit bestimmt vier Monaten nicht mehr in Augenschein genommen habe. Wer weiß, vielleicht ist es gar nicht schlecht, dass ich nun einmal ohne das World Wide Web auskommen muss und mich stattdessen wieder einmal der Literatur zuwende.


Analoge Medien gibt's ja auch noch...

Mein anfänglicher Optimismus wendet sich in den darauffolgenden Wochen um 180 Grad. Mittlerweile sind zwei Wochen vergangen. Zwei Wochen in denen ich mich fühle, als wäre ich von der Zivilisation abgeschnitten: Mein abendliches Ritual, eine Fernsehsendung zu schauen, ist Geschichte. Die Angewohnheit, das Internet zu konsultieren, wie ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von A nach B komme, ist ebenfalls passé, stattdessen bin ich nun offiziell Spezialist, was die Netzfahrpläne angeht und der Satz: „ Kannst du das vielleicht für mich nachschauen, ich habe momentan kein Internet“, hat mit Sicherheit jeder meiner Freunde bestimmt schon zweimal gehört.

Rettung naht!

Karte gezückt, Bibliothek besucht...

Aber Not macht bekanntlich erfinderisch und ich bin in Not, in „Ich brauche dringend Internetempfang“-Not.
Es ist Mittwochabend 19 Uhr. Ich befinde mich in der Umgebung, um die ich allzu gerne einen Bogen mache, besonders wenn die Klausurphase noch nicht ansteht: Die Bibliothek. Ein Ort, mit dem ich eigentlich nur Unangenehmes verbinde, wie z.B. Hausarbeitschreiben, Stress, Abgabetermin und Druck. Aber das soll sich nun ändern. Als ich dort meinen Computer aufklappe, ertönt der gewohnte Begrüßungslaut. Meine Stimmung hebt sich auf der Stelle und ich fange an, mich an der WLAN Bedienungsanleitung der Bibliothek zu versuchen. Kaum erscheinen die bunten Buchstaben der Suchmaschine, ertönt mein Handy. Eine Freundin fragt, ob ich zusammen mit ihr und zwei weiteren Kommilitonen Eis essen gehen möchte. Einen Moment halte ich inne und werfe einen sehnsüchtigen Blick auf meinen Computer, bis die Entscheidung gefallen ist: Ich gehe Eis essen. Es geht doch auch und sogar ganz gut ohne Internet!

Text: Jacqueline Möller
Fotos: Flickr-User GraciolliDotcom (CC BY 2.0) / Jacqueline Möller

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Kommentare

Ein Kommentar
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