Meinung

Mindestlohn: Hurra!... Hurra?

Es geht durch alle Medien: Der Mindestlohn ist da! Hurra! Hurra! Und trotzdem fällt es mir schwer auf diese höchst aktuelle Entwicklung nicht mit einer gehörigen Portion Skepsis zu reagieren.

04. July 2014 - 15:00
von SPIESSER-Autorin Individuot.
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Individuot Offline
Beigetreten: 01.07.2014

Natürlich finde auch ich einen Mindestlohn gut und für seit langem angebracht. Im europäischen Vergleich ist es erstaunlich, dass ein wirtschaftlich so gut gestelltes Land wie Deutschland so lange für diesen Beschluss gebraucht hat. Zwar sind 8,50 Euro nicht die Welt, aber es ist schon mal ein Anfang. Was lange währt, wird endlich gut? Na, gucken wir mal:

Meinen ersten Job hatte ich mit 16 Jahren, seit dem hab ich bis zum Studienbeginn immer irgendwo gearbeitet, hatte manchmal bis zu drei Jobs gleichzeitig und kann trotzdem nicht behaupten in Saus und Braus gelebt zu haben. Für Nebenjobs, für Teilzeitjobs, für so ziemlich alle Jobs ist der Mindestlohn deswegen in meinen Augen eine richtig gute Entwicklung.

Sobald es aber um Praktika geht, ist das Ganze plötzlich nicht mehr ganz so eindeutig. Ich freue mich, dass ich nun auch in den zahlreichen Praktika, die für mich als Geisteswissenschaftlerin unumgänglich sind, so gut entlohnt werde, dass ich keine Nebenjobs mehr brauche. Ach was! Dass ich überhaupt entlohnt werde ist schon toll! Hurra!

Hurra? Als ich zu dem Abschnitt über Praktika betreffende Ausnahmen komme, werde ich skeptisch und die Maschinerie des „Was wird, wenn...?“ geht in meinem Kopf los. Pflichtpraktikanten bekommen gar keinen Mindestlohn und auch bei freiwilligen Praktika muss er erst ab dem vierten Monat im Betrieb gezahlt werden. Was bedeutet das für mich? Werden mir nun die Praktikumsstellen von denen vor der Nase weggeschnappt, die ein Pflichtpraktikum machen müssen? Oder muss ich mich darauf einstellen, dass ich von allen meinen Arbeitgebern nach drei Monaten vor die Tür gesetzt werde?

Dann entdecke ich einen Satz, der alles wieder auf den Kopf stellt und mir zumindest ein wenig die Zukunftsangst nimmt: „Jeder der einen Studien- oder Berufsabschluss vorweisen kann, hat Anspruch auf den Mindestlohn im Praktikum.“ Okay, das ist doch schon mal ein riesiger Schritt in die richtige Richtung – vor allem für Geistes- und Sozialwissenschaftler. Natürlich kann es sein, dass es ab jetzt einfach weniger Praktikumsstellen geben wird oder diese nur noch als Pflichtpraktika vergeben werden. Aber Ich hoffe einfach, dass die meisten Arbeitgeber den hohen Wert von Berufserfahrung kennen, die man während eines Praktikums sammeln kann. Bei denen, die es nicht tun und unerfahrene Praktikanten bevorzugen, nur weil sie ihnen nichts zahlen müssen, will ich zumindest ganz sicher nicht arbeiten!

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Kommentare

Ein Kommentar
  • Zuerst möchte ich denen, die ein Praktikum suchen, viel Glück wünschen. Ich habe bei meiner Jobsuche zurzeit viele Anfragen gefunden und zumindest da schien die Regelung mit dem Mindestlohn angekommen zu sein.
    Allgemein bin ich ganz froh, dass der Mindestlohn jetzt durchgesetzt wurde; umso mehr schockiert es mich, dass immer noch viele Jobangebote 6 Euro/Stunde anbieten. Wovon soll man bei der momentanen Wirtschaftslage als Student leben, wenn man sich für kleine Beträge abrackern muss?
    Da muss man wohl ganz genau hinsehen, wie sehr sie sich ans Gesetz halten... denn übers Ohr hauen lassen darf man sich einfach nicht!
    Dazu braucht ein Student seine kostbare Zeit einfach zu sehr..

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