An den vergangenen Sommer erinnert sich Rauand gern zurück. Die Urlaubszeit verbrachte der Schauspielschüler in der Autonomen Region Kurdistan im Norden des Irak – jener Gegend, aus der er einst nach Deutschland geflohen ist. mitmischen-Autorin Anne hat er von seiner Flucht erzählt.
12. December 2012 - 12:15 SPIESSER-Autorin JuliANNE.
1979 übernahm Saddam Hussein die Macht im Irak. Unruhige Zeiten für den Staat im Nahen Osten und seine Bewohner folgten: Der acht Jahre lang dauernde Krieg zwischen Iran und Irak, der zweite Golfkrieg sowie der Aufstand der Kurden 1991 und der folgende Bürgerkrieg lösten Massenfluchten aus. "Viele Kurden verließen aufgrund der miserablen sozialen und wirtschaftlichen Situation ihr Heimatland und suchten im Exil nach einer sicheren Existenz", erinnert sich Rauand. Auch seine Familie gehört der ethnischen Minderheit an. 1998 flohen die Eltern mit seinem großen Bruder und ihm nach Deutschland. Sechs Jahre war er damals alt.
Vierzehn Jahre später hat sich in dem Staat einiges geändert. Das konnte der inzwischen 20-Jährige im Urlaub hören, sehen und fühlen: "Herzliche Menschen, schöne Städte – der Aufenthalt war wirklich toll." Kurdistan, heute Autonome Region, erhole sich allmählich. Nur eines hat ihn leicht verwirrt: "Meine Landsmänner nannten mich Europäer. Das war schon komisch, denn meine Heimat ist und bleibt der Irak."
Keine Garantie fürs Ankommen
Doch bei dem Besuch kehrten auch viele Erinnerungen an die monatelange Flucht zurück. "Weg, nur weg" wollten seine Eltern damals. Rauand und der Bruder sollten in einer sicheren Umgebung aufwachsen. Die Wahl der neuen Heimat fiel auf Deutschland. "Das hat sich einfach so ergeben, weil wir dort Verwandte hatten, von denen wir uns Starthilfe erhofften", erklärt Rauand. Das Industrieland kannten sie aus den Erzählungen der Tanten. Die waren bereits 1995 ausgewandert und zufrieden mit dem Leben in Nürnberg.
"Unsere Flucht war eine Nerven raubende und vor allem unsichere Angelegenheit: Wir hatten keinerlei Garantie, dass wir Deutschland überhaupt erreichen würden. Erst jetzt wird mir bewusst, wie wahnsinnig gut mein Vater, der damals selbst als Grenzkontrolleur gearbeitet hat, vorausdenken musste. So eine Flucht kann nur erfolgreich sein, wenn sie genau durchgeplant ist", bemerkt Rauand.
Von Grenzkontrolleuren ertappt
Mit dem Auto verließ die Familie den Irak und fuhr an die türkische Ägäisküste. "Dort setzten wir mit dem Schiff nach Patras über, einer Stadt in Griechenland. An Bord waren noch viele andere Flüchtlinge", erzählt der heute 20-Jährige. "In Patras erwarteten uns zum ersten Mal ganz große Probleme: In der Nacht entdeckten uns Grenzkontrolleure. Sie kamen mit ihren Hunden. Ich teilte mir mit meinem Bruder einen Schlafsack. Noch heute weiß ich genau, wie die Tiere an uns gerochen haben. Meine Eltern wurden komplett durchsucht." Da habe er erstmals blanke Angst in ihren Augen gesehen.
Wie die Grenzkontrolleure über das Schicksal von Rauland und seiner Familie entscheiden und wo ihre Flucht sie noch hinführt lest ihr auf mitmischen.de
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[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
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