Kinofeeling

Bandcoaching schwer gemacht

Sich um eingebildete, verarmte und aggressive Möchtegern-Rockstars kümmern? Für dieses Jobangebot zieht ein naiver Postbote aus einem walisischen Kaff in die Hauptstadt des Rock’n’Roll. SPIESSER-Autorin Louisa hat für euch geprüft, ob die neue Musik-Komödie „Svengali- Das Leben, die Liebe, und die Musik“ auch wirklich hittauglich ist.

26. June 2014 - 14:01
SPIESSER-Autorin Lou_.
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Lou_ Offline
Beigetreten: 25.02.2011


Dixie will nach London und Bandmanager werden.

Manager einer Band zu sein, ist heutzutage mit Sicherheit um einiges langweiliger als vor ein paar Jahrzehnten. Man denke nur an Brian Epstein mit den Beatles, Malcom McLaren mit den Sex Pistols oder Alan McGee mit den Libertines. Paul „Dixie“ Dixon (Johnny Owen) möchte in die Fußstapfen der „Svengalis“, den großen Managern des Rock’n’Roll treten. Dafür zieht der Postbote im besten Alter mit seiner Freundin Schell (Vicky McClure) aus dem ländlichen Wales nach London. Sein Ziel: Die Garage-Rock-Band Premature Congratulations, die er auf YouTube gefunden hat, zu managen. Der geht es, neben der Musik, nur um die Mädchen und das Geld. Von letzterem hat Dixie selbst viel zu wenig, dabei wollen seine neuen Schützlinge ständig Champagner und ihre Miete. Sein ehemaliger Schulfreund Horsey (Roger Evans) ist ihm dabei auch keine Hilfe. Der hat zwar einen gut bezahlten Beruf in einer Plattenfirma, mit seinem alten Freund aus Wales will er aber gar nichts mehr zu tun haben. Also muss ein richtiger Job her. Für einen Anhänger der Mod-Kultur wie Dixie, der Musik der 60er und 70er Jahre klasse findet, kommt da natürlich nur der Job im Plattenladen in Frage. Dumm nur, dass der Plattenhändler Don (Martin Freeman) ihn gar nicht cool findet. Als auch noch Dixies Vater schwer krank wird und seine Freundin aus der gemeinsamen Wohnung zieht, muss er sich zwischen seiner Liebe zur Musik und der Liebe zu seiner Freundin Schell entscheiden.

Selbstkritische Stars

Die Premature Congratulations sollen durch Dixie
groß rauskommen.

Dafür, dass der Film eine Independent-Produktion ist, konnten die Filmemacher um Regisseur John Hardwick und Produzenten und Hauptdarsteller Jonny Owen viele bekannte Namen gewinnen. Vicky McClure, die Schell spielt, konnte schon in der „This Is England“-Reihe überzeugen. Für viele Lacher wird auch Martin Freeman als ausgeflippter Plattenladenbesitzer Don sorgen. Normalerweise kann man Freeman als Hobbit oder neben Benedict Cumberbatch als John Watson in Sherlock zu sehen. Auch Gastauftritte wie die von Oasis-Entdecker Alan McGee oder Carl Barât von den Libertines zeigen, wie viel Liebe die Filmemacher ins Detail gesteckt haben. Diese Gastauftritte wirken vor allem deshalb so gut, weil der Film genau diese Gaststars parodiert. Wenn die „Prems“ halbnackt in Dixies Wohnung Gitarre spielen oder vor ihrem ersten Auftritt handgreiflich werden, fühlt man sich stark an die Libertines mit Carl Barât und Pete Doherty erinnert. Auch Alan McGee, der erst kürzlich in seiner Biografie „Creation Stories“ von seinen Drogeneskapaden berichtete, kriegt in Form des koksenden Horseys sein Fett weg.

Soundtrack mit Situationskomik

Vitamin B: Dixie und sein großes Vorbild Alan McGee

Ein Film wie „Svengali“ kommt natürlich nicht ohne einen passenden Soundtrack aus. Mit Künstlern wie Jake Bugg, Miles Kane, den Stone Roses und den Pogues schafft Svengali bei der Songauswahl den Spagat zwischen jungen und alten Musikfans. Der Soundtrack kommt im Film auch immer an der richtigen Stelle zum Einsatz. Wenn Dixie vor dem Privatclub „Soho House“ auf seinen Freund Dixie wartet ertönt die Zeile „Waiting For A Thousand Years, Sailing On A Thousand Tears“ von The Coral. Als es vor dem ersten Auftritt der Band zum Streit eskaliert, singt Pete Doherty „Have we enough to keep it together? Or do we just keep on pretending and hope our luck is never ending?“ und fasst somit die Szene für den Zuschauer zusammen. So baut der Film auch durch seinen Soundtrack eine gewisse Situationskomik auf.

Musikodyssee mit Parka und Plastiktüte

„Svengali – Die Liebe, Das Leben und Die Musik“ ist besonders für Freunde der britischen Rockmusik ein Highlight. Durch das Zusammenspiel von Newcomern, bekannten Schauspielern und Größen aus dem Musikbusiness fesselt der Film die Zuschauer. Wer sich zwar nicht für Brit-Pop interessiert, aber die Tücken des Musikbusiness kennenlernen will, ist bei diesem Film punktgenau aufgehoben. Als Zuschauer kann man sich mit Hauptfigur Dixie mit Parka und Plastiktüte auf eine chaotische Musikodyssee nach London, Wales und Schottland begeben. Dixies naiver Charme kommt im Original mit walisischem Akzent übrigens noch besser daher.


Svengali – Das Leben, die Liebe und die Musik

Regie: John Hardwick

Schauspieler: Johnny Owen, Vicky McClure, Martin Freeman, Roger Evans

Länge: 92 Minuten

Erhältlich ab dem 26.06.2014 auf DVD, Blu-Ray oder als Film On Demand

 

Text: Louisa Zimmer
Fotos: Universal Pictures

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