Analysis, Stochastik, lineare Algebra: So sahen meine ersten Mathe-Semester aus, erst einmal nicht viel anders als in der Schule. Aber wenn wir Formeln früher einfach nur angewendet haben, leiten wir sie jetzt her.
Das ist schon eine große Umstellung. Wir gehen da ganz anders ran, wesentlich abstrakter. Diese Art, strukturiert zu denken hilft mir auch, wenn ich beispielsweise größere Aktivitäten im Freundeskreis plane.
„Wie lassen sich mathematische Modelle mit 3-D-Funktionen am Computer zeichnen?“
Später im Studium konnten wir nach Belieben Vertiefungskurse wählen. Im angewandten Bereich ging es bei mir unter anderem um die Frage „Wie lassen sich mathematische Modelle mit 3-D-Funktionen am Computer zeichnen?“ Zum Beispiel stelle ich einen Hut dar, indem ich ihn aus vielen kleinen Dreiecken zusammensetze und mich so seiner tatsächlichen Form nähere. Dies nennt man die Methode der Finiten Elemente. Dafür sitze ich an Programmiersprachen wie Matlab,C++ und Java.
Was ich nach dem Studium mache, weiß ich noch nicht so genau, vielleicht schreibe ich meine Doktorarbeit. Das Thema für meine Diplomarbeit habe ich schon: Es geht um so genannte Metamaterialentwicklung. Dies sind Materialien mit extremen Eigenschaften, die man nur künstlich erstellen kann.
"Ein Mädchen, das Mathematik studiert?"
In meinem Fall sollen dünne Beschichtungen entwickelt werden, die die Eigenschaft haben, Licht – also elektromagnetische Wellen – nicht reflektieren zu lassen, sondern einfach umzuleiten. So wird das beschichtete Objekt unsichtbar bezüglich elektromagnetischer Messungen. In der Tumormedizin könnte man damit zum Beispiel durch Auflegen speziell beschichteter Metalle, die den Kontrast zwischen gesundem und krankem Gewebe verstärken, bessere Messungen machen, ohne dass auf dem Bild das Metall im Weg ist.
Lässt man die Lehramtsstudenten außen vor, sind bei uns nur etwa 30 Prozent Frauen in den Mathe-Vorlesungen, und wenn ich von meinem Studium erzähle, sind viele verwundert: Ein Mädchen, das Mathematik studiert? Ich glaube, beides hat miteinander zu tun. Denn gerade so ein Satz trägt dazu bei, dass sich viele Mädchen ein Mathe-Studium nicht zutrauen.
Rechnen und Schreiben sind die ersten Dinge, die man in der Schule lernt. Tatsächlich ist Mathe auch für die meisten MINT-Berufe unentbehrlich. Aber mit dem kleinen Einmaleins ist es nicht getan, vielmehr braucht es die Fähigkeit, Probleme zu analysieren und strukturiert lösen zu können. Mathematiker sitzen dabei nicht im stillen Kämmerlein, sondern arbeiten oft im Team. Meist sind die Inhalte eng mit Informatik, Elektronik oder Biologie verknüpft. Mathematiker sind vielseitig einsetzbar. 2008 waren nur 525 bei der Bundesagentur als arbeitslos gemeldet. 3.200 Euro verdienen studierte Mathematiker durchschnittlich in ihrem ersten Job pro Monat.
Berufe rund um Mathematik
Aktuare – bewerten Aktien für eine Bank und berechnen Beiträge für Versicherungen, werten in der Marktforschung Prognosen aus
Demografen – versuchen, die Bevölkerung in Zahlen zu fassen, arbeiten bei statistischen Ämtern oder in der Marktforschung
Mathematisch -technische Assistenten – kümmern sich um Rechnersysteme und Netzwerke, installieren und konfigurieren Programme
Ökonometriker – überprüfen am Computer mit Simulationen und Modellen, welche Folgen wirtschaftliche Entscheidungen haben können
Statistiker – werten gesammelte Daten aus Meinungsforschung, Qualitätsmanagement oder wissenschaftlicher Forschung aus und beraten Firmen, Behörden oder Verbände
Noch mehr Mathematikberufe – Biomathematiker, Biometriker, Computermathematiker, Finanzassistent, Finanzbuchhalter, Finanzkauffrau, Finanzmakler, Finanzwirt, Ingenieur für technische Kybernetik, Investmentfondskaufmann, Mathematischtechnischer Softwareentwickler, Systemwissenschaftler, Technomathematiker, Versicherungskalkulation
Ausführliche Berufsportraits findet ihr unter www.berufenet.arbeitsagentur.de
Gleich noch zur offiziellen Homepage von MINT schauen? www.mintzukunftschaffen.de
Redaktion: Jörg Flachowsky, Robert Kaak, Claudia Flach ¬
Fotos: Said Burg, Frank Grätz, Torsten Hönig, Matthias Popp, Jan Wilken
Grafische Umsetzung: Ronny Pietsch, Maik Wankmüller
@mint