ich freue mich, Ihnen heute mitteilen zu können, dass ich Ihre Unterstützung nicht mehr benötige. Ich hätte es Ihnen gerne persönlich gesagt, jedoch habe ich keinen Termin bekommen.
Gerne hätte ich die Bekanntschaft mit Ihnen vermieden. Zwölf Jahre Schule, fünf Jahre Studium, zwei Abschlüsse. Und doch konnte ich den Weg zu dem Ort nicht vermeiden, an dem nach meinem medialen Weltbild nur gescheiterte Existenzen und wild gewordene Jugendliche zu finden sind. Mein erster Tag bei Ihnen... endete nach einer halben Stunde im Wartezimmer mit dem Satz „Nee, hier sind se ne richtsch“. Der Beginn (k)einer wunderbaren Freundschaft.
Ich bin kein Freund von Klischees – und wahrscheinlich war es nur Zufall – aber Sie gaben mir all das, was ich erwartet hatte: Die pöbelnde Mutti der 16-jährigen Tochter mit Spachtelmasse im Gesicht aber ohne Hauptschulabschluss; den Jogginghosen-Träger mit Daunenweste und dem Ist-mir-doch-egal-Gesicht; und die Mitarbeiterin, die mir fehlende Medienkompetenz unterstellt, aber selbst schon beim Doppelklick an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit stößt. Inmitten dieser Reality-TV-Szenerie: Ich, wie ich eifrig Spiegel Online auf dem Smartphone lese, um mich klar zu distanzieren und nicht in Tränen auszubrechen. Wie hätte ich mich bei Ihnen wohlfühlen können?
Ein ganz normaler Tag auf dem Amt.
Liebes Arbeitsamt, lebst du eigentlich noch in der Realität? Du hast mir ernsthaft eine Teilzeitstelle bei McDonalds oder eine beliebige Ausbildung angeboten. Als ich auf die Vielzahl meiner ausstehenden Bewerbungen verwiesen habe, erntete ich ein müdes Lächeln. Als ich für ein Vorstellungsgespräch einen Vermittlungsgutschein wollte, hast du mir diesen verwehrt – noch sei nicht klar, ob ich nicht vielleicht doch heimlich vermögend bin.
Du hast mich durchschaut! Gerne habe ich meine freie Zeit in deinen tristen Trakten verbracht. Gerne habe ich gebettelt, damit ich ein Praktikum machen DARF. Und gerne sage ich dir jetzt: Ich brauche dich nicht mehr! Noch ein letztes Mal werde ich meine Beziehungspflichten erfüllen. Dann werde ich den Kontakt abbrechen.
Danke, liebes Amt! Ich beehre dich nie wieder!
Dein/e… Ach, das könnte jeder sein.
Text: Maria Müller
Illustration: Juliane Dorn Bild: Harry Hautumm / pixelio.de
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