Mein lieber peinlichster Moment, ich schreibe dir, um dir zu sagen, wie wichtig du mir geworden bist.
Klar, im ersten Moment sah das anders aus. Es war die sechste Klasse. Schulaufführung… Dein Auftauchen war für mich ein Schlag so tief in die Magengrube, dass es ein Geschwür hinterließ. Ein Geschwür, das zog und schmerzte und mir das Blut in den Kopf pumpte, sobald ich auch nur an dich dachte. Wer mich alles mit dir gesehen hat?! Freunde, Rivalen und Mädchen, die ich beeindrucken wollte! Du hast mich vor aller Augen blamiert.
Aber unsere Begegnung hat mich nicht zum Aussätzigen gemacht. Das Geschwür ist da, aber die Zeit hat es mit rosa Plüsch überzogen, es mit Lachen gepolstert und mit Selbstvertrauen zu einem Teil von mir gemacht. Inzwischen kann ich mit einem leichten Zwicken von uns erzählen, von damals, in der sechsten Klasse, von den wenigen Sätzen, die ich aufsagen sollte, als sich mein Mittagessen als Schwall über die Bühne ergoss.
Heute frage ich mich eher, was aus mir geworden wäre, wenn ich dich nicht getroffen hätte. Du hast mich wachsen lassen. Und ich weiß inzwischen, dass deine Brüder und Schwestern mir unablässig auflauern werden. Aber so erwischt wie du hat mich nach dir noch keiner.
Mein lieber peinlichster Moment, ich habe begriffen, was ich an dir habe. Aber verdammt nochmal, ein zweites Mal will ich dir nicht begegnen.
Ich hoffe du hast Verständnis,
Dein Henric
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