Liebe machen ist schön, kann aber auch die ganze Welt auf den Kopf stellen. Wie nervenaufreibend drei-Minütiges Warten auf das Ergebnis des Schwangerschaftstests sein kann, hat SPIESSER-Autorin Polina durchlebt.
31. March 2015 - 13:11 SPIESSER-Autorin Individuot.
das erste Mal von dir gehört habe ich von meinen Freundinnen. In vertrauten Runden erzählten sie mir, wie sie dir begegnet sind und wie du ihnen eine Heidenangst eingejagt hast. Ich hatte immer gehofft, dass ich dir erst gegenüber stehen werde, wenn du für mich eine Veränderung bereithältst, die mich mit reiner Freude und höchstem Glück erfüllt.
Ganz so sollte es nicht laufen. Jetzt, wo ich auf dich angewiesen bin, schnürt sich mir die Kehle zu. Und dann hüllst du dich auch noch in drei-Minütiges, endloses, zerreißendes Schweigen an dessen Ende eine Antwort stehen könnte, für die ich mich noch nicht bereit fühle. Natürlich kann es sein, dass alles beim Alten bleibt. Aber was, wenn nicht? Was, wenn du mir in zwei Minuten und 30 Sekunden verkünden wirst, dass mein Leben sich von Grund auf verändern wird - mit neuen Verantwortungen, neuen Erwartungen, neuen Ängsten und Sorgen?
In den letzten 90 Sekunden zerkaue ich zwei Fingernägel, stehe fünf Mal grundlos auf und laufe ziellos durch mein Zimmer. Du bringst mich dazu, mir selbst Fragen zu stellen, die ich mir eigentlich für die Zeit in fünf bis zehn Jahren aufheben wollte. Für die Zeit wenn ich „groß“ bin. Und über all den Fragen und den Zukunftsplänen, schwebt eine Frage: Wie sicher kann man sich jemals sein?
Kann es sein, dass ich auch in fünf bis zehn Jahren vor einer solchen Veränderung zurückschrecken werde, weil ich sie mir nicht zutraue? Versetzt du nicht nur junge Frauen, sondern Frauen jeden Alters und deren Partner in nervöse Unsicherheit? Irgendwie beruhigt mich der Gedanke als der Countdown für die letzten zwanzig Sekunden einsetzt. Und plötzlich bin ich all das: selbstständig, erwachsen, sicher. Denn zahlreiche Frauen vor mir haben sich dir gestellt und zahlreiche nach mir werden es noch tun. Und was die können, kann ich schon lange!
Deine Polina
Text: Polina Boyko
Foto: Moritz Rakutt
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