Jeder Mensch hat seine Macken. In New Arcadia ist das nicht der Fall: Es wimmelt von Cyborgs. Nur die Bewohnerin Hwa ist rein organisch. Mit dem neuen Roman von Madeline Ashby hat SPIESSER-Autor Nico einen Blick in die Zukunft gewagt.
In New Arcadia, einer von vielen Company Towns an der kanadischen Küste, lebt die junge Hwa – mit einem entscheidenden Unterschied zu den anderen Bewohnern. Sie ist die Einzige mit einem Körper ohne künstliche Bauteile oder körperliche Verbesserungen. Dadurch wird sie zur Außenseiterin und gleichzeitig doch zur Hoffnung auf eine bessere Welt.
Nachdem Familie Lynch die Stadt auf der Bohrinsel übernimmt, wird Hwa gebeten auf deren Sohn Joel Acht zu geben und ihn zu schützen. Eine Wahl hat sie bei dieser Bitte aber nicht wirklich. Joel, als Thron-Nachfolger auserkoren, ist in Gefahr. Nach einer überraschenden Mordserie an Frauen sind die Bewohner in Angst versetzt. Damit beginnt für Hwa eine heikle Mission, deren Spuren zu dunklen Mächten in der virtuellen Welt führen. Kann sie die Stadt und vor allem Joel retten? Und löst sie das Rätsel um ihren geliebten verstorbenen Bruder?
Wer steckt dahinter?
Es ist das dritte Science-Fiction-Werk der kanadischen Autorin Madeline Ashby, die auch US-amerikanische Wurzeln hat. Studiert hat sie Design und Innovation in Toronto, anschließend gearbeitet für namenhafte Marken wie Intel und Institute for the Future. Sonst schreibt die selbsternannte Futuristin für ihre Kolumne in der Wochenzeitung Ottawa Citizen.
Kurz und knapp oder dicker Schinken?
Wer gerne mit Hwa in die Küstenstadt New Arcadia eintauchen und eine Menge Spannung erleben will, der muss sich Zeit nehmen. Zwar ist das Buch leicht zu lesen, doch legt man es nur ungern in den zahlreichen mit Spannung geladenen Momenten zur Seite. Sowohl Leseratten als auch Einsteiger in das Genre werden mit den 384 Seiten glücklich.
Auf meinen Fahrten mit dem Zug ist das Buch mein treuer Begleiter gewesen, der die Zeit wie im Flug vergehen ließ. Mit dem Roman ist es nirgends wirklich anstrengend, in der Welt von Hwa und Joel zu versinken. Die Einteilung der Geschichte in zahlreiche Kapitel ermöglicht problemlose Pausen beim Lesen. Eine gelungene Abwechslung zwischen meinen Vorlesungen im Hörsaal, wie auch abends im Bett ist mir mit diesem Buch gelungen. Es zu lesen macht wirklich Spaß.
Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie schwer ist es, das Buch wegzulegen?
Aller Anfang fällt schwer. Auf den ersten Seiten ist der Einstieg in die Story etwas langwierig. Es dauert eine Weile, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt und spannend wird, aber wenn sich die Ereignisse zu überschlagen beginnen, fällt es nicht mehr leicht, das Buch beiseite zu legen. Das Buch steigert sich zusehends und verdient daher eine 7.
Wem borgt man es nach dem Lesen als erstes?
Star Wars-Fans und Hunger Games-Spotttölpel kommen bei dem düsteren Blick von Ashby in die Zukunft voll auf ihre Kosten. Gemeinsam mit Hwa und Joel wird die Reise durch die Welt voller Cyborgs zu einem Erlebnis, das einen das Gruseln lehrt. Mit großer Sicherheit hat jeder diese imperialen Fans oder stolzen Rebellen in seinem Freundeskreis, denen er das Buch unbedingt zeigen will. Das Buch ist für fanatische Futuristen ebenso geschaffen wie für neugierige Nerds.
Lieblingszitat:
„Das ist der Kern von Dystopien: Sie sind tatsächlich nur Nacherzählungen vom Lied anderer. Man muss sich die Zukunft gar nicht mehr vorstellen. Sie ist bereits da.“
In drei Worten:
Futuristisch. Düster. Hoffnungsvoll.
Text+Teaserbild: Nico Hajrahmatollahi
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