SPIESSER Beschäftigungstherapie

Creme Brûlée und Elektrogrill

Friederike stellt fest: Wir sind wie unsere Eltern. Nur 20 Jahre zu früh.

20. January 2013 - 16:16
SPIESSER-Autorin FriederikeMarie.
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FriederikeMarie Offline
Beigetreten: 19.05.2011

Wann kommt eigentlich diese Studentenzeit, in der man Dosen mit dem Hammer öffnet und Geschirr in der Badewanne spült? Unsere Eltern reden doch immer davon. Ich glaube, wir haben sie übersprungen.

Ich stand mal in der WG-Küche eines Freundes, der dann beim Kochen sagte: „Wirhaben jetzt eigentlich alles hier, aber die Lisa hat den Brenner für die Crème brûlée mitgenommen, der fehlt uns schon.“ Wir müssen lachen über diese Dekadenz und Erwachsenheit, die wir alle leben. Ich denke an Phil. Der träumt von einem Wäschetrockner neben der Waschmaschine, wie bei Mutti. Und an Sebastian. Der hat gerade erst zu Gänsebraten geladen. Silvi will ihren Elektrogrill einweihen und Jan besitzt einen Plasmafernseher. Marks Navi kann „Im Wagen vor mir“ singen. Wir Studenten haben alles und leben im Haushalt, als wären wir nie von zuhause ausgezogen. Was noch nicht da ist, muss irgendwie her. Schließlich braucht man sowas doch.

Altklug

Es hat etwas mit der Verschiebung von Werten zu tun. Und der Zeit, in der man von uns schon viel früher erwartet, wirklich erwachsen zu sein. Aber der wahre Grund ist ein anderer. Wir putzen, führen Buchhaltung, denken über eine Berufsunfähigkeitsversicherung nach, kaufen gerne Bio – wir sind wie unsere Eltern, weil wir keinen Grund haben, es anders zu machen. Nur irgendwie sind wir damit eigentlich 20 Jahre zu früh dran.

Wenn meine Mutter nach elf Uhr die Haustür aufschloss und ihr Vater noch wach war, dann holte er den Regenschirm und pfefferte ein paar ordentliche Hiebe auf ihren Hintern. Für mich ist das unvorstellbar. Wenn meine Mutter ausholt, dann zu einer großen Umarmung. Nichts wollte meine Mutter so machen wie ihre Eltern, als sie mit 18 über Nacht auszog.

Was wirklich wichtig ist

Generation iPhone statt Generation Glück.

Die Nachkriegsgeneration ist fleißig, hat Jobs, die ihr gefallen. Während kaum eine unserer Omas außer Haus gearbeitet hat, verdienen fast alle unsere Mütter Geld. Die 68er und Spät-68er sind politisch interessiert und fragen nach. Sie haben sich der fanatischen Sparsamkeit ihrer Eltern entrissen. Unsere Väter und Mütter haben das spießige Kleinbürgertum, die Gartenvereine, Regeln und Kegelklubs hinter sich gelassen. Sie haben sich geschworen, alles besser zu machen und ihre Kinder zu verstehen. Wir hätten es doch genauso gemacht. Damals. Deshalb sind wir ihnen so verbunden. Wir haben keinen Grund, unsere Eltern nicht zu mögen oder gegen sie zu rebellieren. Wer rebelliert, braucht eine Menge aufgestauten Frust.

So etwas Hochexplosives kennen wir  überhaupt nicht. Bei aller Peinlichkeit, die wir spüren sollten, während wir den Küchenbunsenbrenner vermissen und uns das neue iPhone 5 wünschen, sei uns auch ein wenig verziehen. Irgendwas läuft sicher nicht ganz richtig, wenn 20-jährige Studenten über die Vorzüge von Induktionsplatten und den Härtegrad ihrer Matratze diskutieren. Aber was soll man auch erwarten in einer Welt voll von (Wulff-)Affairen, Charlotte Roche, Burn-Out und Silikonbrüsten?

Generation Glück?

Quatsch vorraus!
Das Satiere Magazin TITANIC hat
einen Rückblick auf seine Rubrik
„Partner TITANIC” gewagt. Was
dabei herausgekommen ist, haben
Martin Sonneborn und Benjamin
Schiffner in dem Buch „Quatsch
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Egal, ob Gerüchte über Hasen,
Fingerabdrücke (zum Ausschneiden)
oder Fensterprogramm – ihr könnt
euch auf einiges gefasst machen.
Auf SPIESSER.de/gewinnen verlosen
wir fünf Exemplare des Buches
„Quatsch und mehr".

 

Bei all dem Irrsinnigen auf diesem Erdball ist man eben froh über ein veganes Würstchen auf dem Elektrogrill und Eltern, von denen man sich das Chaos hier erklären lassen kann. Da sind die Studiengebühren und die Deutsche Bahn ein viel zu kleines Übel für tiefen Protest. Das ist doch verständlich.

„Generation Willenlos. Generation Smartphone. Generation Meinungsfrei. Generation Facebook.“ Wie wärs mal mit Generation Glücklich? Wir sind seit Jahrzehnten die erste Generation, die ihre Eltern wirklich gut findet und davon einfach profitiert. Wir wenden uns nicht ab, nicht vor Hass, Enttäuschung oder Scham. Was unsere Eltern von ihren trennte, schweißt sie näher an uns.
Wenn wir damit die Zeit dosenöffnerloser Küchen verpassen, kann ich das ganz gut verkraften.

Text: Friederike Marie Krüger
Illustration: Daniel Richter

Foto: Carolina Bäckström / www.jugendfotos.de

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Kommentare

Drei Kommentare
  • Genialer Artikel!
    Haha ja wir verwöhnten Studenten ;)

  • sehr schoen geschrieben

    kann ich nur zustimmen!

  • generation glücklich, das ist gut. loool
    ...... das haben euch die Eltern wohl nicht vermittelt.
    Macht doch ne Dose glücklich auf, heute geht das ganz einfach.

    Ja jetzt weiß ich woran es liegt, die blöde Lara Croft hat doch die Büchse der Pandora geöffnet..... macht sie nochmal auf ;)

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