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Handwerkskammer Chemnitz

„Da ist viel Unterstützung durch den Betrieb gefragt“

André Pollrich ist Willkommenslotse bei der Handwerkskammer Chemnitz. Das heißt, er kümmert sich um die Vermittlung von Geflüchteten in den Ausbildungsmarkt und hilft den Unternehmen bei der Integration, organisatorischen und bürokratischen Anforderungen. Im
Interview erklärt er, mit welchen Ansätzen die HWK Chemnitz diese Aufgaben angeht.

09. September 2019 - 09:48
SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
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Beigetreten: 25.04.2009

André PollrichTelefon: 0371 5364-269

E-Mail: a.pollrich@hwk-chemnitz.de

Gibt es Ansätze, um Geflüchtete besser in Ausbildung zu bringen bzw. zu vermitteln?

Wir empfehlen in diesen Fällen eine möglichst lange Orientierungs- und Kennenlernphase. In enger Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit können verschiedene Tests sowohl in der Theorie als auch in der Praxis durchgeführt werden. Geeignet sind Praktika oder, noch besser, eine sogenannte Einstiegsqualifizierung. Im Vorfeld sollte idealerweise eine Beratung mit den Kammern oder der Agentur für Arbeit erfolgen. Die Experten dort können eventuelle Probleme gleich erkennen.


Feras Raschu floh als 14-Jähriger Anfang der 90er
nach Deutschland. Schnell landete er in Chemnitz
und hat sich über verschiedenste Stationen seinem
Traum immer weiter genähert: als Kfz-Meister
selbstständig zu werden.
Wie reagieren Betriebe auf diese Ansätze?

Diese Konzepte werden gut angenommen. Sie bieten die Möglichkeit für Betrieb und potenziellen Auszubildenden, sich erst einmal gegenseitig zu testen, sich kennenzulernen.

Mit welchen Vorurteilen und Hindernissen haben jugendliche Geflüchtete auf dem Ausbildungsmarkt zu kämpfen?

Hindernisse sind die Sprachbarriere und vor allem eine andere schulische Vorbildung. Die ist in vielen Fällen schlechter und dadurch entstehen viele Probleme in der Berufsschule. Teilweise sind es auch rechtliche Aspekte, die behindern, zum Beispiel der Aufenthaltsstatus. Unterschiedliche Arbeitsweisen, Herangehensweisen und ein anderes Bildungssystem in den Herkunftsländern kommen erschwerend hinzu. Zum Beispiel beim Beruf des Friseurs: In manchen Ländern arbeitet man einfach nach der Schule in einem Salon und hat das Friseurhandwerk dann irgendwie gelernt. Es ist also ein Art Anlernen und kein Ausbilden. Und unsere Ausbildungszeit von dreieinhalb Jahren, die noch keine Arbeitszeit ist, schreckt manche Migranten ab.

Bei der Sprachbarriere geht es besonders um deutsches Fachvokabular in vielen Gewerken. Hierfür gibt es auch noch kein wirkliches Unterstützungsinstrument. Da ist sehr viel Fleiß und Unterstützung durch den Betrieb gefragt.


Im neuen SPIESSER (Herbstausgabe 2019) erzählt Feras seine
Geschichte und die handelt von Akzeptanz, Veränderung und den
zahlreichen beruflichen Möglichkeiten seiner Lieblingsstadt Chemnitz.
Wie geht die HWK Chemnitz gegen mögliche Vorurteile und Hindernisse vor?

Wir informieren intensiv, versuchen aufzuklären, bieten Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Azubis und Betrieben und versuchen parallel die Unterstützungsmöglichkeiten wie Einstiegsqualifizierung, Nachhilfe und ehrenamtliche Unterstützungsangebote auszubauen.

Gibt es einen gesonderten Kontakt für ausbildungssuchende Geflüchtete?

Ansprechpartner bei der HWK Chemnitz bin ich, André Pollrich. Ich berate und unterstütze Betriebe und ausbildungswillige Geflüchtete. Gefördert wird das Angebot des Willkommenslotsen durch das Bundeswirtschaftsministerium. Ansonsten gibt es mittlerweile ein gutes Netzwerk mit kompetenten Ansprechpartner von der Berufsberatung der Agentur für Arbeit, den IHKn, sogenannten Arbeitsmarktmentoren oder auch das IQ-Netzwerk.

 

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit
mit der Handwerkskammer Chemnitz.

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