Alle reden immer über Zeit, aber wer oder was ist das eigentlich? In ihrem Roman „Die Autobiographie der Zeit“, hat Lilly Lindner dieses Phänomen selbst zu Wort kommen lassen – und sie SPIESSER-Autor Pierre beim Lesen glatt vergessen lassen.
Wie es wohl wäre, die Welt aus den Augen der Zeit selbst zu sehen? Diese Frage hat sich Lilly Lindner gestellt und sie in ihrem etwas ungewöhnlichen Roman kurzerhand zu einer Person gemacht, die ihre eigenen Ideen und Gedanken über die Welt der Menschen entwickelt. Die Zeit und ihre Freunde – der Raum, die Beständigkeit und der Abgrund – sind eigentlich Jugendliche, die von einem fremden Planeten auf die Erde kommen, um dort als die jeweiligen Mächte weiterzuleben.
Dazu müssen sie zuerst herausfinden, worin ihre Aufgaben bestehen. Auf der Suche verstricken sie sich in ebenso menschliche Probleme und Zweifel, wie es die Bewohner der Erde von Zeit zu Zeit über sie tun und stolpern nicht nur über die eine oder andere Erkenntnis über Leben und Tod, sondern auch über die seltsame Spezies Mensch.
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SPIESSER-Autor Pierre hat beim Lesen von „Die Autobiographie der Zeit“ glatt die Zeit vergessen. Ihr wollt euch den Roman auch ins Bücherregal stellen? Hier geht’s zum Gewinnspiel!
Wer steckt dahinter?
Lilly Lindner ist eine deutsche, in Berlin geborene Autorin. Mit fünfzehn Jahren begann sie zu schreiben und landete bereits mit ihrem im Alter von 25 Jahren verfassten autobiographischen Debüt „Splitterfasernackt“ auf der Bestsellerliste. Darin verarbeitete sie ihre schwere Vergangenheit mit Vergewaltigungen und schwerwiegenden psychischen Problemen. Auch in ihren nächsten Romanen wie „Bevor ich falle“ und „Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“ beweist Lindner einen außergewöhnlichen Schreibstil, der sowohl poetisch als auch ehrlich daherkommt.
Kurz und knapp oder dicker Schinken?
„Die Autobiographie der Zeit“ ist kein dicker Schinken. Mit ihren 240 Seiten ist sie eine recht kurze Geschichte. Die Kapitel umfassen nie mehr als eine Seite und werden durch kleine ausdrucksstarke Zeichnungen untermalt.
Auf so mancher Seite liest man bloß zwei Sätze – die es dann aber in sich haben und einen nicht mehr loslassen. So beinhaltet dieses Buch nicht nur eine tiefgründige Geschichte, sondern auch viele kleine und große Gedanken über die Menschheit – manchmal zu groß, um sie beim ersten Lesen aufzunehmen.
Für die Bahn, den Sessel oder den Pausenhof?
Der Roman ist für jeden Ort geeignet, an dem nicht viel Trubel um einen herum herrscht. So kann man für sich sein, sich genug Zeit nehmen und es fällt niemandem auf, wenn einem ein heimliches Schmunzeln entfährt.
Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie schwer ist es, das Buch wegzulegen?
Im Grunde müsste ich dem Roman eine glatte zehn geben – ich hätte es gut und gerne an einem einzigen Nachmittag lesen können, weil es so interessant ist. Aber gerade deswegen muss man das Buch ab und zu aus der Hand legen, um aufzunehmen, was man gelesen hat. Lilly Lindners Art sich auszudrücken, kann manchmal verwirrend sein. Daher entscheide ich mich für eine Fünf.
Wem borgt man es nach dem Lesen als erstes?
Einem Freund, der selbst schreibt und poetische Gedanken liebt. Man kann es aber genauso gut jemandem ausleihen, der glaubt, dass er keine Zeit hat. Vielleicht findet derjenige sie in diesem Buch wieder.
Lieblingszitat:
„Zeit muss man nicht definieren“, erwiderte Evan. „Zeit muss man atmen.“ (S.172)
In drei Worten:
poetisch, nachdenklich, melancholisch
Text+Foto: Pierre Hofmann
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