Es ist 19 Uhr im Stage Theater am Potsdamer Platz in Berlin. Der Vorhang öffnet sich für die Vorstellung des Musicals HINTERM HORIZONT. Im Publikum: Auffallend viele junge Zuschauer, die zudem auch noch richtig nervös wirken. Klingt komisch, ist es aber gar nicht: Heute Abend wird nämlich nicht nur das vierjährige Jubiläum des Musicals gefeiert – auf den Tag genau vor vier Jahren fand die Weltpremiere von HINTERM HORIZONT statt –, sondern es werden auch die Gewinner des Schülerkunstwettbewerbs „Mauern einreißen“ für ihre eingereichten Beiträge ausgezeichnet. Stage Entertainment und die Udo Lindenberg-Stiftung hatten Schüler bundesweit dazu aufgerufen, ihre Gedanken zur „Mauer in unseren Köpfen“ kreativ umzusetzen. Beteiligt haben sich insgesamt knapp 400 Schüler aus zwölf Bundesländern mit über hundert verschiedenen Beiträgen.
Über Grenzen hinweg
Und nicht nur in Deutschland haben sich Schüler Gedanken darüber gemacht, wie man Vorurteile à la „Mecker-Ossi“ und „Besser-Wessi“ überwinden kann. Auch eine Schülergruppe aus Taschkent, der Hauptstadt von Usbekistan, war kreativ. Sie haben ein eigenes Musical über den Fall der Berliner Mauer geschrieben. Gar nicht so einfach, wie der Projektleiter Sven Schröder, der extra nach Berlin angereist ist, beschreibt: „Die Schüler haben außerhalb des Unterrichts geprobt und in einer tollen Teamleistung das Theaterstück auf die Beine gestellt.“ Aufgeführt wurde das Musical dann sogar in der deutschen Botschaft – ein toller Erfolg.
Hauptdarstellerin Josephin Busch zu Tränen gerührt.
Aber um zu erfahren, ob seine Schüler auch zu den Gewinnern des Wettbewerbs gehören, muss sich Sven Schröder leider noch etwas gedulden. Denn zunächst wird das besondere Jubiläum des Abends gefeiert. Die beiden Hauptdarsteller der deutsch-deutschen Trennungsgeschichte HINTERM HORIZONT Josephin Busch und Serkan Kaya liefern eine beeindruckende Darbietung des bewegenden Musicals. Begleitet wurden sie dabei natürlich von der unverwechselbaren Musik von Udo Lindenberg.
Die Spannung steigt
Inzwischen ist es 22 Uhr. Die Vorstellung ist zu Ende und die beiden Hauptdarsteller treten zusammen mit ihren Jury-Kollegen, dem Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Roland Jahn und dem Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, noch einmal auf die Bühne. Nun wird es für die Schüler spannend: Wer sind die Gewinner des Schülerwettbewerbes?
Eingereicht wurden verschiedenste Beiträge. Anina Kikel von der evangelischen Schule Neuruppin hat zusammen mit fast 70 Mitschülern ein Video gedreht: „Unser Projekt hat bei uns den Namen MuSpoKu. Dabei haben wir verschiedene Bereiche – Musik, Sport und Kunst – zusammengebracht.“ Zunächst hätten die Schüler ganz verschiedene Ideen gehabt und diese dann am Ende in diesem interdisziplinären Projekt vereint. „Man hat sich dadurch etwas in die Zeit hineinversetzen und die Mauer nachvollziehen können“, findet Anina Kikel im Rückblick.
Pure Freude
Die Jury jedenfalls war von dem Beitrag der Brandenburger Schüler im Alter von zwölf bis 18 Jahren so angetan, dass Anina und ihre Mitschüler mit 2.500 Euro Preisgeld und einer großen Urkunde als erste Preisträger auf der großen Bühne in Berlin geehrt werden. Jury-Mitglied und Schauspielerin Josephin Busch gibt zu, dass sie bei diesem Beitrag zu Tränen gerührt war. Als die Jury verkündet, dass Anina und ihre Mitschüler gewonnen haben, bricht tosender Jubel im Theatersaal aus. Das Projekt-Team ist so aus dem Häuschen, dass es auf der Bühne spontan einen Song aus dem Gewinner-Video anstimmt.
Auch die zweiten und dritten Sieger freuen sich sichtlich, als sie von der Jury auf die Bühne gebeten werden. Der dritte Platz geht an die Carl-Zeiss-Oberschule in Berlin-Tempelhof, die in ihrem Fotobuch „Brücke der Zeit“ Arbeiten entlang des Mauerwegs präsentiert. Und auch die Silbermedaille geht nach Berlin: „Lebt die Weltoffenheit Berlins, haltet die Menschenrechte hoch“ bekommt der Kunstkurs der Sekundarschule Wilmersdorf von Juror Roland Jahn mit auf den Weg gegeben. Sie haben das Thema des Wettbewerbs multimedial umgesetzt. Jasmin Zeineddin erzählt, dass die Gruppe ganze drei Wochen in der Freizeit für das Projekt gearbeitet hat, „aber es hat dennoch sehr viel Spaß gemacht“. Ihre Mitschülerin Jamila Yakubu ergänzt: „Das Thema ist zwar nicht mehr aktuell, aber trotzdem sehr interessant!“. Am Ende können sich die Gewinner des Wettbewerbs nicht nur über ihre Preise freuen – ihre Beiträge werden in Kürze im Foyer des Stage Theaters am Potsdamer Platz ausgestellt. Gäste des Theaters können die Arbeiten während der gesamten Spielzeit von Hinterm Horizont dort selbst ansehen.
Alle sind Gewinner
Aber einen Gewinn, den haben wirklich alle Teilnehmer mit nach Hause genommen: Denn sie alle haben sich mit der deutsch-deutschen Trennung auseinandergesetzt und die Erfahrungen, die sie dabei gemacht haben, die kann ihnen keiner mehr nehmen.
Über HINTERM HORIZONT:
Am Potsdamer Platz in Berlin, unmittelbar dort, wo früher die Mauer Deutschland trennte, vereint HINTERM HORIZONT mit 29 Hits von Udo Lindenberg Dichtung und Wahrheit in einer bewegenden Liebesgeschichte über das „Mädchen aus Ostberlin" zwischen Berliner Mauer und Stacheldrahtzäunen. Das Berlin-Musical vermittelt Geschichte im Rockformat und macht erfahrbar, was es bedeutete, als die Mauer noch Wirklichkeit war.
Bilder: Eventpress/Radke / Stage Entertainment
Text: Michael Kruse
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit STAGE ENTERTAINMENT.