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Ehrenrunde

Anne ist mehrmals durch die Prüfung gefallen, hat während der Probezeit einen dämlichen Unfall gebaut und parkt aus Bequemlichkeit nur noch vorwärts ein – und jetzt nochmal Fahrschule?

30. March 2012 - 14:54
SPIESSER-Autorin mal an.ne.genommen.
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mal an.ne.genommen Offline
Beigetreten: 03.03.2011

Noch praxistauglich?

Es gibt einen überraschend einfachen Trick, mich zu Dingen zu überreden, die ich nicht tun will: Anstachelung! „Ach, das machst du eh nicht...“ wirkt bei mir besser als alle Bambis der Welt in einem Gehege direkt vor meinem Haus.
Und so stehe ich – inzwischen seit drei Jahren im Besitz meines unter schweren Qualen errungenen Führerscheines – wieder vor der Fahrschule. Neben mir steht Franka, im Honigkuchenpferd-Modus. Sie möchte dabei sein, wenn ich teste, ob mein Fahrvermögen noch ausreicht, um eine Praxisprüfung zu bestehen. Beide starren wir den Audi A5 an, mit dem die Prüfungssimulation gleich starten soll – sie mit kaum gezügelter Freude, ich mit mühsam verborgener Furcht. Ich dachte, ich bekomme den VW Golf?!

Franka wird auf die Rückbank verfrachtet, ich auf den Fahrersitz, Fahrlehrer Patrick erklärt mir das Auto. Elektroautomatische Handbremse und alle Schikanen. So muss sich meine Oma fühlen, wenn ich versuche, ihr Textverarbeitungsprogramme am Computer zu erklären – Invasion der Technik!

Noch fahrtüchtig?

„Fahren wir einfach mal los“, sagt Patrick. Leider wird daraus nichts, denn ich gebe Gas... und nichts passiert. Hä? „Auf jeden Fall sollten wir erst mal den Gang einlegen“, schiebt er noch hinterher. Fängt super an, wir sind noch nicht mal aus der Einfahrt raus und ich bin schon mindestens auf Platz drei der Weltrangliste der fragwürdigsten Fahrer vorgerückt. Auf freier Strecke klappt es dann ganz gut: Ich bin Straßenbahnen und viele Busse gewohnt, fahre brav dahinter, fühle mich langsam ganz wohl und gestatte meinem Gehirn, ein bisschen auf Autopilot zu fahren, weil ich das Viertel kenne und so das vollgestopfte Cockpit mal näher inspizieren kann.

„Hast du das 30-Schild gerade gesehen“, fragt Patrick mich plötzlich. „Da stand doch 50 drauf?“, frage ich sehr irritiert zurück. „Ja, weil davor 30 war.“ Ups. Prompt werde ich zappelig, blinke rechts, obwohl wir nach links fahren wollen und bin wieder ganz hektisch rotierende Fahrschülerin.

„Auf der Straße hier suchen wir uns jetzt mal eine Parklücke“, sagt Patrick. – Mir fällt Merkmal Nummer 1 meiner „Liste über fahrlehrertypische Eigenschaften“, die ich in zahlreichen Übungsstunden aufgestellt habe, wieder ein: Fahrlehrer drücken sich stets pädagogisch wertvoll und umarmend aus und sagen statt „Du fährst...“, „du blinkst...“, „du musst...“ immer „wir suchen...“, „wir parken...“ und in meinem Fall oft auch: „Wir haben gerade nicht aufgepasst“.

Noch verbesserungswürdig?

Während ich in Erinnerungen schwelge, haben wir – in dem Fall: Patrick – eine passende Lücke erspäht. Franka meldet sich von hinten zu Wort, sie findet die Parkbuchte „viel zu riesig“. Meuterei aus den eigenen Reihen! Die soll mal aufpassen, dass ich nicht aus Versehen rückwärts gegen den Baum fahre. Ich überlege angestrengt, wie das beim längs-rückwärts einparken mit den imaginären Bezugspunkten beim Auto davor war. Mein erster Versuch kommuniziert deutlich, dass ich sonst nur vorwärts einparke: Zwischen Auto und Bordstein könnte man problemlos einen Ponystall bauen. „Muss ich jetzt nochmal?“ – Patrick grinst wortlos, ich transpiriere stark. Der zweite Versuch klappt besser, deshalb bestehe ich auf zügige Weiterfahrt, ich übe das dann zuhause weiter...

Wieder an der Fahrschule angekommen erwarte ich gespannt das Urteil: Patrick hält mich für eine „normale Fahrerin“ und hat sich „durchaus sicher gefühlt“. Ich schwebe noch auf höchsten Euphorie-Wolken als er erwähnt, dass ich bei einer echten Prüfung wegen der Dreißiger-Zonen-Sache trotzdem durchgefallen wäre. In Zukunft werde ich also auch bei Strecken, die ich im Schlaf fahren könnte, wieder mehr auf die Schilder achten. Mindestens bis nächste Woche. Ehrenrunden-Wort!

Foto: pixelio.de/TommyS

Anne möchte sich an dieser Stelle noch vielmals bei Patrick von der Fahrschule Riedel bedanken: Ein Fahrlehrerherz voller Ruhe und Gelassenheit ist der größte Trumpf beim Abenteuer Autofahren!

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Kommentare

Sieben Kommentare
  • Wirklich sehr schön geschrieben!
    Ich hab mich angesprochen gefühlt und du hast echt Humor! :D

    Bei meiner Praxisprüfung hab ich auch ´ne Ehrenrunde gedreht!
    Allerdings fahre ich jetzt fast 2 Jahre unfallfrei!

    Toi, toi, toi.
    *Hektisch nach Holz zum Klopfen suchen* =)

  • Seid über 2 Jahren habe ich einen Lappen und ich kann und will nicht fahren. Das ist mir zu viel Stress und ich will meine Mitmenschen keiner unnötigen Gefahr aussetzen. Im Notfall würde ich aber nochmal viele, viele, sehr viele Fahrstunden nehmen, wenn ich z.B. für meinen Job ein Auto bräuchte.

  • aber fehlerfrei durch die theorie und verdammt viel dusel bei der praxis, der prüfer hatte echt nen super tag.

    ich hab die prüfung ja schon mit 16 gemacht. jetzt würd ich kleiner rennfahrer das ne merh schaffen.

  • Ich würde bei der Fahrprüfung total abkacken, hab ja so schon 2 Anläufe gebraucht :D
    Und hatte dann noch ungemein Glück!

  • mich hat man auch schon beim "schwung holen" mit dem auto erwischt.

    was die technik angeht: rechne immer damit, dass die funktion, die du gerade nutzen willst, von irgendeinem blöden ingenieur so geschaltet wurde, dass sie nicht angeht, wenn du sie brauchst.
    ich finde mechnaische handbremsen eh besser, da weiß ich was sache is anstatt diesess knopf-rumfummeln und weiß der teufel was.

  • Naja, ich hab jetzt auch 3 Jahre meinen Führerschein und würde doch annehmen, dass ich die Prüfung schaffe :D
    Schwer wird nur an den ganzen Murks wie blinken und den Schulterblick zu denken. Und natürlich, sich immer an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten :D

  • Ganz ehrlich: Ich würde die Fahrprüfung wirklich nicht noch mal machen wollen. Da könnte mich echt keiner überzeugen...

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