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Eine Runde Wasser für alle

Von billig bis teuer reicht unsere Mineralwasserauswahl. Täglich und unbegrenzt verfügbar ist uns das, was gleichzeitig Millionen Menschen fehlt. Viele von ihnen müssen sterben. Wir müssen etwas ändern. Ein Plädoyer auf das Menschenrecht auf Wasser.

02. March 2011 - 11:37
von SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
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Onlineredaktion Offline
Beigetreten: 25.04.2009

Über 500 Mineralwassersorten sind im deutschen Handel erhältlich – und es werden mehr. Denn zu den ureigenen Sorten gesellt sich Erlesenes aus fernen Ländern wie Neuseeland und Norwegen. „Wasser ist der neue Wein“, predigen Gourmets und nicht umsonst gibt es mittlerweile Wasser-Sommeliers: Menschen, die als Restaurantleiter ihren Gästen bei der Wahl des richtigen (Wasser-)Tropfens beraten. Und das hat seinen Preis, denn eine „gute“ Flasche Wasser kostet in einem solchen Berliner Restaurant gerne mal 100 Euro.

Wasser kommt nicht überall einfach aus dem Hahn

Während wir in Deutschland Wasser auf der einen Seite wie eine Delikatesse behandeln, gehen wir andererseits damit um, als hätten wir es in Hülle und Fülle. Weit über 100 Liter Trinkwasser verbraucht jeder Mensch in seinem Alltag durch Duschen, Kochen, Putzen und ähnliches – allein 34 Liter gehen für die Toilettenspülung drauf. Nicht aufgelistet werden in dieser Rechnung aber die Wassermengen, die für Lebensmittel aufgewendet werden. Auf die Produktion von nur einem Kilogramm Rindfleisch kommen gut 16.000 Liter Wasser.

Wir haben gelernt, dass Wasser aus dem Hahn kommt: wann wir wollen und solange wir wollen. Von genau diesem Gedanken aber müssen wir uns verabschieden. Bereits 1999 warnte die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation, dass Wasserressourcen schon im Jahr 2025 nicht mehr ausreichen könnten. Der Klimawandel und heruntergewirtschaftete Äcker verschärfen weiter die Probleme, die durch Bevölkerungswachstum und steigenden Ansprüchen an Komfort und Hygiene sowieso bestehen.

Wasser ist ein Menschenrecht

Global betrachtet haben im Moment 884 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser – das sind knapp 17% der Erdbevölkerung. Boliviens UN-Botschafter Pablo Solón betonte bei seiner Rede in der UN-Vollversammlung den längst bekannten Fakt, dass Durchfall durch verschmutztes Wasser eine der häufigsten Todesursachen bei Kindern sei. Alle dreieinhalb Sekunden sterbe in Bolivien ein Kind – nur weil es kein sauberes Wasser hat. Auf der gleichen Versammlung plädierte Bolivien mit seinem Resolutions-Entwurf auf das „Recht auf sauberes Wasser“. Dieses Recht wurde im Juli 2010 in die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte aufgenommen.

Wie verlässlich aber ist ein solcher „Anspruch“? Deutschland sah ihn kritisch, die USA enthielten sich bei der Abstimmung. Denn weder wurden klare Kompetenzen verteilt, noch eine eindeutige, konkretere Resolution verfasst. Somit existiert der Zugang zu sauberem Wasser nur als Recht auf dem Papier und es sterben weiterhin zwei Millionen Menschen jährlich an den Folgen unsauberen Wassers.

Was(ser) machen?

Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

Muss nun, um einer Wasserverschwendung entgegenzuwirken, jeder von uns Gürtel und Hahn enger schnüren? Auf übermäßigen Fleischverzehr verzichten und so kurz wie möglich duschen? Die Antwort lautet: Ja! Die entwickelten Länder sind in der Pflicht, ihren Wasserkonsum an die Bedürfnisse der wasserarmen Länder anzupassen. Denn wo wir über 100 Liter am Tag verschwenden, steht einem einzigen „Wasserarmen“ nicht einmal drei Liter des kostbaren Guts pro Tag zur Verfügung. Laut UNESCO sind für ein angemessenes Leben aber täglich 20 bis 50 Liter Trinkwasser nötig. Das heißt nicht, dass jeder „Wasserreiche“ seinen Bedarf auf ein Minimum herunterfahren muss. Aber jeder sollte sich überlegen, wo er einsparen kann.

Wasser ist kein Statussymbol

Die Alternative Wassergewinnung wie die Aufbereitung von Meer- und Abwasser müsste außerdem stärker gefördert werden, erklärten Wissenschaftler auf einer Wasserkonferenz in Paris. Neben der Wasserverschwendung sollte man aber auch der Kommerzialisierung von Wasser entgegenwirken. Die Wasserversorgung in Metropolen sollte nicht privatisiert werden! Wasser sollte kein Statussymbol und Profitbringer sein. Wenn Wasser in Restaurants als „Ware“ gehandelt wird, vernichten wir damit eines der letzten Güter, das der Allgemeinheit gehören sollte.

Ihr stimmt dem Plädoyer zu? Bei Youpodia findet ihr noch mehr Infos.

Ohne Wasser läuft nix!

Beim "zoom human rights"-Fotowettbewerb der Jugendherbergen und des Deutschen Instituts für Menschenrechte sind eure Ideen und Bilder zum Menschenrecht auf Wasser gefragt: www.zoomhumanrights.net

Einsendeschluss ist der 30.04.2011

Text: Fabienne Kinzelmann

Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Youpodia.de.

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Kommentare

Drei Kommentare
  • Es ist nicht einfach, den Entwicklungsländern Wasser zukommen zu lassen. Wie Die Antagonistin schon sagte, können wir nicht einfach Wasser durch die Gegend chauffieren. Das würde dann wahrscheinlich wieder zu erhöhter Umweltbelastung führen, was sich wahrscheinlich wieder auf unser Wasser auswirken würde. Natürlich bringt Wassersparen in den Industriestaaten was, aber einen großen Unterschied würde es nicht machen. Es müsste eine andere Lösung für das Problem geben, doch die Frage ist welche.
    Obwohl es so schwer ist, daran was zu ändern glaube ich doch, dass man eine Lösung finden kann. Man muss nur bereit sein, auch etwas zu Ändern.

  • Das Problem ist nicht die Wassermenge, sondern die Zuteilung. In den Entwicklungsländern wird Wasser lieber für den Anbau von Rosen (Kenia) genutzt für den Export. Die Bevölkerung durstet. Dann brauchen noch die Tiere und Saatgut Wasser. Die Verfügbarkeit hat auch viel mit der Agrarwirtschaft zu tun. Überhaupt mit der Wirtschaft und der Politik. Denn wohin werden Kenias Rosen transportiert? In die Industriestaaten!!

    Aber man kann nichts daran ändern. egal wie man es dreht oder wendet.

  • Und wenn wir wirklich an Wasser sparen- wie soll das dann in die Entwicklungsländer gebracht werden? Wasser ist nun mal materiell. Wenn wir das Wasser aus unseren Quellen nehmen und den Entwicklungsländern beim Brunnenbau helfen? Wir können doch nicht immer Wasser hin und her chauffieren.

    Und außerdem: In den Entwicklungsländern verdampft das Wasser doch.

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