Die romantische Teenie-Vorstellung von der grenzenlosen Freiheit in der Luft, fand bei meinem ersten Urlaubsflug ein jähes Ende. Diagnose: akute Flugangst. Heute allerdings will ich meinem Kindheitstraum noch einmal eine Chance geben und stelle mich in der IKON Flugschule dem absoluten Härtetest: Ich werde einen Tag lang Pilot zu sein!
Um mich auf den großen Tag vorzubereiten, habe ich den gestrigen Abend damit verbracht, den Actionfilm Top Gun anzuschauen. Entsprechend motiviert stehe ich also pünktlich um 10 Uhr im Büro des Flugschulenleiters Frank Wackwitz – bereit, die Wolken zu erklimmen. Von dem nervösen Ziehen in meiner Magengegend mal abgesehen.
Mathe und Physik? Kathrin hat keinen Plan von den
ganzen Formeln.
Doch Flugzeuge sind weit und breit keine zu entdecken. Stattdessen ist die Flugschule ein ziemlich modernes Gebäude mit Büros und Klassenzimmern. „Die Maschinen stehen alle außerhalb“, erklärt mir Frank Wackwitz und führt mich durch einen Gang, an dessen Wänden immerhin die unzähligen Fotos von schmucken Boeings und noch schmuckeren Piloten beweisen, dass hier tatsächlich das Fliegen gelernt wird. Dann hat er gleich die erste Überraschung für mich parat – einen Einstufungstest.
Flugschule in Geheimsprache
„Die Grundkenntnisse in Englisch, Mathe und Physik müssen sitzen, sonst ist man der letzte Loser“, teilt er mir in seiner lässigen, sehr direkten Art mit und legt mir den Test hin. Ich merke schon beim ersten Blick auf das Papier: Das hier wird eine echte Herausforderung für meine grauen Zellen! Warum hab ich mir gestern lieber Tom Cruise angesehen, statt meine Nase in die alten Physikbücher aus der Schulzeit zu stecken?
Na, immerhin den Matheteil kann ich in Partnerarbeit mit meiner Fotografin Evi halbwegs zufriedenstellend lösen und bekomme danach gleich das Unterrichtsskript präsentiert: Ein wahrer Brockhaus, verfasst in englisch-deutschem Kauderwelsch, von dem ich nicht mal die Hälfte verstehe. Mit dem course selector wird der course arrow bestimmt? Hä? Ich lese etwas von pencil beams mit Strahlenbreite 3°, von Polarisationsebenen und Abtastzyklen. Worum geht es hier eigentlich? Zahlenkunde? Irgendeine Geheimsprache? Nein, klärt mich mein Lehrer auf: Die Frage ist, ob man am Zielflughafen ankommt oder nicht. Aha. Na, ich würde wohl niemals nach Hause finden!
Fluglehrer Frank Wackwitz hilft Kathrin die „Geheim-
sprache" zu entschlüsseln.
Ganz ehrlich, ich habe mir das Ganze wohl etwas zu einfach vorgestellt. Wenn ich mich so umsehe, fühle ich mich gerade den neun echten Flugschülern, die den Zahlenwirrwarr mühelos in sinnvolle Ergebnisse umwandeln, hoffnungslos unterlegen. Und dann geht es auch schon ans Eingemachte. „Dich bringen wir jetzt mal ein bisschen zum Abstürzen“, lacht Frank, als er mich endlich in den Raum mit dem Flugsimulator führt. Mein ohnehin schon geknicktes Selbstbewusstsein spiegelt sich wohl auf meinem Gesicht wider. „Ach nein, keine Sorge, das gefährlichste am Fliegen ist der Weg zum Flughafen.“ Na, mal sehen, ob das auch für mich gilt…
Der Flugsimulator ist viel kleiner als ich dachte. Ein bisschen sieht er aus, wie ein begehbarer Kleiderschrank, in dem ein halbes Büro versteckt ist. Hier lässt sich auch an Computern das Wetter verändern, um die Bedingungen für den Flugschüler zu erschweren. Ich hoffe, die Wettergötter sind mir hold!
In dem nachgebauten Cockpit sitzt schon Flugschüler Stefan, dessen Copilotin ich heute sein darf, vor einer ganzen Reihe von Knöpfen, Leuchten und Rädchen. Was für ein Durcheinander! Auf einem kleinen Bildschirm erkenne ich eine Karte mit unserer Position, die ein bisschen an Google Maps erinnert.
Das ist aber auch schon alles, was ich irgendwie zuordnen kann. Die meisten der unzähligen Apparaturen sind nicht einmal beschriftet – Schleudersitz oder Schalthebel? Wer weiß. Ich setze mich neben Stefan und die Glashaube über uns schließt sich. Plötzlich ist es ganz schön eng hier drin! Ich fühle mich ein wenig wie eine Sardine in der Dose und spüre, wie die Platzangst in mir hochkrabbelt. Ein wahrer Härtetest für all meine Sinne!
Wackliger Landeanflug
„Die hier sind für den Funk“, erklärt Stefan und dreht dabei an mehreren Knöpfen gleichzeitig herum. Fast sofort danach habe ich wieder vergessen, welche es waren. Gleichzeitig spricht er über Mikrofon mit dem Tower. Das einzige, was ich dabei heraushören kann, ist „Augsburg“. Aha, wir fliegen also nach Augsburg? Nach der Abarbeitung von unzähligen Checklisten heben wir endlich ab. Obwohl der Simulator nicht wackelt, bewegt sich die Landschaft auf der Leinwand vor uns und ahmt einen täuschend echten Start vor. Ich starre in die Wolkenwand – woher weiß Stefan nur, wo er hinfliegt? Während ich noch über die Frage der Orientierung grüble, klart der Himmel plötzlich auf – und mein Pilot wendet sich mir zu: „Du machst jetzt den Landeanflug. Siehst du da vorne die Landebahn?“
Das Cockpit ist eng wie eine Sardinenbüchse. Kathrin
startet ihren Landeanflug mit Flugschüler Stefan.
Ich kneife die Augen zusammen und kann die Gegend vor uns kaum erkennen. Irgendwie bin ich zu klein, um über den Rand der Windschutzscheibe – oder wie auch immer man das nennt – zu kucken. „Wie? Ich?“
Er lässt den Steuerknüppel los und mir damit keine Wahl. Mir bricht der Schweiß aus. Dass ich eigentlich sicher auf dem Boden in einem unechten Cockpit sitze, habe ich ganz vergessen. Links, rechts, oben, unten – ich muss irgendwie in alle Richtungen gleichzeitig lenken, während das Flugzeug viel schwerfälliger reagiert, als ich es von meinem Auto kenne. Ich schaffe es nicht, in gerader Linie auf die Landebahn zuzufliegen, stattdessen schwanke ich wie ein betrunkener Pirat hin und her – auf mehreren tausend Metern Höhe!
„Rechts, rechts“, ruft Stefan – ist da einen leichten Anflug von Panik in seiner Stimme? Zugegeben, ich werde selbst etwas panisch, als ich realisiere, dass ich die Landebahn bei meinem Anflug verpassen werde. Ich reiße den Steuerknüppel herum und das ganze simulierte Flugzeug legt sich nach rechts. „Schau auf den künstlichen Horizont“, ruft unser Fluglehrer von hinten ins Cockpit. Wo? Was?
Welches der tausend Lämpchen und Konsolen ist das? Da endlich entdecke ich eine blaue und eine braune Fläche und zwischendrin – völlig schief und krumm – ein gelber Pfeil: Das Flugzeug. Vorsichtig bewege ich den Steuerknüppel, komme wieder in die Gerade und setze tatsächlich unbeschadet auf der Landebahn auf. Dass ich danach über die Begrenzungslämpchen aufs Gras hinausschieße ist mir egal – ich bin wieder unten angekommen! Tatsächlich ist mir ganz warm und mein Schädel brummt, als ich aus dem Cockpit aussteige. Puh...
Endlich wieder auf festem Bodem
„Nicht so einfach wie Computerspielen, hm?“, fragt mein Fluglehrer und ich nicke ein bisschen verschämt. Da hat er mich ertappt – ernst genommen hatte ich das Herumgespiele mit einem Joystick bis gerade eben noch nicht. „Aber gar nicht so übel“, lobt er mich. Na, dann kann ich ja fast zufrieden sein.
Wieder mit festem Boden unter den Füßen darf ich mich schließlich noch ins Cockpit einer kleinen Cessna setzen. Ein bisschen fühle ich mich schon wie die Königin der Lüfte, obwohl ich definitiv Respekt vor den vielen Knöpfen, Lämpchen und Schaltern entwickelt habe. Bei meinem Geschwanke will ich gar nicht daran denken, wie es sich anfühlt, beim Anflug auf die Landebahn auch noch die Verantwortung für ein paar hundert Menschenleben zu tragen. Ich verlasse den Flugplatz mit dem Gefühl, den Wolken ein Stückchen näher gekommen zu sein – aber bin überglücklich, auf dem sicheren Erdboden und mit meinen gewohnten fünf Gängen, Kupplung und Bremse nach Hause fahren zu können.
Video: Franz Leuschner
Text: Kathrin Knorr
Fotos: Evi Lemberger
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