Erst Emo, dann Indie- was kommt als nächstes?
Wie in immer kürzeren Intervallen und verschiedenen Facetten sich ein Phänomen, zum Trend und danach zu Jedermanns Sache entwickelt. Dabei wird lediglich das Alte neu interpretiert.
19. September 2010 - 15:27 von SPIESSER-Autorin mina_saidze.
Wie in immer kürzeren Intervallen und verschiedenen Facetten sich ein Phänomen, zum Trend und danach zu Jedermanns Sache entwickelt. Dabei wird lediglich das Alte neu interpretiert.
In den letzten Jahren war das Wort „Emo“ ein häufig gegoogeltes Wort. Emos waren die Neuentdeckung des 21. Jahrhunderts-denken wir. Die Urväter der Emo-Szene wurden bereits Mitte der 80er Jahre gesichtet, die sich von der Hardcore-Szene abspalteten, da ihnen diese z.T. zu aggressiv und proletarisch erschien. Es handelte sich hierbei um eine Stilvariation, die kaum gesichtet wurde. Im Laufe der Zeit wurden auch andere Jugendliche auf die Minderheit „Emo“ aufmerksam und einige schienen Gefallen an dem modischen Erscheinungsbild und der Musik zu finden, sodass sich ein Schwarm von Nachahmern bildete. Die steigende Anzahl beschleunigte die Entstehung einer Subkultur. Natürlich stieß diese auf Resonanz. Eine wichtige Formel, die für jede Jugendkultur gilt, lautet: Je stärker eine Subkultur polarisiert, desto mehr Aufmerksamkeit erhält sie. Also auch mediale Aufmerksamkeit, wie man an dem bravo girl!-Emospecial aus dem Jahre 2008 oder anderen Features erkennen kann, was eine noch größere Verbreitung zu Folge hat. Die Mode- und Musikindustrie betrachtet die Entwicklungstendenzen von außen und verwertet diese in Kollektionen für die H&M Divided-Abteilung in Form eines T-Shirt mit Totenköpfen und Sternchen oder vermarktet Bands wie Fall Out Boy gezielt als Genre „Emo“. Aus dem Hype lässt sich Profit schöpfen.
Der gleiche Prozess „Idee->Subkultur->Trend->Mode“ macht sich nun bei der Szene „Indie“ bemerkbar. Kapuzenpulli mit Karomuster und pinke Nietenarmbänder werden schnell in die finsterste Kellerecke verbannt. Stattdessen: Strumpfhosen (gerne zerfetzt-rockig), Schnürschuhe und Secondhandjacken. Bei Indie handelt es sich- wie bei Emo- auch um eine seit Jahrzehnten bestehende Subkultur, die nun durch Medien, Mode und Musik kommerzialisiert wurde. Anfänge lassen sich in den späten 1960er Jahren zurückführen, der Generation „Woodstock &Birkenstock“. Diese prägte vor allem die nachfolgenden Generationen und drückte ihnen einen links-alternativen Stempel auf. Dieser lässt sich nicht einfach mit einem Zewa-Wisch und Weg abwischen, sondern hinterlässt auch Spuren an der Kleidung. Nun wird dieser Stil von den Fashion-Diktatoren umdefiniert. Denn nicht umsonst werden in der Branche des Hedonismus und Schönheitswahn die obersten Gebote „ Die einzige Konstante in der Mode ist, dass sie sich ständig ändert“ und „Mode interpretiert Altes und kreiert somit Neues“ lauthals in den Redaktionsräumen verkündet. Das heißt, Ethno-Tuniken, die Erinnerungen an farbenfrohe Umstandsmode hervorrufen, und ein räudiges Stück Stoff um den Kopf gebunden, unter Fashionistas als Headband bezeichnet, ergeben zusammen den ultimativen Bohemian-Chic á la Sienna Miller. Daher besteht zwischen Jugendkultur und Industrie ein enger Zusammenhang.
Aber jetzt stellt sich die Frage: Was folgt nach dem Emo-Hype und den gegenwärtigen Indie-Trend?
Werden wir demnächst mit pechschwarzen Bubiköpfen und Charleston-Kleider im Stil der glamourösen 20er Jahre herumlaufen, die statt Satin-Fäden mit Bleistiften beschmückt wurden, da diese neu interpretiert wurden und alltagstauglicher sind? Abwarten und Tee trinken lautet die Devise. Denn nicht die Industrie, sondern Jugendliche sind weiterhin der Impulsgeber und die Quelle der Inspiration.
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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[Bild:1]
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mxk
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