Erasmusstudentin Kristin wird in Norwegen vom sportlichen Wetteifern angesteckt und wundert sich über rüstige Rentner. Die spinnen, die Norweger! Oder?
07. November 2010 - 16:49 von SPIESSER-Autorin TomateMozzarella.
Kristin ist zur Zeit in Bergen, Norwegen. Dort macht sie ein Auslandssemester. Regelmäßig schreibt sie, was sie erlebt.
Letzte Woche war mein Freund zu Besuch. Um ihn willkommen zu heißen, hat Bergen sich nicht gerade von der besten Seite gezeigt. Ehrlich gesagt war es das schlechteste Wetter, das ich hier bisher erlebt habe. Aber nach zwei Monaten ohne einander hat das uns weniger gestört.
Norwegisches Wettwandern
Als hätte Petrus unsere Wünsche erhört, gab es auch zwischen all den Regentagen tatsächlich einen wunderschönen, fast wolkenlosen Herbsttag. Schon waren wir unterwegs zum obligatorische Wanderausflug auf einen von Bergens Bergen. Kaum waren wir einige hundert Meter gegangen, überholte uns das erste Rentnerpaar auf unserem Weg nach oben. Wir beschleunigten unsere Schritte. Das konnten wir doch nicht auf uns sitzen lassen! Aber immer wieder wiederholte sich das Überholt-Werden, bis mein Freund alle Norweger für verrückt und sportversessen erklärte. Wir einigten uns darauf, lieber in Ruhe die Aussicht zu genießen. Trotzdem bin ich das Gefühl nicht losgeworden, an einem Wettlauf teilzunehmen.
Sport als nationale Freizeitbeschäftigung
Ich mag den Frühling in Leipzig, meiner Hochschulstadt, wenn man im ersten Sonnenschein durch einen Park spaziert und sich die ersten Jogger des Jahres wieder vor die Tür trauen. Hier in Bergen kann man das jeden sonnigen Tag erleben – besonders, wenn es einige Tage geregnet hat. Es ist unglaublich, wie viele Einheimische durch die Parks und Straßen joggen, nach der Arbeit nochmal schnell auf einen nahegelegenen Berg spazieren oder ins Fitness-Studio gehen. Und überhaupt: Unglaublich, wie viele Fitness-Studios es hier gibt!
Ein Beispiel: Im Nordwesten Bergens gibt es den Stoltzekleiven, einen Pfad, der 313 Meter hinauf auf den Sandviken führt und das meist in Form hoher, steiniger Stufen. Schon einmal haben ich und ein Freund diese Herausforderung angenommen: Rund zwanzig Minuten später und zwei Kilo leichter, weil wir so viel geschwitzt haben, sind wir keuchend oben angekommen. Die Bestzeit beim alljährlichen Wettlauf liegt bei 8 Minuten und 32 Sekunden bei den Männern und etwas mehr als zehn Minuten bei den Frauen. Verrückte Norweger! Aber ein wenig beruhigend ist es, dass auch sie keuchend auf dem Boden liegen, wenn sie oben ankommen.
Vorsicht, Ansteckungsgefahr!
Ich habe mich überreden lassen und mir eine Sportkarte für das Semester gekauft. Kostenpunkt: 100 Euro für ein halbes Jahr freien Eintritt in alle Sportstätten des Studentenwerks. Und die haben eine ganze Menge zu bieten: eine eigene Schwimmhalle mit Sauna mitten in der Stadt und sechs Sportzentren mit Sporthallen und Fitness-Studios. Eines davon direkt neben meinem Studentenwohnheim. Da kann man gar nicht anders, als auch dem Sport zu verfallen und so bin ich zur passionierten Schwimmerin und Saunagängerin geworden. Auch an die Muskel-Maschinen hat es mich getrieben, aber neben all den fitten Norwegern guck ich da immer so schlapp aus der Wäsche ...
Fortsetzung folgt?
Weltenbummelei auf SPIESSER.de
Vorherige Artikel von Kristin und anderen Weltenbummlern, wie zum Beispiel Claudia in Südafrika oder Katharina in Mexiko, findet ihr unter der Serie Auslandsblogs.
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Weil ich überzeugt davon war, meine Sportlichkeit auch in der Heimat beizubehalten, habe ich geschaut, was Leipzig in Sachen Schwimmen und Saunieren zu bieten hat. Nicht nur, dass die meisten Schwimmhallen weit außerhalb des Zentrums liegen. Man muss für die Sauna meist extra bezahlen und das nicht zu knapp. Da lob ich mir die sportlichen Norweger! Falls sich übrigens einige von euch auch fragen, ob Norweger gesünder sind oder länger leben, weil sie so sportlich sind: Die Daten der Weltbank sagen den Deutschen eine 80,1-jährige Lebenserwartung voraus, den Norwegern 80,7 Jahre: Also kein aufsehenerregender Unterschied.
Teaserfoto: Franziska Klein
Text: Kristin Hirte
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