Social Media

Freundschaftsanfrage bestätigen?

„Überragend.“ Das ist eines meiner absoluten Lieblingswörter. Davor war es nice, davor sweet und davor „fantabulös“. Das beschreibt mich zwar nicht in Gänze, gibt aber einen kleinen Einblick in mein „Ich“ – Etwas abgedreht, der englischen Sprache zugeneigt und ich hauche gerne wenig verwendeten Wörtern wieder neues Leben ein.

03. March 2017 - 09:55
SPIESSER-Autorin Samory.
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Samory Offline
Beigetreten: 14.11.2015

Aufgewachsen bin ich in einem Dorf, allerdings in einem Ballungsgebiet, zwischen Mönchengladbach und Neuss. Wem das nichts sagt, das liegt in der Nähe von Düsseldorf. Geboren bin ich in Neuss, wo ich zwei Jahre bei meiner leiblichen Mutter gelebt habe, dann ein Jahr bei einer Bereitschaftspflegefamilie und dann kam ich zu meinen Pflegeeltern. Ja, ich bin ein Pflegekind und das ist auch völlig in Ordnung. Vor allem erklärt es einiges. Meine Pflegeeltern und meine Schwester sind alle hellhäutig, während ich mit einer schokoladenfarbigen Haut auf die Welt kam. Also wirklich Schokolade, dunkler Vater, helle Mutter.

Ich bin also nicht bei meinen richtigen Eltern aufgewachsen, habe nicht mit meinen Geschwistern spielen können außer mit einer Halbschwester, die in derselben Familie wohnt wie ich und kenne große Teile meiner Herkunftsfamilie nicht. Dass ich überhaupt ein paar kenne, darunter meine Mutter, habe ich den sozialen Netzwerken zu verdanken. Tatsächlich begann es alles mit dem guten, alten SchülerVZ. Kennt das noch einer? Voll cool wie ich war, habe ich ICQ einfach übersprungen und bin der SchülerVZ Community beigetreten. Das war schon eine tolle Sache! Super vernetzt, kostenlos schreiben, aber natürlich weniger persönlich. Eines Tages bekam ich eine Nachricht von einem Daniel. Es stellte sich heraus, dass dieser Daniel einer meiner älteren Brüder war. Kurz darauf folgten ein Cousin und dann auch ein weiterer Bruder. Und schon kannte ich ein paar Familienmitglieder.

Spannend wurde es aber erst, als ich zu Facebook wechselte. Dort schrieb mich meine jüngere Schwester an. Nebenbei merkte sie an, dass sie bei unserer Mutter wohnen würde und diese durchaus an einem Kennenlernen interessiert wäre. Nach kurzem Zögern willigte ich in die Kontaktaufnahme ein und sie schrieb mir. Das war ziemlich ungewohnt und ich war anfangs etwas gehemmt. Aber dann begriff ich die Dimension dieser Tatsache. Dank Facebook hatte ich nach etwa 15 Jahren Kontakt zu meiner Mutter. Woran das Jugendamt jahrelang gescheitert war, funktionierte durch einen einfachen Klick: Freundschaftsanfrage bestätigen.

 

Text: Samira Becker
Teaserbild: Lena Schulze

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