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Ausbildung im öffentlichen Dienst

Für eine sichere Stadt

Demonstrationen, Fußballspiele oder Raubüberfälle - als Polizistin in einer Berliner Hundertschaft sorgt Michelle May jeden Tag für Sicherheit. Dafür ist sie Tag und Nacht auf den Beinen.

03. December 2015 - 08:16
SPIESSER-Autorin Schneiderlein.
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Schneiderlein Offline
Beigetreten: 01.07.2014

Mittwochabend, die Sonne geht unter und die meisten genießen ihren Feierabend. Doch im Inneren des grauen Polizeigebäudes, in dem auch Michelles Team untergebracht ist, herrscht buntes Treiben. Auf den langen Fluren unterhalten sich Menschen und nippen gelegentlich an ihren Kaffeetassen. Immer wieder laufen junge Männer in lässiger Sportkleidung über die Flure. Einige haben einen Basketball unterm Arm. An den ockerfarbenen Wänden hängen Helme, Schienbeinschoner und Schutzwesten. Ordentlich aufgereiht erinnern sie daran, dass es jederzeit losgehen kann. Auch für Michelle, die als Polizistin in einem Team von hundert Polizisten ihre Stadt Berlin sicher hält.

Das vollbringt ihr
Ihr steht für Recht und Gesetz, für Verantwortung und Verlässlichkeit. Als Polizeibeamtinnen und –beamte haltet ihr Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung, für Leib und Leben fern. Ihr verfolgt Straftaten und klärt sie auf. Ihr seid im Einsatz – bei Wach- und Streifendienst, in der Verkehrsüberwachung oder bei Großereignissen wie Demonstrationen oder Fußballspielen – und seid oft als erste Helfer am Ort des Geschehens. Ihr nehmt Personalien auf, befragt Zeugen, verfasst Anzeigen, leitet Fahndungen ein.
Alle für einen

Vor drei Jahren hat sich die heute 22-Jährige für einen Dienst bei der Polizei entschieden. Grund dafür waren vor allem die spannenden Erzählungen ihres Vaters, der selbst als Polizist in einem anderen Stadtteil arbeitet.

Seit einem halben Jahr ist Michelle fertig mit der Ausbildung und seitdem Teil einer Hundertschaft, einem Team von hundert Mann. Mit Demonstrationen, Fußballspielen, Raubüberfällen und Körperverletzungen hat Michelle jeden Tag zu tun. Eine gefährliche Arbeit? „Der Beruf ist schon gefährlich“, gibt die Polizistin zu. Gleichzeitig sei es aber „immer spannend, weil man nie weiß, was passiert. Angst habe ich aber nicht.“

Die nötige Sicherheit bei Einsätzen geben Michelle vor allem ihre Kollegen. Ohne sein Team ist ein Polizist nichts. „Man muss sich auf seine Kollegen verlassen können. Im schlimmsten Fall retten sie dein Leben.“ Auch körperliche Fitness spielt eine große Rolle. Nicht selten muss Michelle Straftäter über längere Strecken verfolgen. „Bei einer Verfolgungsjagd bin ich auch schon über Zäune geklettert“, verrät die junge Polizistin. Und das Ganze auch schon mal bei hohen Temperaturen und mit schwerer Schutzkleidung am Körper.

Was ihr mitbringen müsst
Polizeibeamtin/-beamter könnt ihr sowohl bei der Bundespolizei als auch bei einer der Polizeien der Länder werden. Je nachdem für welche Laufbahn ihr euch entscheidet, müsst ihr einen mittleren Schulabschluss oder eine Hochschulreife vorweisen. Darüber hinaus gibt es noch einige besondere Anforderungen an künftige Polizisten: Neben der europäischen Staatsbürgerschaft solltet ihr über geistige und körperliche Fitness sowie mentale Stärke verfügen, Kommunikationsfähigkeit und Einfühlungsvermögen bringen euch zusätzliche Pluspunkte. Bewerber müssen zudem ein Auswahlverfahren bestehen, das in der Regel aus einem Sporttest, einer ärztlichen Untersuchung und einem theoretischen Teil, oft auch in Gestalt eines „Assessment-Centers“, besteht. Und wer Polizistin oder Polizist werden will, sollte selbstverständlich eine weiße Weste haben, also nicht vorbestraft sein.

Dementsprechend großgeschrieben ist Sport auch in der zweieinhalbjährigen Ausbildung: Schwimmen, Konditionstraining sowie Selbstverteidigung gehören zum wöchentlichen Sportprogramm. Die gesamte Polizeiausbildung ist sehr abwechslungsreich. Eine Schießausbildung, Einsatztrainings und Anti-Stress-Seminare sind nur einige der Stationen, die ein angehender Polizist durchläuft.

Ebenso vielfältig wie die Ausbildung, ist auch Michelles Alltag. Genau das ist es, was Michelle an ihrer Arbeit liebt. „Man kommt zum Dienst und weiß nie, was einen erwartet.“ Die meiste Zeit verbringt sie auf Einsätzen, Computerarbeit ist selten, denn Michelle ist immer auf Achse. Und das in der Regel zehn bis zwölf Stunden am Stück, mitunter auch nachts. Solche Nachtdienste sind für Michelle kein Problem. „Man gewöhnt sich dran. Am besten macht man vor dem Dienst noch ein kleines Nickerchen.“

Auch heute arbeitet sie die ganze Nacht durch. Während es draußen mittlerweile stockfinster ist, leeren sich allmählich die Flure. Die Sportkleidung wird gegen die auf dem Flur wartende Ausrüstung ausgetauscht. Die zahlreichen Fahrzeuge vor dem Gebäude werden beladen und nach und nach vom Gelände gefahren. Raus in die Nacht, um die Stadt zu einem sichereren Ort zu machen.

Das verdient ihr
Als Beamtenanwärter/-innen erhaltet ihr während der Ausbildung einen monatlichen Anwärtergrundbetrag von rund 1.000 Euro brutto, das Anfangsgehalt im Job liegt dann je nach Laufbahn zwischen rund 2.000 und 2.500 Euro brutto.

Text: Luise Schneider
Fotos: André Forner
Video: Franz Leuschner

 

 

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit dem dbb beamtenbund und tarifunion.

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