Trotz mililiardenschwerer Förderung der erneuerbaren Energien produziert Deutschland derzeit so viel Strom aus Braunkohle wie zuletzt vor mehr als 20 Jahren. Eine äußerst denkwürdige Entwicklung, verfolgt man die extreme Luftverschmutzung durch Smog in Peking. Müssen wir jetzt Angst vor dem Kohle-Comeback haben?
23. April 2014 - 12:30 SPIESSER-Redakteur Lena Kessler.
Annemarie: In China, Frankreich und Westdeutschland kämpfen die Menschen aktuell mit heftigem Smog – und über die neue CO2-Bilanz in Deutschland schweigt man lieber. Ein Grund zur Sorge? Quatsch. Die Energiewende zickt nur ein bisschen rum.
Der Vorteil von Atomkraftwerken? Ihre CO2-Bilanz. Foto: korneloni, pixelio.de
Die Kohle macht aktuell 45,5 Prozent unserer Stromquellen aus. Das ist ziemlich ernüchternd. Vorreiter in Sachen Umweltschutz durch Atomausstieg? Die Glaubwürdigkeit dieses Arguments dürfte in anderen Ländern inzwischen recht niedrig sein. Gebracht hat die Energiewende trotzdem etwas – nur vielleicht nicht ganz so wie erhofft.
Das Problem der Kohle: CO2
Eines der wichtigsten Argumente für Atomkraftwerke (AKW) ist ihre „Sauberkeit“ – sprich kein CO2-Ausstoß. Wenn man nun eine „saubere“ Stromerzeugung (Atomkraft) durch eine andere „saubere“ Stromerzeugung (Erneuerbare) ersetzt, rüttelt das aber keineswegs an den CO2-Werten eines Landes. Hätten die Erneuerbaren statt den AKWs die Kohlekraftwerke ersetzt, sähe das ganz anders aus. Trotzdem bleibt die Frage: Warum ist der Wert nicht stabil geblieben? Die Antworten sind relativ simpel. Wir verbrauchen mehr Strom. Wir fahren immer noch ziemlich viel mit Autos. Witterungsbedingt haben wir mehr mit Öl und Gas geheizt. Schwankungen im Netz werden durch konventionelle Kraftwerke ausgeglichen. Durch die Erneuerbaren sind diese Schwankungen größer geworden – nachts scheint nun mal keine Sonne und der Wind weht auch nicht immer gleichmäßig. Dazu kommt, dass Deutschland seit drei Jahren mit Speicherung und Netzausbau von und für Erneuerbare kämpft.
Wir müssen endlich unseren Stromverbrauch
einschränken! Foto: Pixel-Kings (PP), pixelio.de
Letztes (pubertäres) Aufbäumen
Solange es dafür keine (wirtschaft-lichen) Lösungen gibt, spielen konventionelle Kraftwerke weiterhin eine große Rolle – eben auch Kohlekraftwerke. Doch deswegen feiern sie noch lange kein Comeback. Es ist eher ein letztes Aufbäumen vor dem Absturz – oder, weniger dramatisch, die Pubertät der Energiewende. Hin und her, rauf und runter. Sie ist nicht mehr so süß wie am Anfang, mit einem Schnuller kriegt man sie nicht mehr in den Griff. Doch das wird sich geben. Kohle ist langfristig keine Lösung mehr. Und das nicht nur, weil sie endlich ist.
Treibende Kräfte
In Deutschland hätte ein weiterer Ausstieg vom Ausstieg des Ausstiegs aus dem Ausstieg sowieso keine Chance. Das erhöht den Druck auf Regierung und Energieunternehmen, neue Erfindungen zu fördern und auszuprobieren. Und fordert gleichzeitig einen offenen und fairen Dialog mit den Bürgern. Wie gesagt: Kohle ist endlich.
Text: Annemarie Walter
Teaser-Bild: Patricklanders, flickr.com, CC-Lizenz (CC BY 2.0 DE)
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