Gerechtigkeit

Gerechtigkeit?
Kennt Grenzen!

Jeder von uns erlebt fast täglich etwas, das er ungerecht findet: Sei es bei der Benotung in der Schule, bei der alljährlichen Bescherung unterm Weihnachtsbaum oder in Bezug auf aktuelle politische Themen. Dass es nicht immer und überall auf der Welt gerecht zugeht und wohl auch niemals wird, ist auch kein Geheimnis. Die Frage ist doch aber, wie wir damit umgehen. Nur weil etwas erstmal festgefahren oder sogar aussichtlos erscheint, heißt das nicht, dass wir nicht für Gerechtigkeit kämpfen könnten. Deshalb haben die SPIESSER-Autoren Alina, Daniel und Sophie nach eurer Meinung gefragt und ihr habt den Mund aufgemacht.

27. September 2016 - 13:24
SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
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Was ist für dich Gerechtigkeit?

„Gerechtigkeit ist für mich, die Meinung der Mehrheit zu akzeptieren, aber auch die Meinung der Minderheiten zu berücksichtigen. So sollten alle Menschen ein gutes Leben führen können.“
Jan, 19, Essen, Student

Fühlst du dich gerecht behandelt?

„Ich kann froh sein, in so einem Land und in so einer tollen Familie zu leben, ohne nachvollziehen zu können, womit ich das eigentlich verdient habe. Dieses Glück sollte dem ein oder anderen noch bewusst werden.“
Lea, 18, Leipzig, Flüchtlingshelferin

Was findest du ungerecht?

„Ich finde es erschreckend, dass es in Deutschland eine Zwei-Klassen-Medizin gibt, durch die Privatversicherte eine bessere Versorgung bekommen.“
David, 23, Berlin, Student

Was bedeutet für dich Gerechtigkeit?

„Zum einen sollte es Rechte geben, die jeder hat und die eingehalten werden. Zum Beispiel die Unversehrtheit jedes Einzelnen. Zum anderen besteht sie noch auf einer zwischenmenschlichen Ebene, für die es keine geschrieben Regeln gibt, wo es um Gefühle geht und wie man mit seinen Mitmenschen umgeht.“
Vincent, 21, Leipzig

Was können wir für eine gerechtere Welt tun?

„Man muss versuchen, mit anderen Menschen so umzugehen, wie man selbst behandelt werden möchte und denen helfen, die vielleicht weniger Chancen haben.“
Julia, 18, Leipzig, Schülerin

Fühlst du dich gerecht behandelt?

„Nicht im Vergleich zu heterosexuellen, weißen Männern.“

Was müsste sich verändern, damit du dich gerechter behandelt fühlst?

„Klischees und Rollenbilder sollten aufgebrochen werden, sodass sich niemand mehr anders oder "falsch“ fühlen muss.“

Was können wir tun, um das zu erreichen?

„Wir müssen darauf hören, wenn sich Menschen ungerecht behandelt fühlen und gemeinsam daran arbeiten, ihnen einen sicheren Platz in der Gesellschaft zu schaffen.“
Sina, 19, Berlin, Studentin

Hast du dir schon einmal Gedanken gemacht, was Gerechtigkeit bedeutet?

„Als eines von drei Geschwisterkindern, macht man sich vermutlich ständig darüber Gedanken, was gerecht oder ungerecht ist.“

Wie kann man Gerechtigkeit hergestellt werden?

„Ich bin der Auffassung, dass ein gerechtes Leben nur möglich ist, wenn man selber die Initiative ergreift: Gerechtigkeit kann einem nicht von oben verordnet oder geschaffen werden.“
Justus, 20, Leipzig, FSJler

Was findest du ungerecht?

„Ungerecht ist zum Beispiel, dass es so viel Hunger auf der Welt gibt.“

Was würdest du tun, um dieses Problem anzugehen?

„Reisen und mir die Situation der betroffenen Mensch vor Ort ansehen. Ich könnte mir auch vorstellen einer Organisation beizutreten, um dort mitzuhelfen.“

Wann hast du dich zuletzt ungerecht behandelt gefühlt?

„Als sich meine Eltern getrennt haben und ich mich entscheiden musste, bei wem ich leben möchte.“
Nelly, 18, Schülerin, Berlin

Was muss verändert werden, damit sich mehr Menschen in Deutschland gerecht behandelt fühlen?

„Frauen müssen die gleichen Löhne wie Männer bekommen. Es ist traurig, dass wir darüber noch diskutieren müssen. Das sollte längst selbstverständlich sein.“
Daniel, 20, Berlin, Student

Wie sieht für dich eine gerechte Gesellschaft aus?

„In einer gerechten Gesellschaft haben alle die gleichen Bildungschancen. Jeder sollte zum Beispiel unabhängig von den eigenen Finanzen die Möglichkeit haben, zu studieren. Bei BAföG wird meiner Meinung nach zu sehr auf die Unterstützung der Eltern gesetzt, besonders in Städten, in denen der Wohnungsmarkt schlecht ist, kann das zum Verhängnis werden.“
Philipp, 21, Oesede, Student

Denkst du, dass die Menschen in deinem näheren Umfeld gerecht behandelt werden?

„Nicht alle. In der Uni fällt mir oft auf, dass Leute, die leise und zurückhaltend sind, schnell abgetan werden. Das finde ich schade. In vielen Diskussionen ist es so, dass häufig nicht der mit den besten Argumenten, sondern der Sturste, Lauteste und Unnachgiebigste gewinnt. Das finde ich sehr ungerecht.“
Julia, 20, Leipzig, Studentin

Was müsste getan werden, um Gerechtigkeit herzustellen?

„Es ist wichtig, dass man sich äußert, wenn man etwas ungerecht findet. Die freie Meinungsäußerung ist für mich ein ganz großer Punkt, wenn es um Gerechtigkeit geht.“
Hannah, 16, Leipzig, Studentin

Was können wir für eine gerechtere Gesellschaft tun?

„Es muss jeder bei sich anfangen und im Rahmen seiner Möglichkeiten versuchen, gerecht zu handeln.“
Luigi, 19, Berlin, Personaltrainer

Fühlst du dich gerecht behandelt?

„Im Allgemeinen schon. Aber das heißt nicht, dass man das nicht auch noch steigern könnte.“

Wo gibt es deiner Meinung nach noch Handlungsbedarf?

„Ich finde, dass die Welt noch offener werden muss.“

Denkst du, dass die Leute in deinem Umfeld gerecht behandelt werden?

„Nicht immer. Meine Schwester hat psychische Probleme und musste oft erfahren, wie ungerecht es ist, wenn man in der Schule mit seinen Problemen alleine gelassen wird.“
Arnhold, 18, Berlin, Student

Denkst du, dass die Menschen in deinem Umfeld gerecht behandelt werden?

„Ich finde, wir kritisieren immer viel und fühlen uns oftmals ungerecht behandelt, aber trotzdem werden wir immer noch gerechter behandelt, als es in anderen Ländern der Fall ist.“

Was muss passieren, damit mehr Gerechtigkeit hergestellt werden kann?

„Um für Gerechtigkeit zu sorgen, müssen meiner Ansicht nach auch ein paar Menschen zurückstecken. Nicht jeder Mensch kann das haben, was er möchte. Man kann es nicht allen recht machen.“
Fanny, 19, Leipzig

Meilensteine der Gerechtigkeit

2100 v. Chr.: Codex Ur-Nammu, die älteste überlieferte Rechtssammlung, entsteht in Mesopotamien.

Religion: Bibel, Tora und Koran verbinden Gerechtigkeit untrennbar mit dem Glauben.

In Antike und Mittelalter: gilt Gerechtigkeit als naturgegeben oder göttlichen Ursprungs.

1215: Die Magna Carta Liberatum („Große Urkunde der Freiheiten“) regelt Willkür des Adels gegen seine Untertanen. Eigentum, Steuerrecht und Zugriff auf die Person sind erstmals staatlich gegen die Krone geschützt.

4. Juli 1776: Die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten wird verabschiedet. Darin enthalten die „unveräußerlichen Rechte“ auf „Leben, Freiheit und das Streben nach Glück“.

1789: Die Déclaration des droits de l’homme et du citoyen („Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte“) bildet die Grundlage für Demokratie in Frankreich: Es muss natürliche und unveräußerliche Rechte wie Freiheit, Eigentum, Sicherheit und Widerstand gegen Unterdrückung geben.

1853: Vélez (Kolumbien) führt als erste Stadt der Welt das Frauenwahlrecht ein.

1865: Sklaverei in Amerika wird endgültig abgeschafft. Bis Afroamerikanern Bürgerrechte in uneingeschränktem Umfang gewährt werden, vergeht jedoch ein weiteres Jahrhundert.

1918: Wahlrecht für Frauen in Deutschland. Am 19. Januar 1919 dürfen sie bei der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung erstmals wählen.

1948: Am 10. Dezember (seitdem der internationale Tag der Menschenrechte) verabschiedet die UN-Generalversammlung die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte.

1979: UN-Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau: Bisher haben 189 Staaten das Übereinkommen ratifiziert.

1997: Südafrika ist die erste Nation, die das Verbot der Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung in seine Verfassung aufnimmt.

2000: Der erste World Pride findet in Rom statt.

2001: Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in den Niederlanden.

2002: Schweden erlaubt die Adoption von Kindern für gleichgeschlechtliche Paare.

Seit 2013: Frankreich, Uruguay, Neuseeland, Kolumbien, Schottland, England, Wales, Luxemburg, Irland, Grönland und Finnland öffnen die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare.

Text: Alina Sonnefeld, Daniel Korenev, Sophie Lorraine Senf
Fotos: Anja Nier

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