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Gute Street Art spricht die Themen an, die wehtun.

Für Alex von Freeden ist Street Art nicht nur Straßendekoration, sondern auch eine Möglichkeit seine politische Meinung auszudrücken und soziale Missstände anzusprechen. Mittlerweile verdient der ehemalige Sprayer mit seiner Kunst auch sein täglich Brot. Wie er das geschafft hat und wie er Kindern und Jugendlichen Street Art näher bringt, hat er SPIESSERin Franzi verraten.

24. January 2017 - 08:36
SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
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Onlineredaktion Offline
Beigetreten: 25.04.2009

Du arbeitest als selbständiger Grafiker, hast aber mit Graffiti angefangen. Wolltest du dein Hobby schon immer zum Beruf machen?

Nee, ganz am Anfang habe ich einfach nur Graffitis gesprüht und gerne gezeichnet. Da hatte ich noch lange nicht den Gedanken mit meiner Kunst Geld zu verdienen. Für mich war das damals das Interesse an der Szene und einen neue Form, wie ich mich ausdrücken konnte. Irgendwann kam dann der erste Auftrag, ein Garagentor zu bemalen, dann wollte jemand einen Flyer von mir gestaltet bekommen. So hat sich das eigentlich alles kontinuierlich entwickelt und ist schließlich zum Beruf geworden.

Design-Wettbewerb
Alexander von Freeden wäre wichtig, dass das Zugmotiv eine Botschaft hat. Und wie würdet ihr eure eigene Lok gestalten?

Im Rahmen des 500-jährigen Reformationsjubiläums startet die Deutsche Bahn einen Kreativwettbewerb! Was bedeutet das Thema Reformation auf der Schiene? Wie sieht der Schienenverkehr von morgen aus? Gestaltet daraus ein Motiv für eine DB-Lok zum Reformationsjahr und gewinnt eine Gruppenreise nach Genf! Zudem bringen die DB-Designer den besten Entwurf gemeinsam mit euch auf eine Lok, die 2017 durch Deutschland fährt. Alle Infos zum Wettbewerb gibt's auf www.draufabfahren.de/luther

Als Sprayer bist du natürlich auch mit Street Art in Kontakt gekommen. Was macht für dich gute Street Art aus?

Gute Street Art ist für mich nicht nur ästhetisch ansprechend und sieht spannend aus, es muss auch eine Message dahinter stecken. Aber das ist nicht nur bei Street Art so, das gilt für alle Kunstformen. Bei Street Art ist das Besondere, dass sie im öffentlichen Raum stattfindet – und nicht in Galerien und Museen. So kann Street Art die Menschen viel direkter erreichen. Wenn Street Art dann nicht nur reine Dekoration ist, sondern auch dahin geht, wo es weht tut – also etwa einen sozialen oder politischen Missstand anspricht – dann ist sie für mich wirklich relevant. Das muss ja nicht mit dem erhobenen Zeigefinger passieren, ein bißchen Humor bringt da meistens viel mehr.

Neben deiner Arbeit als Grafiker gibst du Graffiti-Workshops für Kinder und Jugendliche. Siehst du es auch als Aufgabe, den Kindern mit Hilfe von Kunst, Street Art und Graffiti das Thema Politik näher zu bringen?

Das ist natürlich nicht die Hauptintention, die ich mit meinen Workshops verfolge, aber ich habe festgestellt, dass Graffiti ein gutes Werkzeug dafür ist, den Kindern und Jugendlichen politische Themen näher zu bringen. Viele Jugendliche haben von sich aus oft keine Lust auf solche Themen, wie Kinderarmut oder HIV und Aids. Durch die Workshops bekommen sie einen ganz anderen Zugang, als wenn sie sich eine langweilige Broschüre durchlesen oder der Lehrer mal wieder einen Monolog hält. Auf einmal interessieren sie sich dafür und suchen gemeinsam nach künstlerischen Lösungen, wie man das Problem darstellen oder dagegen ankämpfen kann.

Wie bist du auf die Idee gekommen, Graffiti-Workshops für Kinder und Jugendliche anzubieten?

„Action Kidz gegen Kinderarbeit“ - das Graffiti
entstand bei einem Workshopmit Kindern &
Jugendlichen.

 

Auf der einen Seite möchte ich den Kindern und Jugendlichen einfach diese Art der Kunst näher bringen und ihnen auch zeigen, dass Graffiti nicht nur belanglose Malerei an Wänden ist und auf der anderen Seite möchte ich ihnen auch klar machen, dass es eine Art ist, wie sie ihre Meinung kundtun können. Und ich habe gemerkt, dass die Nachfrage einfach da ist. Viele Jugendliche suchen nach Möglichkeiten sich auszudrücken, zusammen zu arbeiten, kreativ und auch politisch aktiv zu sein, aber es fehlt ihnen einfach das nötige Wissen und auch die passende Plattform dazu. Bei den Graffiti-Workshops können sie sich gemeinsam in einer Gruppe für eine gute Sache engagieren, was Tolles schaffen und Aufmerksamkeit bekommen.

Bei der Deutschen Bahn gibt es im Moment ein Design-Wettbewerb, bei dem man seine eigene Lok gestalten kann. Wie findest du die Aktion?

Ich finde es eine sehr spannende Aktion und bin gespannt was dabei herauskommt! Die Bahn gibt Kindern und Jugendlichen eine Möglichkeit sich auf einem neuen Medium vollkommen kreativ auszutoben – denn wann kann man sonst schon eine Lok gestalten? In vielen anderen Ländern gibt es sogar schon Verkehrsbetriebe, die ihre Fahrzeuge bemalen lassen – dann kann das in Deutschland auch mal passieren.

Welches Zug-Design würde dir gefallen?

Ich würde mich über ein Zug-Design freuen, das nicht nur spannend aussieht, sondern auch eine Botschaft vermittelt. Etwa den Zusammenhang von Mobilität, Verkehr und dem Klimawandel – ein Thema, das eben auch mit der Bahn zu tun hat. Wenn ich die Möglichkeit hätte eine selbstgestaltete Lok offiziell durchs Land fahren zu lassen, sollte diese auch was aussagen und nicht nur schick aussehen.

Alexander von FreedenAlexander von Freeden ist seit über 20 Jahren in der Graffiti- und Street Art-Szene aktiv. Mittlerweile arbeitet er als Grafiker in Berlin, hauptsächlich für Auftraggeber aus den Bereichen Politik und Zivilgesellschaft. Neben dieser Tätigkeit gibt er zudem noch Workshops, um Kindern und Jugendlichen die Themen Graffiti und Street Art näher zu bringen. Mehr von seiner Arbeit könnt ihr hier sehen: www.laikalaika.de
 

Interview: Franzisk Gradl
Bildmaterial, Teaserbild: Alexander von Freeden

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit
mit der Deutschen Bahn AG.

 

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