In den USA werden seit den tödlichen Schüssen auf einen Teenager in der Kleinstadt Ferguson die amerikanischen Waffengesetze scharf kritisiert. SPIESSER-Praktikantin Mireille hat für euch die wichtigsten Fakten rund um die aktuelle Debatte und das Waffenrecht der Vereinigten Staaten zusammengetragen.
10. May 2016 - 10:39 SPIESSER-RedakteurIn whiteblankpage.
Michael Brown, Tamir Rice oder Diren Dide – diese drei Jugendlichen eint ein tragisches Schicksal: Sie alle sind innerhalb der letzten Monaten in den USA durch Schusswaffen getötet wurden. Der bekannteste Fall ist dabei Brown. Der 18-jährige Afroamerikaner kam in einem Handgemenge mit dem Polizisten Darren Wilson durch sieben Schüsse ums Leben. Dass der Todesschütze nicht angeklagt wurde, löste in den USA heftige Proteststürme und Debatten um laxe Waffengesetze aus – Zentrum der Unruhen ist dabei die Stadt Ferguson im Bundesstaat Missouri, wo der Jugendliche im August erschossen wurde.
In den USA gehen zahlreiche Bürger
auf die Straße, um für schärfere Waffen-
gesetze zu demonstrieren.
Befeuert wird diese Diskussion von den Todesfällen Rice und Dide. Tamir Rice, ein 12-jähriger Junge aus Ohio, spielte auf einem Spielplatz mit einer Fake-Pistole. Er wurde erschossen, weil er der Aufforderung der Polizei, seine Hände zu heben, nicht nachkam. Für uns hier in der Bundesrepublik Deutschland ist aber vor allem der Fall rund um Diren Dide brisant. Dide war nämlich ein deutscher Austauschschüler, der in Montana gelebt hat. Im vergangenen April ist der Junge nachts in eine fremde Garage eingedrungen. Dabei hat ihn der Hausbesitzer erwischt und mit vier Schüssen einer Schrotflinte erschossen. Dide hatte keine Chance. Anfang Dezember begann jetzt der Prozess gegen den Todesschützen Markus Kaarma, der von deutschen Medien gebannt verfolgt wird.
Und die Schlagzeilen über amerikanische Schusswaffenopfer reißen nicht ab. Erst Ende letzter Woche wurde die Waffendiskussion durch einen Vorfall in Phoenix erneut angeheizt. Ein unbewaffneter Schwarzer wurde von einem Polizisten erschossen, weil dieser eine Waffe in der Hosentasche des Opfers vermutete. Der 34-Jährige musste sterben, obwohl er eigentlich nur eine Medikamentenpackung bei sich trug. Seitdem im Mittelpunkt der Berichterstattung: die amerikanischen Waffengesetze.
Privater Waffenbesitz – ein gutes Recht?
Aufgrund der stark ausgeprägten föderalistischen Struktur der Vereinigten Staaten existieren dort über 20.000 Gesetze rund um den Waffenbesitz. Dennoch ist das „right to bear arms“ (also das Recht, Waffen zu besitzen) verfassungsrechtlich durch den zweiten Zusatzartikel in der Verfassung für alle Bürger quasi garantiert. Dank des sogenannten „Stand Your Ground“-Gesetzes dürfen Amerikaner außerdem seit 2005 Waffen zur Selbstverteidigung einzusetzen – also immer, wenn sie befürchten, Opfer eines Gewaltverbrechens zu werden. Wie diese Befürchtung in der Realität auszusehen hat, wird von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich interpretiert: Während es in Florida ausreicht, sich subjektiv bedroht zu fühlen, gilt in anderen Staaten, dass tödliche Gewalt im eigenen Haus das allerletzte Mittel darzustellen hat.
Hinter dem „Stand your Ground“-Gesetz, welches im deutschen so viel bedeutet wie „Weiche nicht von der Stelle“, steckt die einflussreiche National Rifles Association (NRA). Diese übte vor knapp neun Jahren mächtig Druck auf die amerikanische Regierung aus und konnte ihre Regelung am Ende sogar durchsetzen. Ursprünglich wurde die NRA als Organisation fürs Sportschießen und Trainieren an Schusswaffen gegründet. Mittlerweile ist sie als eine der wichtigsten Lobby-Organisationen der USA bekannt, die vor allem daran interessiert ist, den bereits erwähnten zweiten Zusatzartikel bis aufs Blut zu verteidigen. Richtige Gewehre nimmt sie dafür im politischen Alltag zwar nicht in die Hand, dafür können sich einige Politiker, die der Organisation und ihren Zielen wohlgesonnen sind, über finanzierte Waffen freuen. So gab die Organisation im letzten Präsidentschaftswahlkampf rund 13 Millionen Euro für den Republikaner Romney aus – als Spenden natürlich.
Prinzipiell darf jeder Amerikaner Waffen besitzen
und gebrauchen – so sagt es die Verfassung.
Republikaner sind, so macht es zumindest den Eindruck, die besten Freunde der Waffen-Lobby. Seit Jahren verhindern die konservativ eingestellten Abgeordneten schärfere Waffengesetze, trotz gegenteiliger Bemühungen von Präsident Obama. Warum die Republikaner sich so für ihre Pistolen und Gewehre einsetzen? Sie sind davon überzeugt, dass es das Grundrecht eines jeden Amerikaners ist, eine Waffe zu besitzen. Da hat sich der Staat gefälligst rauszuhalten.
Tausende Todesopfer durch Schusswaffen
Waffenfreunde in Amerika begründen das Festhalten an den laxen Gesetzen damit, dass das Tragen von Waffen abschreckt. Im Umkehrschluss sollen so Amokläufe oder willkürliche Gewaltverbrechen verhindert werden können. In der Realität sieht das Ganze aber etwas anders aus: Während in Deutschland jährlich rund 800 Tote durch Schusswaffen vom statistischen Bundesamt registriert werden, liegt die Zahl in den Vereinigten Staaten bei 30.000 Toten. Natürlich leben in Amerika viel mehr Menschen. Aber selbst wenn man die Todeszahlen ins Verhältnis zu den Einwohnern setzt, fällt die Zahl für die USA um ein Zehnfaches höher aus. Der Grund für den Unterschied liegt auf der Hand: In Deutschland gibt es wesentlich strengere Waffengesetze.
Ob mit der aktuellen Debatte rund um den Tod von Michael Brown die Todeszahlen der Vereinigten Staaten zukünftig eingedämmt werden können, bleibt abzuwarten. Schon nach dem Tod von Trayvon Martin im Februar 2012 oder dem Amoklauf in Newton im selben Jahr wurden die Waffengesetze in Amerika heftigst diskutiert – geändert hat sich seitdem jedoch wenig.
Dieser Artikel wurde am 8. Dezember 2014 veröffentlicht.
Text: Mireille Huditz Teaserfoto: Flickr-User Geoffrey Fairchild (CC BY 2.0) Fotos:Flickr-User Fibonacci Blue (CC BY 2.0)/ Flickr-User Loren Kerns (CC BY 2.0)
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