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Harte Mukke, weicher Kern

Auf-Laptops-starren als Hobby einer Deutschpunkband? Wie das in das Tourleben der Gruppe Turbostaat passt, wie am neuen Album „Stadt der Angst“ gewerkelt wurde und was auf einem Festival nun wirklich toll ist, hat Bassist Tobert im Interview mit SPIESSER- Praktikantin Lisa verraten.

29. April 2013 - 11:58
SPIESSER-Autorin mrsBrightside.
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mrsBrightside Offline
Beigetreten: 18.09.2009

„FünfWürstchenGriff“,  „Pestperle“ – die Titel eurer Songs sind zum Teil echt skurril. Muss das immer so sein?

Wir geben den Liedern Namen, die wir für richtig und gut halten. Da gibt es nicht die Tradition, dass man sofort den Refrain erkennen muss oder, dass der Titel möglichst im Kopf hängen bleiben muss.

Es gibt immer wieder Fans, die sich eure Zeilen auf der Haut verewigen lassen. Hast du selbst auch eine Songzeile auf deinen Körper tätowiert?

Ne, das fände ich auch ein bisschen pathetisch. Das Handeln spricht ja für sich: Man spielt in einer Band und macht Musik. Und wenn jemandem das ganz viel bedeutet und der sich das tätowieren lässt, dann ist das natürlich eine große Anerkennung. Das finde ich kolossal.

Am 5. April kommt euer neues Album „Stadt der Angst“ auf den Markt.
Kannst du es mit drei Schlagworten beschreiben?

Stadt - der - Angst. (Lacht) Ich glaube, es ist alles „drauf“ und alles „drinne“  und es ist relativ „einfach“:  Wenn man sich das Album anhört, dann weiß man schon so ungefähr was los ist.

Habt ihr bei „Stadt der Angst“ auch mit anderen Bands gemeinsam Songs aufgenommen?

Gemütlich statt turbulent:
Die Männerabende der Jungs.

Nein, das ist eine reine Turbostaatplatte. Es stand bisher nie zur Debatte, ob wir mal mit jemandem anders was machen, weil alles gut funktioniert: Wir schreiben unsere Lieder, üben das ganz akribisch – es gibt sogar eine Generalprobe – und dann gehen wir ins Studio und führen das wie ein Theaterstück auf.

Habt ihr euch während der Arbeit an eurem Album auch Männerabende gegönnt?

Ja, aber die sind bei uns tatsächlich etwas schnöde: Marten und ich reisen an und bleiben dann in Schleswig. Wir zwei kochen uns richtig gute Nudeln mit einer richtig guten Soße, trinken ein Glas Wein und freuen uns, dass die Nudeln so gut sind.  Aber wir gehen nicht in den Wald, erlegen ein Wildschwein oder rennen ohne T-Shirts rum.

Eine neue Single auf dem Album heißt „Unendlich viel Geld". Welchen Herzenswunsch würdest du dir mit unendlich viel Geld erfüllen?

Geld ist mir noch nie wichtig gewesen. Natürlich nervt es, wenn man zu wenig hat. Das ist das Leben, das man als Musiker oft so führt. Einen großen Wunsch habe ich gar nicht. Ich freue mich, dass es mit der Band so ist, wie es ist und bin froh, dass wir zu einem Label und damit zu Leuten gewechselt haben, die mir sehr am Herzen liegen.

Bei euch steht auch in diesem Sommer wieder ein Festivalmarathon an. Spielt ihr denn grundsätzlich lieber vor großem Publikum oder doch lieber ganz intim?

Uns allen sind intime Konzerte lieber, weil wir dann sicher sind, dass es unsere Konzerte sind und, dass die Leute wegen unserer Band da sind. Bei Festivals ist das ein Schuss ins Blaue. In den letzten Jahren habe ich aber auch das ziemlich schätzen gelernt, weil ich mir ganz ganz viele Bands angucken kann, mit einem kalten Getränk und einer Sonnenbrille, die mir vielleicht irgendjemand geschenkt hat.

Habt ihr ein festes Festival-Ritual?

Dosenbier und Mukke? Fehlalarm. Bassist Tobert
verrät uns im Interview das neue Hobby der Jungs
während dem Festivalmarathon und auf Tour.

Ich möchte es als charmante Kritik unterbringen: Auf Laptops starren. Seitdem alle Menschen Smartphones und Notebooks haben, hat sich das Tourleben extrem verändert. Früher haben wir alle zusammen Musik gehört. Irgendwann wurden hinten nur noch Filme geguckt und wir vorne haben weiter Musik gehört. Und irgendwann hatte auch ich einen Laptop und dann war das vorbei.

 

Euer absolutes Festival-Highlight bisher?

Ich kann mich lebhaft an den letzten Auftritt beim Hurricane und dem Melt! erinnern, weil wir da spät im Dunkeln im Zelt gespielt haben: Unser Lichtmann Chris hat es möglich gemacht, in einer Art Club-Atmosphäre zu spielen, wo man viel mit Licht und Sound machen kann und selbst entscheidet, wie die Show rüberkommen soll. Das ist mittags um zwölf auf der Hauptbühne schwierig. Da darf man nicht enttäuscht sein, wenn man als Musiker in der Sonne steht und an Eis und Kekse denkt. Insofern sind alle Auftritte, die man abends machen kann, super.

Das Witzigste, das dir je hinter der Bühne passiert ist?

Meine Tochter, mein Sohn und meine Freundin haben mich auf dem Sonnenrotfestival besucht. Und das erste, was meine Tochter gemacht hat, als der große rappende Mann von Cypress Hill aus dem Tourbus kam, war, zu ihm hin zu laufen, sich die Hose runter zu ziehen und zu sagen: „Guck mal, ich kann ohne Festhalten im Hocken pissen!“ Er hat „Great!“ gesagt und ist weiter gegangen.


Stadt der Angst. Das neue Album der Jungs ist seit
dem 5. April als CD und Schallplatte erhältlich.
Reinhören lohnt sich!
Nach dem Festivalmarathon – was steht bei euch an? Erholung in Norddeutschland?

Vielleicht verrate ich jetzt zu viel, aber ich denke, dass ich ab Oktober wieder regulär auf Tour bin. Und wenn die Welt sich weiterdreht, dann auch nächstes Jahr noch. Das Einzige, was ich mir dieses Mal mit Marten vorgenommen habe: Nicht wieder zwei Jahre warten, um dann eine Platte zu machen. Wir haben gestern schon angefangen. Also es gibt eine Idee..

Bevor das neue Album raus ist, schon mit dem nächsten anfangen?

Kann man schon mal machen. Der Blitz trifft einen jedenfalls nicht beim Scheißen, wenn mans tut.

Und abschließend, gibt es noch etwas, dass du zum Album sagen möchtest?

Kauft die Schallplatte, nicht die CD. In der Schallplatte ist die CD mit drinnen und ein großes Textheft. Viel Spaß damit!

 

Text: Lisa Jäger
Fotos: schwarz-weiß Bilder – Julia Hoppen
          farbige Bilder – Tim Bruening

 

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