Als ich dann älter wurde, kamen all die Leute, die sagten: „Du musst erst einmal dein Studium beenden, Geld verdienen, eine solide Basis schaffen.“ Das war auch irgendwie einleuchtend und ich dachte bei mir, dass ich auch noch mit Ende 30 auf Blumenwiesen herumsitzen könnte – zumindest am Wochenende, zumindest wenn mein Terminkalender es zuließe.
Als ich noch ein bisschen älter wurde, kamen Blogs, Smartphones und Apps. Auch wenn ich das mit dem Kinderwunsch auf die lange Bank geschoben hatte, war ich schnell Instagram-Fan von einigen Eltern. Tagtäglich sah ich, wie glückliche Eltern mit fröhlichen Kindern Kissenschlachten veranstalteten, Kekse backten, Roadtrips machten. Viele der Mamas und Papas waren kaum älter als ich und nichts deutete darauf hin, dass ihnen eine solide Basis fehlte.
Klar, real life und social media sind zwei Paar Schuhe, aber auch auf Instagram gibt es die ehrlicheren Profile, deren Besitzer nicht nur die scheinbar perfekten Momente dokumentieren, sondern ebenso das Alltagschaos, das mit Kindern oft herrscht. Ich verfolgte Twitter-Debatten zu #regrettingmotherhood und beobachtete auf Snapchat, wie aus Lieblingsbloggern Eltern wurden. Ich fand immer mehr Familien abseits des happy-hippie-Hochglanz-Lebensstils. Da waren Alleinerziehende, da waren Studierende mit Kindern, da waren queere Elternkonstellationen. Auf ihren Bildern wurde deutlich, dass es mit Kindern oft anstrengender ist, als ohne; trotzdem machte mir jedes neue Bild ein bisschen mehr klar: Das will ich auch. Jetzt.
Auf meinem Instagram-Profil gibt es einige Bilder aus dem Sommer, in dem ich 23 war, auf denen ich mit meinem Baby auf Blumenwiesen sitze. Es gibt keine Bilder von den Autofahrten zu den Wiesen, weil ich auf den Fahrten damit beschäftigt war, das Baby zu beruhigen. Vieles sieht auf Instagram schöner aus, als es in Wirklichkeit ist. Ich ganz persönlich finde die Sache mit dem Elternsein in echt noch viel schöner als auf Instagram.
Text: Miri Watson
Teaserbild: Lena Schulze