Härtetest

Kai geht Cheer-leiden

Was aus der Ferne betrachtet immer so elegant aussieht, ist in Wirklichkeit harte Arbeit: das Cheerleaden. SPIESSER-Autor Kai hat für euch den Härtetest gemacht und festgestellt, dass Fliegen eigentlich nur elegantes Fallen ist.

10. September 2013 - 12:50
SPIESSER-Autor K.rieger.
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K.rieger Offline
Beigetreten: 16.04.2012


Na Kai, kneifts etwa im Schritt? Bei den
Mädels sieht der Spagat irgendwie
geschmeidiger aus!

Schweiß tropft wie leichter Nieselregen auf das Linoleum. Mit Cheerleadern trainieren, hatte ich mir entspannter vorgestellt. Tino, Trainer der „Lunatics“, sieht zu mir herüber. „Wie viele haste, Kai?“, erkundigt er sich durch den Sternchennebel, der mich gerade umgibt. Gemeint sind Liegestütze. Aber nicht irgendwelche. Das sind die bösen, großen Brüder der Liegestütze. Mutierte Fieslinge wie Liegestütze kombiniert mit Strecksprüngen oder auf den Händen laufen. Ich bin stark zurückgefallen, schaffe einen wo die anderen schon zwei haben. Sven grinst mich an „Waren zehn, oder?“

„Kommt hin“, keuche ich. Als meine Welt aufhört, sich zu drehen, kommen die Fragen hoch. Was ist hier gerade passiert? Ich habe gestern einen 15 Kilometer Waldlauf gemacht, bin wie ein junges Reh über Wiesen und Felder gehopst und habe jede Steigung ohne Probleme genommen. Jetzt hab ich die Hälfte meines Körpergewichts durch Schweiß verloren. Und das nur beim Aufwärmen.


Was will uns der Künstler mit dieser
Geste sagen?

Ich habe kaum Zeit, Luft zu holen, da geht das Training erst richtig los. Ein wichtiger Aspekt des Cheerleadens ist Bodenturnen. Da Bodenturnen aber nach Sportunterricht in den 80ern klingt, heißt es hier „Tumbling“. „Sven mach mal!“ Und Sven macht. Sven macht einen Salto nach vorn aus dem Stand. Ich habe meine Kinnlade kaum wieder oben, als er wieder an mir vorbeiwirbelt, mehrere Flickflacks schlagend und dann mit einem Abschlusssalto in den Stand kommt.

Bei mir reicht für den Anfang ein Handstand – mit Hilfestellung natürlich. Ich trete niemandem ins Gesicht und halte mich sogar ein bis zwei Sekunden kopfüber. Ich sehe das als großen Erfolg. Mein Kreislauf eher als gemeinen Angriff, mir ist schon wieder schwindelig.

Zum Aufwärmen werden Sprünge geübt. Synchron springen die Mädels ihren Vorrat an komplizierten Figuren durch. Währenddessen zeigt mir Tino einen leichten Anfängersprung. Beim „T-Jump“ streckt man seine Arme vor, dreht sie nach innen ein und wenn man sie wieder nach oben schwingen lässt, springt man ab. Es muss mir drei Mal vorgemacht werden, bevor ich meine Arme in die richtige Richtung schwinge.


Erwischt! Kai hat trotz aller
Anstrengungen wieder nur Augen für die
schönen Dinge im Leben

„Das war schon ganz gut. Du musst noch an der Armhaltung arbeiten. Und an deiner Körperspannung. Und deinem Absprung. Und dem Sprung selbst. Aber ansonsten okay. Bis auf die Arme.“

Nächste Lektion: Stunts. Mir wird ein einfacher Stunt zugetraut, bei dem ich ein Mädchen an Knie und Fuß führend zu meinen Schultern bringe. Alle machen wichtige Bewegungen. Ich bin nur ein Zahnrad in der Maschine. Ein Zahnrad aus Käse, Wackelpudding oder was anderem Glibberigen. Jedenfalls fühle ich mich so, während das Mädchen auf meinen Schultern steht. Ich verliere die Balance und einen Moment lang habe ich Angst, eine Cheerleaderin kaputt gemacht zu haben. Doch sie fällt elegant und wird geschickt von ihren Kollegen aufgefangen. „Du musst aus den Beinen heben“, meint Tino trocken.


Das sollen doch nicht etwa Liegestütze
sein?

Das amerikanisch geprägte Klischee des Cheerleaders ist ein meist blondes, biestiges und dummes Mädchen. Sie wird in Horrorfilmen als erste umgebracht und ist oft die blöde Kuh, die der schüchternen Heldin das Leben schwer macht. Dieses Klischee erfüllt sich absolut nicht. Die brünette Fritzi zum Beispiel grinst aus drei Metern Höhe auf mich herab. Ihre Hände sind mit Talkum eingerieben, was sie ein bisschen wie eine fliegende Bäckerin aussehen lässt. Auf meine Frage, was sie beruflich macht, antwortet sie „Autos verkaufen und Websites designen.“

Am nächsten Tag treffe ich Tino zufällig wieder: Als ich mich unter Stöhnen und dem Gelächter meiner Freunde die Mensatreppe hochschleppe, kommt er uns locker entgegengejoggt. Ich schüttle ihm schwächlich die Hand und beschließe, dass ich mich vielleicht doch mal mit dem Thema Ausgleichssport für die Arme auseinandersetzen sollte.

Video: Franz Leuschner

Text: Kai Rieger
Fotos: Matthias Popp

 

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Kommentare

Ein Kommentar
  • Der Arme kann einem ja schon leidtun... obwohl... lachen wir lieber drüber! :'D

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