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Kampf für Frauenrechte

Jugendliche sind unpolitisch. Dieses Vorurteil schlägt jungen Leuten immer wieder entgegen. SPIESSER.de-Autorin Lisa hat nachgefragt.

03. September 2009 - 13:18
SPIESSER-Autorin lisa says.
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lisa says Offline
Beigetreten: 28.04.2009

Susanne ist 25 und studiert Politik. Doch das ist ihr nicht genug: In ihrer Freizeit setzt sie sich mit ihrer „terre des femmes“-Hochschulgruppe für Frauenrechte ein.


Susanne beim Arbeiten. Foto: Privat
 

Genitalverstümmlung, Mord im Namen der Ehre, Frauenhandel, Zwangsprostitution – was nach einem Krimi klingt, ist für viele Frauen in aller Welt traurige Realität. Die Organisation „terre des femmes“ hat sich dem Kampf gegen diese Gräueltaten verschrieben. Die Menschenrechtsorganisation versucht durch Aktionen, Einzelfallhilfe und Information der Bevölkerung Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt ein gleichberechtigtes Leben zu ermöglichen, frei von Ausbeutung, Misshandlung oder Verfolgung.

Tommy, 21: „Ich glaube, die Jugend ist zum größten Teil unpolitisch. Bis auf ein paar Randgruppen - meistens Studenten.Viele haben nur irgendwelches Halbwissen aus den Medien, wissen ungefähr, wo rechts und links ist und denken, alle Grünen seien Hippies.“
 

Ein Mitglied dieses Vereins ist Susanne Münn, eine 25 Jahre alte Studentin der Politik- und Verwaltungswissenschaften. Mit ihrer Hochschulgruppe an der Universität Konstanz macht sie ihre Mitstudenten auf das Thema Frauenrechte aufmerksam: „Was wir machen, ist eher Öffentlichkeitsarbeit. In unserem Repertoire finden sich Filmvorführungen, Lesungen, Benefizkonzerte und eine Radiosendung. Für das nächste Semester planen wir eine Podiumsdiskussion. Vor allem bauen wir regelmäßig Informationsstände auf“. Die bestehen zum Beispiel aus großen, auffälligen Pappmachésteinen. „Symbole für die Steine, die vielen Frauen in den Weg gelegt werden!“, erklärt Susanne mit Elan.

Nörgeln bitte mit Begründung

Auch Diavorträge hat die Hochschulgruppe schon organisiert - zum Thema Genitalverstümmlung. Susanne steht hinter ihren Aktionen: „Zwei Studenten haben sich damals über die Dias aufgeregt. Was genau ihr Problem war, konnten sie allerdings nicht sagen!“ Zwar bekommt Susanne oft positives Feedback von ihren Kommilitonen, aber vielen ist ihre Arbeit und das Thema Frauenrechte auch egal.

Oyemi, 18: „Viele Jugendliche haben andere Sachen im Kopf. Um das Interesse zu wecken sollte man zum Beispiel die verschiedenen Wahlprogramme in der Schule durchnehmen! “

Das liege nicht nur am fehlenden Interesse der Studenten, sondern auch an den Ansprüchen, die ein Studium mit sich bringt: Vielen fehle einfach die Zeit, glaubt Susanne. Auch sie gesteht: „Wenn ich mehr Zeit hätte, dann würde ich noch bei anderen Gruppen, wie 'Studieren ohne Grenzen' oder den Grünen, mitmischen. Aber was ich anpacke, mache ich lieber ordentlich, und so konzentriere ich mich ganz auf 'terre des femmes'“. Was nicht ganz stimmt, denn neben dem Studium arbeitet Susanne zum Beispiel noch als Hilfskraft am Lehrstuhl für Friedens- und Konfliktforschung.

Paul, 17: „Die Jugendlichen sind einfach mit anderen Dingen beschäftigt und haben keine Zeit für Politik. Heute wird man überall so unter Druck gesetzt, dass es schwer ist, noch etwas anderes aus eigenem Antrieb zu machen.“
Keine lila Latzhose

Engagiert war Susanne schon immer: Bereits als Schülerin traf man sie oft auf Demonstrationen, später machte sie unter anderem ein Praktikum im Generalsekretariat von „Amnesty International“. Einfach nur zu studieren war ihr dann zu wenig. „In einer Wissenschaft setzt man sich nur theoretisch mit den Dingen auseinander, die nichts mit tagesaktuellen Ereignissen zu tun haben. Ich möchte aber meinen Teil zur Gesellschaft beitragen und sie ein Stück weit verändern!“, sagt die Studentin. „Also bin ich zur Hochschulgruppe von 'terres des femmes' gegangen.“

Die besteht aus acht Mitgliedern - alles Frauen - die sich regelmäßig treffen, Aktionen planen, diskutieren. Viele der Themen von „terre des femmes“ sind auch in Deutschland aktuell. Besonders häusliche Gewalt ist ein akutes Thema, das allerdings oft tabuisiert wird.
Doch für Susanne fangen die Verletzungen der Frauenrechte schon viel früher an: zum Beispiel bei der ungleichen Bezahlung von Männern und Frauen. „Trotzdem sind wir kein Lila-Latzhosen-Verein“, sagt die

Lucas, 20: „Ab 18 wird man politischer. Zum Beispiel an der Uni kommt man automatisch mit Politik in Berührung, weil es einen dann selbst betrifft. Da reißt auch eher mal jemand einen Spruch über den Wahlkampf, aus dem sich dann eine Diskussion entspinnt.“

Studentin. „Wir würden uns freuen, wenn mehr Männer bei uns mitmachen würden. Fragen der Gleichberechtigung, wie Bezahlung oder Kinderbetreuung sind ja sowohl für Männer als auch für Frauen relevant. Für Männer ist es zum Beispiel nach wie vor sehr schwer, eine Babyzeit zu nehmen. Für mich kann der Feminismus beiden Geschlechtern mehr Freiräume bieten und eine liberalere Gesellschaft fördern.“
Und so lassen die Mädels ihre Mitstudenten weiter über Steine stolpern. Und über sperrige Dias. Nur Superheldenkostüme tragen sie noch nicht.

 


Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Cornelsen.

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Kommentare

Zwei Kommentare
  • "Für mich kann der Feminismus beiden Geschlechtern mehr Freiräume bieten und eine liberalere Gesellschaft fördern.“ "

    das unterschreibe ich so. netter artikel.

  • ich gebe zu,hier lese ich selten Artikel zu Ende, wenn sie länger als einen Fingerbreit sind. Aber das Thema finde ich super. Hätte aber gerne auch gelesen,wie die Mädels ausgerechnet auf Terre de femme gekommen sind - schließlich gibt es mitlerweile so viele soziale und politische Organisationen, bei denen man sich engagieren kann, das macht die Wahl nicht unbedingt leicht. :)

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