Der Einstieg begann mit SchülerVZ. Dann, nach kurzem Klassenkampf, ging Facebook als Sieger hervor. Es gab niemanden, der nicht dort angemeldet war. Von Essensbildern, über die nächste große Liebe, bis zur Organisation sämtlicher Abiveranstaltungen: alles lief über Facebook. Und ich habe begeistert mitgemacht. Wenn etwas nicht gepostet wurde, war es auch nicht passiert. So ging es in meinem Studentenleben weiter.
Aber es gab eins, was mich störte, obwohl ich es ebenfalls tat: Stalking. Wer ist mit wem zusammen? Was macht eigentlich …? Ich brachte Stunden damit zu, mir Profile von Menschen anzusehen, die mir nicht wichtig waren. Ich regte mich über Kommentare auf und teilte unwichtigen Blödsinn. Und egal auf welcher Facebook-Seite ich war: alle schienen ein schöneres Leben zu führen als ich. Gerade wenn es mir nicht gut ging, gab Facebook meiner Stimmung einen zusätzlichen Dämpfer. Mir fiel auf, dass ich mein Selbstwertgefühl von der Anzahl der Likes unter einem Bild abhängig machte. Das wollte ich nicht mehr und beschloss „radikal“ zu handeln und mich von Facebook abzumelden.
Ein Leben ohne Facebook zu führen, war gerade am Anfang eine Umstellung. Ich hatte so viel freie Zeit! „Mal eben kurz auf Facebook“ ging nicht mehr. Ich war nicht mehr über das Leben der anderen informiert. Und – ganz ehrlich – das befreite! Natürlich bin ich in der Uni jetzt abhängig von Freunden, die mir Infos zuspielen, die über Facebook geteilt werden. Aber ich bekomme auch die Auseinandersetzungen über Kleinkram nicht mehr mit, die mich belasten könnten. Die Geburtstage meiner Freunde muss ich mir jetzt aufschreiben, weil Facebook mich nicht mehr daran erinnert. Aber ehrlich gesagt sollte mich keine Online-Seite an Menschen erinnern müssen, die mir wirklich wichtig sind.
Text: Nora Füllenkemper
Teaserbild: Lena Schulze