Zwei Rap-Alben, einen erfolgreichen Podcast und eine eigene Gaming-Show. Dahinter steckt kein Superstar, sondern Max Nicolas Nachtsheim alias „Rockstah“. SPIESSER-Autor Matthias hat mit dem Allroundtalent über Let's-Plays, den YouTube-Hype und die Gaming-Branche gesprochen.
24. November 2015 - 08:27 SPIESSER-AutorIn anonymer Nutzer.
Den meisten bist du unter deinem Künstlernamen „Rockstah“ bekannt. Wofür steht der eigentlich und wann hast du das letzte Mal so richtig gerockt?
Der Name war damals plumpe Rebellion. Alle hießen MC oder hatten irgendeinen typischen Rapnamen. Da konnte ich nicht einfach mitziehen. Gerockt wird bei mir nur beruflich, privat bin ich ein recht langweiliger Mensch.
Mit deinen beiden Rap-Alben „Nerdrevolution“ und „Pubertät“ konntest du dir in den letzten Jahren einen Namen machen. Inzwischen bist du in der Gaming-Branche aktiv. Mit dem „Radio Nukular“-Podcast oder der offiziellen Xbox-Show „Greenscreen“ bist du auch dort bekannt. Wer bist du und was machst du alles?
Ich bin Max und mag Spaß. Ich habe eine Ausbildung gemacht und gemerkt, dass Büro mir nicht liegt. Also habe ich mich nach dem Release von „Nerdrevolution“ als Musiker selbstständig gemacht. Da ich schon immer sehr nerdige Musik gemacht habe und weil Gaming meine große Leidenschaft ist, wollte ich mich dort austoben. 2014 habe ich dann eher zufällig mit Freunden „Radio Nukular“ gegründet. Als Retropodcast angesetzt, ist es viel größer geworden als ursprünglich gedacht: Wir reden über die Vergangenheit, Anekdoten aus der Jugend, Schönes und Unschönes, von alten Konsolen bis zu Ex-Beziehungen.
Im Januar habe ich den Gamingpodcast „Rumble Pack“ gegründet. Da bespreche ich mit Tim Hielscher und Julian Laschewski die aktuellen Games auf recht unkonventionelle Art. Ich halte nichts von Stock-Im-Arsch-Gamingjournalismus. Ansonsten moderiere ich „Greenscreen“, das sind die offiziellen Xbox-News.
Für deine Arbeit im Gaming-Bereich hast du die Musik hinter dir gelassen. Wieso?
Ich habe die Musikbranche nicht verlassen, sondern mein Spektrum erweitert. Ich wollte nie nur Rapper sein. Die Rapszene mag mich nicht. Da war ich der gleiche Fremdkörper wie früher auf dem Schulhof, wenn ich versucht habe, mit den „Coolen“ abzuhängen. Wenn ich wieder Bock habe, ein Album zu schreiben, werde ich das tun. Ich mach einfach das, was ich will.
Mittlerweile arbeitest du unter anderem für Microsoft und UbiSoft. Die beiden Unternehmen sind eine große Nummer in der Videospielbranche. Wie bist du dazu gekommen?
Die finden wohl mein bärtiges Gesicht ganz frisch. Ich habe beiden Firmen in der Vergangenheit bewiesen, dass ich ein treuer Fan bin. Dazu kommt meine flapsige Art, die ich durch die Podcasts ausbauen konnte. All das plus Unmengen an Sexappeal! (lacht)
Das „Radio Nukular“-Team bildest du zusammen mit Dominik Hammes und Christian „Onlinegott“ Gürnth. Damit seid ihr sehr erfolgreich und geht jetzt auf Tour. Wie erklärst du dir diesen Erfolg?
Zum einen ist es die Mischung der Personen. Dominik ist ein Ruhepol, dessen Anwesenheit meine sowie Christians überdrehte Art herunterfährt. Wir kennen uns gut, aber noch nicht lange. Vieles, über das wir uns austauschen, haben wir vorher noch nie besprochen. Wir reden auf eine ungezwungene Art und Weise über unsere Themen und glänzen nicht immer mit Wissen, sondern mit Liebe zum Thema. Wir haben in einem Jahr viel schaffen können, gehen auf ausverkaufte Tour! Das hat keiner von uns jemals kommen sehen – umso schöner fühlt es sich an!
„Rockstah“
„Rockstah“, der mit bürgerlichen Namen Max Nicolas Nachtsheim heißt, erblickte 1984 das Licht der Welt. Neben seiner Ausbildung zum Mediengestalter, machte er sich als Rapper mit den Alben „Nerdrevolution“ und „Pubertät“ einen Namen. Mittlerweile ist er auch für die Podcasts „Radio Nukular“ und „Rumble Pack“ bekannt. Er arbeitet unter anderem für UbiSoft und moderiert die Xbox-One-Show „Greenscreen“.
Let's-Play-Videos sind gefragter als je zuvor. Hast du eine Erklärung für dieses Phänomen? Und was bevorzugst du?
Ich glaube, ich bin zu alt, um das Phänomen YouTube zu erklären. Ich könnte nie jemandem auch nur eine Stunde zuschauen, wie er etwas spielt, was ich selber spielen möchte. Schon gar nicht, wenn er absolut unsympathisch ist. Ich habe letztes Jahr ein paar von denen kennengelernt. Die stellen sich mit ihren Zahlen an Abos vor. Die Kinder schnallen das nicht, für die sind YouTuber die neuen Popstars. Es gleicht einer Perversion, dass das so groß geworden ist. Man sieht Leute, die was machen, was man eigentlich selber tun könnte und dabei auch noch mehr Spaß hätte.
Viele junge Leute versuchen sich inzwischen selbst an Gameplay-Videos. Was hältst du von diesem Trend?
Ich finde es gut, wenn Kids kreativ sein wollen. Allerdings ist YouTuber ein fester Berufswunsch geworden. Die raffen nicht, warum das funktioniert. So verschwenden inzwischen tausende Jugendliche ihre Zeit mit dem Schneiden von Videos und Let’s Plays, die niemand sehen wird, außer sie selbst. Du kannst nur ein gutes Endprodukt machen, wenn du es verstehst. Denn am Ende setzt sich nur Qualität durch. Oder etwas besonders Provokatives.
Was gehört für dich zu einem guten Let's-Play und wie kann man damit sein Geld verdienen?
Ich bin kein YouTuber. Manchmal hab ich aber Spaß am Streamen. Ich habe mal einen 7-Stunden-„Until Dawn“-Stream gemacht. Das ist auf YouTube gelandet. Weißt du, wie schwer es ist, sieben Stunden am Stück Menschen zu unterhalten? Das ist mir zu einseitig. Falls ihr aber doch diesen Wunsch hegt, hier nur mein Ratschlag: Seid ihr selbst, sympathisch und nicht mit Absicht cool, das kauft euch keiner ab.
Was denkst du, wohin deine Reise in den nächsten Jahren noch gehen könnte?
Ich habe die Musik nicht an den Nagel gehangen. Neue Musik wird bestimmt kommen, nur nicht aus finanziellen Gründen. Dafür wird es aber das beste und ehrlichste „Rockstah“-Album.
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