Ich hab so lange nichts mehr geschrieben. Dabei gibt es einiges zu erzählen. Ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Man könnte ja etwas allgemeines schreiben. Immerhin bin ich jetzt schon fast drei Monate in *** und kenne mich ein bisschen besser aus. Außerdem sollte ich vielleicht mal Auffälligkeiten beschreiben, die ich bald vergessen haben werde.
14. October 2013 - 01:00 von SPIESSER-Autorin einfallslos95.
Ich hab so lange nichts mehr geschrieben. Dabei gibt es einiges zu erzählen. Ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Man könnte ja etwas allgemeines schreiben. Immerhin bin ich jetzt schon fast drei Monate in *** und kenne mich ein bisschen besser aus. Außerdem sollte ich vielleicht mal Auffälligkeiten beschreiben, die ich bald vergessen haben werde.
Der Gehweg zum Beispiel. Er ist mindestens eine Treppenstufenhöhe hoch und wird von einem kleinen Graben abgegrenzt. Der dient dazu bei starkem Regen, vor allem zur Regenzeit im Sommer, das Wasser abzuleiten. Es gibt also keine Kanalisation, was vielleicht gut ist, wenn man an die Kakerlaken und mögliche Ratten denkt. Außerdem wäre die dann von Müll verstopft, hier lässt man ihn nämlich oft einfach in den Straßengraben fallen. Die Mülltüten, die viermal wöchentlich vom von weit von Salsarhythmen angekündigten Müllauto eingesammelt werden, legt man auch hinein.
Mit den hohen Bordsteinen, abgeschrägten Gräben, Stäben, die Sonnenschütze auf Schulterhöhe und verhängnisvoll gehwegzentral fixieren, dem Hundedreck und schlafenden Hunden und Menschen, die vor ihrem Haus sitzen ähnelt der Ausgang einem Parcour. Wer ungeschickt und größer als die Urwaldleute mit Durchschnittsschuhgröße 36,5 (geschätzt) ist, sollte vielleicht auf der Straße gehen. Dann muss man allerdings auf die Mototaxis und Combis achten. Mototaxis sind Motorräder mit einem Gestell drumherum und einem Dach. Sie werden auch für kurze Wege benutzt und kosten in der Stadt 1 Sol. Combis sind Sprinter mit Sitzen. Was auch immer man von den Schulbussen in Deutschland gewohnt sein sollte, ungeübten fällt es schwer einen Sitzplatz zu sichten. In Wircklichkeit ist aber immer noch etwas frei, man sollte halt nicht unter Berührungsängsten leiden; die Combis in Lima sind noch voller.
Freitag ist Feria. Das ganze Dorf besucht den Markt auf einigen zentral gelegenen Straßen. Schon morgens im Kindergarten werden einzelne verstimmte Kinder mit der Aussicht auf den Feriabesuch vertröstet. Auf der Feria gibt es Kleider, Elektrogeräte, Haushaltswaren, CDs, Bücher, Süßigkeiten, Schmuck und einen Flohmarkt mit gebrauchten Dingen. Unter diesen sind dann auch größere Kleider und Schuhe aus den USA. Und Tiere. Kürzlich liefen zwei Männer mit einem zusammengefalteten Tuch an uns vorbei. Es quiekte, weil es ein Ferkel beinhaltete. Für 20 Soles Hunde und Meerschweinchen, muss man sich nicht so einen Aufwand machen. Wird man auch nicht, denn die Hunde werden sowieso auf der Straße herumstreunen und die Müllsäcke auffressen und die Meerschweinchen sind bekanntlich zum Kochen.
Gekocht wird auf den Gasherden mit Hingabe. Wenn auch Kleiderwäsche von Hand, Wasserabkochen und Hausputzen (Insekten sind hier ganz schnell überall) viel Zeit nehmen, macht es vielen Peruanern Spaß ihren Reis mit ajo, Suppen, oder Tortillas herzustellen. Den Männern vor allem, vielleicht lassen die sogar die Frauen das Putzen erledigen und kochen selbst. Männer haben hier nämlich schon einen höheren Stand. Sie fühlen sich den Frauen einfach überlegen, oder sehen ihren Platz eben als Familienoberhaupt. Das ist ja nicht ungewöhnlich, hat aber hier in einer prägnanteren Form viele alleinerziehende Mütter hinterlassen. Wenn man Jugendliche fragt, erzählen sie oft von einem Vater, den sie nicht mal kennen, oder der ziemlich weit weg wohnt.
Aber auch „die Frau“ hat ihre Macken. Sie sind etwas quengelig, und lassen sich wie Kinder behandeln. Die Weigerung selbstständig zu werden rächt sich dann, wenn man als Alleinerziehende mit Kindern und Arbeit seinen Mann stehen muss. Von Limenos wurde mir auch schon erzählt, dass minderjährige Mädchen Männer mit Ruf unter Drogeneinfluss verführen und sie dann um Geld erpressen. Der Ruf ist nämlich wichtig. Man achtet wie in jeder Kleinstadt auf das ansehen. Die meisten geben sich mit der Kleidung auch mehr Mühe als in Deutschland. Im Jugendgottesdienst sind zu legere Klamotten verpönt. In Deutschland wäre man vielleicht von den aufgetakelten Mädchen befremdet. Aber so ist es halt und es macht ja Spaß sich vorzubereiten. Für Christen, die hier nicht Tanzen und schon gar nicht Trinken gehen ist es auch der beste Anlass sich festlich anzuziehen. Festlich ist aber nicht wie in den Deutschen Kirchen mit weiter Kleidung und dunklen Farben. Die hübschen Urwaldteenies lassen ihre langen schwarzen Haare offen und tragen Hautenge Oberteile, die manchmal am Rücken offen sind. Komischerweise sind die Jungs nicht hin und weg. Aus Gewohnheit vielleicht. Und Frauen sind nicht „wunderschön“, wie ein Europäer seine Freundin bezeichnen würde. Sie sind „Flacas“ (Dünne) wenn man sie bei Laune halten will.
Das Blatt ist voll :).
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woraus ein Musikvideo zu meinem Song LIMITS entstanden ist:
https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
Bei meinem letzten Sturz fiel ich in Kunst hinein:
[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
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