Morgenstund hat Gold im Mund – Phraseologismen sind das Spezialgebiet von Professorin Sabine Fiedler. Gemeinsam mit ihr versucht eine andere Sabine, die Floskeln des Alltags zu entschlüsseln, redet über Klingonen und oben drauf gibt s einen Crashkurs Esperanto.
Wo liegt die „Wiege“ der Phraseologie und aller Redewendungen?
Redewendungen sind tief in den Kulturen verwurzelt. Wir verwenden fertige „Sprachstücke“ in bestimmten Situationen. Deshalb sind Phraseologismen das „Schmiermittel der Kommunikation“. Floskeln und Phrasen strukturieren unsere Sprache.
Würden wir auch ohne Floskeln durch den Alltag kommen?
Eher nicht. Im mündlichen Sprachgebrauch sind über die Hälfte und in der Schriftsprache ungefähr 40 Prozent unseres Sprachschatzes schon fertig vorgebildet. So wird unser Gedächtnis entlastet und Sprache wird einfacher.
Gleich mal ein Praxisbeispiel einwerfe...
Warum sagen wir „Mein Name ist Hase“, wenn wir von nichts wissen?
Wegen Victor Hase, einem Studenten aus Heidelberg. Er wollte einem Kommilitonen helfen, nachdem der einen Freund im Duell erschossen hatte. Der Kommilitone nutzte für die Flucht nach Frankreich Hases Studentenausweis, den dieser angeblich verloren hatte. Sein Kommilitone wurde in Straßburg geschnappt. Als Hase vor dem Universitätsgericht befragt wurde, äußerte er nur: „Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts.“ Der Spruch machte danach schnell die Runde in Universitätskreisen, später auch darüber hinaus.
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die euch zum Beispiel erklären,
wieso ihr auf dem Holzweg seid,
auf den Hund kommt oder euch
aus der Affäre zieht.
Haben Sie eine Lieblingsphrase?
Nicht wirklich. Ich kenne einfach zu viele! Letztens saß ich im Zug und da unterhielten sich Studenten über Lehrkräfte aus der Anglistik. Irgendwann meinte eine der Studentinnen: Meinst du die „Der-frühe- Vogel-fängt-den-Wurm-Fiedler“? Anscheinend hab ich schon einen Ruf weg.
Und warum muss ich als früher Vogel den Wurm fangen, wenn ich Erfolg haben will?
Dieses Sprichwort kommt aus England, wo es einfach von Erfahrungen aus der Natur abgeleitet wurde. Inzwischen hat es bei uns das traditionelle Sprichwort „Morgenstund’ hat Gold im Mund“ abgelöst, weil es viel moderner ist und zu unserem auf Wettbewerb ausgerichteten Leben passt. Das lässt sich auch gut an den zahlreichen witzigen Varianten erkennen, etwa „Der frühe Vogel kann mich mal“.
Warum stecken in der Werbung so viele Phrasen?
Werbung verlässt sich darauf, dass wir etwas wiedererkennen und spielt mit diesen Erwartungen. Das nennt man „Modifikation“. Da gibts dann doppelte Bedeutungen oder etwas, das mit dem Produkt zu tun hat. Werbung speist manchmal aber auch die Phraseologie. „Wohnst du noch oder lebst du schon?“ zum Beispiel. Das benutzen wir inzwischen in alltäglichen Dialogen.
Reden wir über Kunstsprachen…
Ich hasse den Begriff „Kunstsprachen“. Man redet eher von erfundenen Sprachen, denn sie sind nicht künstlich, sondern verhalten sich im Grunde wie jede andere Sprache.
Können Sie welche?
Ja. Es gibt zwei Arten: Einmal Plansprachen, die international verständigen sollen und dann die fiktiven Sprachen, die für die Literatur erfunden wurden. Das Lustige ist, dass die nie zum Sprechen gedacht waren. Jetzt sprechen Fans von Tolkien Elbisch oder StarTrek-Fans Klingonisch...
Sie können auch Klingonisch, stimmts?
Richtig können ist übertrieben. Ich habe Grundkenntnisse… Aber die Sprache vermittelt ja ein komplettes Weltbild. Die Begrüßung klingt schon ganz schrecklich.
Frau Fiedler krächzt etwas, das klingt wie „Nekrchg!“
Das heißt so viel wie „Was willst du von mir?“ Die Klingonen sind ja ein kriegerisches und aggressives Volk. Ich konnte Mark Okrand, den Erfinder des Klingonischen, für einen Vortrag an die Uni holen. Er erzählte da eine ziemlich verrückte Geschichte: Ein begeisterter StarTrek-Fan hatte sich nach der Geburt seines Sohnes entschlossen, mit ihm nur Klingonisch zu sprechen. Der Sohn war also mit der Muttersprache Klingonisch aufgewachsen. Als die Presse darüber berichtete, gab es viele entrüstete Leserbriefe. Irgendwann wollte der Sohn auch nicht mehr Klingonisch sprechen, weil es nur so wenige Menschen verstanden. Ich persönlich mag Plansprachen auch lieber als fiktive Sprachen. Ich spreche zum Beispiel Esperanto.
Wurde da auch an Redewendungen gedacht?
Es gibt einen Spruch: „Ne krokodilu!“ – Sei kein Krokodil. Die Phrase hört man häufig bei Esperanto-Treffen. Sie bedeutet, dass man Esperanto sprechen soll und nicht seine Muttersprache, wenn man unter Esperanto- Sprechern ist. Durch Einflüsse der Sprache aus Englisch, Französisch und Latein lernt man sie auch relativ schnell. Natürlich gibts kein „Esperanto- Land“. Aber ein gutes kommunikatives Netz. Und schon bin ich mitten drin im Esperanto-Crashkurs. Gewappnet mit einem nagelneuen Vokabelheft schreibe ich alles mit und sage zum Abschied „ˆGis revido!“
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Ich bin mehrmals aus Fenstern im 7. Stock gesprungen,
woraus ein Musikvideo zu meinem Song LIMITS entstanden ist:
https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
Bei meinem letzten Sturz fiel ich in Kunst hinein:
[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
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