Zonen-James-Bond mit analogen Methoden: Robert Thalheims Komödie verbindet die Hommage an das Genre des Agentenfilms mit dem nach wie vor präsenten Ost-West Konflikt in Deutschland und stößt damit formal wie dramaturgisch das große Oberthema der (N)Ostalgie an.
Der Bundesnachrichtendienst steht vor einem Problem: Der Kontakt zu ihrem Agenten Frank Kern (Jürgen Prochnow), der den katschekischen Präsidenten Kazan zur Unterzeichnung des Vertrags für die Vereinigung von Ost- und West-Katschekistan zur Friedenskonferenz in Bonn bringen soll, ist abgebrochen. Die beiden scheinen in den Fängen ehemaliger KGB-Agenten gelandet zu sein. Um einer Blamage zu entgehen, ringt sich der BND-Führungsstab widerwillig zu einem Plan durch: Sie bitten den pensionierten DDR-Agenten Jochen Falk (Henry Hübchen) um Hilfe, da sie sich durch seine ehemaligen Kontakte zum KGB eine schnelle Lösung des Problems versprechen.
Ob es das „alte Team“ schafft den verschwundenen
BND-Agenten zu finden?
Nach längerem Hin und Her ist Frank einverstanden zu helfen, sofern die Aktion „auf seine Art“ durchgeführt wird: Er will sein altes Team reaktivieren und die Sache vor Ort klären. Der BND willigt schließlich ein und fliegt Falk mitsamt Techniker Jacky (Michael Gwisdek), der mittlerweile Haushaltsgeräte repariert, und dem windigen Logistiker Locke (Thomas Thieme) nach Katschekistan ein. Mit im Flieger sitzt auch BND-Agentin Paula Kern (Antje Traue), die den Rentner-Trupp begleiten soll. Zum Team gehört außerdem Romeo-Agent Harry (Winfried Glatzeder), der mittlerweile eine Bar in Katschekistan betreibt.
Getreu dem Motto „Wir bleiben analog“ macht sich das Team in Katschekistan in altbewährter Manier daran, die Geiseln zu finden – was schnell zum Generationskonflikt mit Paula Kern führt. Aber nicht nur das: Sowohl sie als auch Jochen Falk haben eine persönliche Verbindung zum verschwundenen BND-Agenten, die sich stärker überschneidet, als sie ahnen.
Wer spielt mit?
Die prominente Besetzung der Rollen zeigt in gewisser Weise Referenzen zur Story des Films. So begann die Karriere aller „Kundschafter des Friedens“ in der DDR, wo sie in Theater- oder Filmproduktionen mitwirkten und vor allem im Kontext der DEFA bekannt wurden. Henry Hübchen („Alles auf Zucker“), spielt die Hauptrolle des „Ost-James-Bonds“ überzeugend – was nicht verwundert, da Drehbuchautor Robert Thalheim die Rolle „explizit für ihn geschrieben“ hat.
Auch Michael Gwisdek („Oh Boy“) und Thomas Thieme („Das Leben Der Anderen“) sind dem Zuschauer als feste Film- und Fernsehgrößen bekannt und entwickeln glaubhaft berentete DDR-Agenten. Antje Traue („Seventh Son“) geht neben diesem Aufgebot mit der einzigen weiblichen Hauptrolle nicht unter – stattdessen gelingt es ihr, ein Spektrum von verletzter Tochter, kühler Agentin und verführerischer Zimmerdame abzurufen.
Die Produktion zitiert das Genrekino des Agentenfilms ̶ natürlich wird dabei auch auf formaler Ebene mit der Parodie stereotypischer Muster gespielt, schließlich handelt es sich bei „Kundschafter des Friedens“ um eine Komödie. Solange man sich dessen bewusst ist, wirkt die Ästhetik des Films jedoch nicht überspitzt und kommt eher als augenzwinkernde Hommage denn als Parodie daher.
Gibt's was zu meckern?
Was den filmtechnischen Mitteln gelingt, können die Dialoge nicht immer auffangen. Der Humor des Films reicht manchmal nicht bis in die Wechselrede und hinterlässt dort einen hölzernen Eindruck.
Der Film ist für ein breites Publikum zugänglich, trotzdem wohl am ehesten mit den Eltern oder Großeltern. Der Kern der „Botschaft(er) des Friedens“ wird vor allem auf der Humorebene der Generation vermittelt, die „Ostalgie“ nicht nur als Schlagwort kennt und mit den Protagonisten altersmäßig auf Augenhöhe ist.
Männer und Technik...
Was macht man danach?
Entweder gerührt sein von der gewagten Kombination aus Agentenkomödie und spezifisch deutsch-deutscher Thematik oder sich schütteln ̶ das muss letztlich jeder selbst entscheiden.
In 3 Worten:
Idealbesetzt, vergnüglich, selbstironisch.
Große Leinwand oder kleiner Bildschirm?
Die Größe der Projektion ist eher zweitrangig, aber das kollektive Kinoerlebnis spielt dem Spaß am Film auf jeden Fall in die Karten ̶ und den Lichtspielhäusern auch.
Mainstream oder Independent?
Independent.
Kundschafter des Friedens
Regie: Robert Thalheim Schauspieler: Henry Hübchen, Michael Gwisdek, Antje Traue, Jürgen Prochnow, Thomas Thieme, Winfried Glatzeder Kinostart: 26. Januar 2017 Länge: 90 Minuten Genre: Agentenkomödie FSK: 12
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