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Mein Austauschjahr

Junior Year in Orange County

03. October 2009 - 17:42
von SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
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Beigetreten: 25.04.2009


Während ihres USA-Aufenthaltes hat Janine das Eislaufen für sich entdeckt. Foto: pixelio.de/Oliver Gysin

 

Mein Jahr in den USA, genauer gesagt in Süd-Kalifornien, Orange County oder auch OC genannt, war die wohl aufregendste, herausforderndste, beste und ereignisreichste Zeit, die ich je hatte.

Am 21. Juli bin ich mit großer Vorfreude endlich ab Hannover über Frankfurt nach Boston geflogen. Ich war total kaputt und müde vom langen Flug, den 6 Stunden Zeitunterschied, und noch mal nach einigen Stunden Busfahrt, als ich in der Norwich University in Vermont angekommen bin. Vermont liegt an der Ostküste und dort hat das Language and Culture Camp stattgefunden.

Das Camp hat mir sehr viel geholfen, wobei man es sich gar nicht vorstellen kann, wie toll es war. Sei es, dass wir einen Tagestrip nach Boston gemacht haben, ein typisch amerikanisches Baseballspiel angeguckt haben oder an einen See in der Nähe gefahren sind, wir hatten immer viel Spaß. Der Kontakt zu den Freunden, die ich dort gefunden habe, besteht auch immer noch. Ich würde das Camp für jeden empfehlen, der sich auf den Weg in sein Auslandsjahr begibt.

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Am 4. August bin ich dann nach Los Angeles geflogen, habe noch mal drei Stunden Zeitverschiebung hinter mir gelassen, und habe meine Gastfamilie getroffen.

Ich wurde mit Luftballons und einem Schild sehr herzlich in Empfang genommen

Es war wie man es sich gewünscht hatte. Meine kleine Gastschwester Megan, jetzt 7 Jahre alt, ist überall herumgesprungen und war noch aufgeregter als ich es ohnehin schon war. Die Stadt, in der ich gelebt habe, heißt Fullerton, ist ca. eine Stunde von L.A., eine halbe Stunde vom Disneyland (wo wir sehr regelmäßig hingegangen sind) und 40 Minuten von Newport Beach, einem der vielen Strände dort, entfernt.

Am Tag nach meiner Ankunft, ein Sonntag, bin ich dann mit meiner neuen Familie gleich in die Kirche gegangen. Es war schon komisch, da ich sonst in Deutschland selten zur Kirche gegangen bin und ich wusste, dass ich nun für ein Jahr jeden Sonntag gehen werde. Dort jedoch war es anders, als ich es erwartet hatte; es haben mich sofort wildfremde Menschen umarmt und ich habe mich herzlich willkommen gefühlt. Außerdem bin ich regelmäßig Sonntag nachmittags in in eine Jugendgruppe gegangen und habe viele Freundschaften mit den Mitgliedern aufgebaut.

Am 30.8.07 war dann der große Tag da. Wie auch in Deutschland, waren die Ferien zu Ende und die Schule ging los. Mein “Junior year“ sollte beginnen. Die einzelnen Jahrgangsstufen haben hier Namen. Schüler der 9.Klasse werden Freshmen, Zehntklässler Somophores, Elftklässler Juniors und Zwölfklässler Seniors genannt. Ich hatte hunderte von Schmetterlingen in meinem Bauch und konnte die Nacht vor dem ersten Schultag kaum schlafen. Meine Sorgen waren jedoch ganz unbegründet, ich habe sehr schnell Anschluss gefunden, auch wenn ich noch nicht flüssig in der englischen Sprache war.

Die ersten Schultage schienen sehr lang zu sein, da ich immer von 8 bis 15 Uhr in der Schule war. Es hat auch etwas gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte, dass ich jeden Tag dieselben Fächer habe. So hatte ich in der ersten Stunde Tanzen, was mir wahnsinnig gefallen hat, dann Geschichte, Mathe, Spanish, Chemie und Englisch. Anders ist auch, dass die Schüler hier die Räume nach den verschiedenen Klassen wechseln, nicht die Lehrer. Schule war, wie ich es schon mehrfach davor gehört hatte, viel einfacher als in Deutschland!

Es gibt keine mündlichen Noten, dafür allerdings werden die Hausaufgaben bewertet.

Außerdem bekommen die Schüler “Outlines”, wenn man ein neues Unterrichtsthema anfängt. Diese dienen dazu, sich einen Überblick über die Inhalte zu verschaffen und die Lehrer sagen einem genau, was man in die vorbereiteten Lücken auf diesen Outlines schreiben soll. Vor Tests gibt es “Study Guides”, auf denen dann testähnliche Fragen stehen. Wir hatten viele Quizes, also kleine Tests.

Möglichkeiten seine Note mit “Extra Credit” aufzubessern, bestehen ebenfalls. Eine weitere Sache, die mir sehr gefallen hat war, dass die Noten alle 1-2 Wochen unter unserer ID Nummer an der Wand des Klassenzimmers aufgehängt wurden.

Der sogenannte “School spirit” wurde an meiner kalifornischen Schule groß geschrieben und es ist ein irres Gefühl ihn zu erleben. Man ist stolz auf seine Schule und man hat Schulfarben und ein Schulmaskottchen (wir waren die Fullerton Indians und unsere Farben waren rot und weiß). Sport ist hier sehr beliebt, man weiß, das z.B. Freitag Abende für Footballspiele reserviert sind. Ich muss jedoch gestehen, dass ich mich nicht dem amerikanischen Footballfieber anschließen kann. Aber ich habe meine Liebe zum Eislaufen entdeckt. Ich bin zwei bis drei Mal pro Woche zum Eislaufen gegangen und es hat viel Spaß gemacht.

Mit meiner Gastfamilie habe ich mich super verstanden. Mein Gastvater ist ein Jahr älter als mein leiblicher Vater und ist ein Ingenieur. Meine Gastmutter hat momentan keinen Job, was doch auch schön war, weil ich dann nie alleine zu Hause war. Ursprünglich ist sie jedoch eine Mathelehrerin, die mir auch öfter geholfen hat, wenn ich Fragen mit meinen Hausaufgaben hatte. Mit meiner Gastschwester habe ich ein sehr gutes Verhältnis, auch wenn uns 10 Jahre Altersunterschied trennen. Wir sind wie richtige Schwestern und haben uns auch schon mal ab und zu gestritten. Aber wenn wir uns dann umarmt haben und sie gesagt hatte „I love you“ war alles wieder vergessen. Alle waren sehr rücksichts- und verständnisvoll und hatten Humor.

Ich habe mich dort pudelwohl gefühlt

Meine Gastfamilie hat mir das Land und seine Sehenswürdigkeiten gut nahegebracht. Im Januar zum Beispiel sind wir für ein Wochenende in den Schnee zum “June Lake“ gefahren oder wir waren im Frühling in Sacramento, San Francisco und Utah. Sie sind wirkliche eine zweite Familie geworden und der Abschied am Flughafen war schrecklich traurig; selbst mein Gastvater hat Tränen vergossen.

Das Wetter war auch toll. Dort konnte man schon teilweise im März - wenn man wusste, dass zu Hause Schnee gelegen hat und alle gefroren haben - mit kurzer Hose und T-Shirt draußen sein. Deutschland ist viel zu kalt.

Allgemein ist es mir relativ schwer gefallen, mich wieder in Deutschland einzuleben und ich hatte einen richtig großen Kulturschock, da ich mein Gastland und die Leute einfach nur lieben gelernt habe.

Ich würde jedem, der davon träumt und es sich traut, empfehlen ein Jahr im Ausland zu verbringen. Ich fühle mich sehr viel verantwortungsbewusster und selbstbewusster, unabhängig und erwachsen. Es hat meine Persönlichkeit einfach unheimlich gefestigt. Man lernt eine neue Kultur kennen und macht unendlich viele Erfahrungen. Auch wenn es nicht immer rosig war und ich auch mal Heimweh hatte, ich würde es definitiv wieder machen!
 

 

Von Janine

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