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Ausbildung im öffentlichen Dienst

Menschen brauchen Menschen

Krankenhäuser stehen auf der Liste der Orte, an denen man nicht sein will, ziemlich weit oben. Hier kann man spüren, wie verletzlich das menschliche Leben ist. Jeden Tag hilft Stationsleiter Justin mit seinen Kollegen hier Menschen auf direktem Weg, er ist Krankenpfleger.

08. December 2015 - 17:11
SPIESSER-Autorin Individuot.
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Individuot Offline
Beigetreten: 01.07.2014

Am Klinikum Duisburg beginnt der Tag für die Krankenpfleger/-innen auf der Station für Neurologische Frührehabilitation je nach Schicht zwar immer zu unterschiedlichen Zeiten, aber stets mit den gleichen Schritten. Zunächst wird bei der Schichtübergabe besprochen, ob es in der vorangegangenen Schicht besondere Vorfälle gab. Dann werden die Utensilien wie Spritzen und Verbände vorbereitet. Ist alles starklar, wenden sich die Pfleger/-innen den Patienten zu: messen Pulswerte, nehmen Blut ab, wechseln Verbände.

Das vollbringt ihr
Was Ihr als Krankenpfleger/-in macht, erklärt sich teilweise bereits aus der Berufsbezeichnung selbst. Es geht viel um Pflege und die Arbeit am und mit dem Patienten. Auch die Dokumentation der einzelnen Arbeitsschritte ist heutzutage sehr wichtig.
Als Stationsleiter muss Justin auch viele organisatorische Aufgaben erledigen. Er koordiniert ein 30-köpfiges Team und teilt es in unterschiedliche Schichten ein. Außerdem plant er therapeutische Einsätze der Physio- und Ergotherapeuten.

Hier auf der Station liegen Patienten mit neurologischen Erkrankungen. „Patienten mit Parkinson, Gehirntumoren oder Menschen, die durch einen Unfall neurologische Schäden genommen haben, kommen zu uns“, erklärt Keith Justin Arcadio. Er hat 2001 die Ausbildung zum Krankenpfleger begonnen und stieg schon 2008 zum Stationsleiter auf. Einmal in der Woche treffen sich außerdem die Ärzte, Therapeuten und Krankenpfleger und besprechen kurz jeden einzelnen Patienten. „Im Gegensatz zu den Ärzten sind wir mit den Patienten den ganzen Tag zusammen. Unsere Beobachtungen sind also für die ärztliche und therapeutische Behandlung der Patienten sehr wichtig“, erklärt der juge Krankenpfleger.

Was ihr mitbringen müsst
Um die Ausbildung anfangen zu können, braucht ihr mindestens einen Hauptschulabschluss. Etwa die Hälfte der dreijährigen Ausbildung besteht aus einem praktischen Teil. „Einsätze in der Neurologie, der Inneren Medizin, der Chirurgie, dem ambulanten Dienst sowie der Psychologie ermöglichen einen Einblick in verschiedene Fachbereiche“, erklärt Justin. Im theoretischen Teil lernt ihr unterschiedliche medizinische Aspekte der einzelnen Fachbereiche und erlangt grundlegende medizinische Kenntnisse in der Anatomie, lernt viel über Hygiene und allgemeine medizinische Tätigkeiten wie Verbände wechseln und Katheter legen.
Es gibt viele Möglichkeiten zum Aufstieg und zur Spezialisierung als Krankenpfleger/-in. Nach der Ausbildung könnt ihr zum Stationsleiter aufsteigen oder Praxisanleiter werden und euch wiederum selbst um Auszubildende und neue Mitarbeiter kümmern. Außerdem könnt Ihr euch als Wundmanager um die Verbände und die Wundpflege im Klinikum kümmern. Auch ein medizinisches Studium nach der Ausbildung ist möglich.

„Dadurch, dass wir im Schichtsystem arbeiten, ist es für diesen Beruf wichtig, flexibel zu sein“, sagt Justin. Neben der Flexibilität sind auch andere persönliche Fähigkeiten für diesen Beruf wichtig. „Wie psychisch belastend die Tätigkeit als Krankenpfleger ist, darf man nicht unterschätzen“, meint Justin. Außerdem sollte man gerne mit Menschen arbeiten. Denn Freundlichkeit und Empathie der Krankenpfleger/-innen sind sehr wichtig, damit die Patienten schnell wieder gesund werden. „Es wird immer Menschen geben, die Pflege brauchen oder krank sind. Menschen brauchen Menschen, vor allem in einer solchen Situation. Deswegen kann man uns auch nicht durch Maschinen oder Roboter ersetzen. Aus diesem Grund werden Krankenpfleger immer unverzichtbar sein“, fasst Justin zusammen.

Mitten auf der Station prangt eine große bunte Fläche voller Danksagungen und bunten Postkarten. Angehörige und Patienten bringen hier ihre Dankbarkeit und Anerkennung zum Ausdruck, die auch für die Krankenpfleger/-innen eine große Motivation sind. „Manchmal kommen frühere Patienten vorbei, um uns persönlich zu danken“, erzählt Justin. „Das Schöne dabei sind nicht nur die Worte, sondern die Tatsache, dass der Patient stehen und sich selbstständig fortbewegen kann. Solche Gesten und Erlebnisse machen die belastenden Momente des Berufsalltags wett.“

Das verdient ihr
Als Krankenpfleger/-in Ausbildung verdient ihr im ersten Jahr 876 Euro, im zweiten 937 Euro und im dritten Ausbildungsjahr 1.038 Euro. Als ausgelernte Kraft liegt das Gehalt zwischen 1.400 und 2.500 Euro brutto.

Text: Polina Boyko
Fotos: Anja Nier
Video: Franz Leuschner

 

 

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit dem dbb beamtenbund und tarifunion.

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