Viva con Agua
Viva con Agua de Sankt Pauli e.V.“ ist ein Verein aus Hamburg, der sich die Verbesserung der Trinkwasserversorgung in Entwicklungsländern auf die Fahnen geschrieben hat. In den letzten fünf Jahren wurden insgesamt dreizehn Trinkwasserprojekte in Kooperation mit der Welthungerhilfe ermöglicht und so die Lebensbedingungen von über 55.000 Menschen verbessert. Der Organisation geht es jedoch nicht nur um die konkrete Verbesserung der Trinkwassersituation oder den Umweltschutz, sondern auch um die Schärfung des Problembewusstseins. Um das Thema Wasser mehr in den Fokus zu rücken, geht Via Con Agua dorthin, wo sich junge Menschen aufhalten – in Schulen, auf Konzerte oder in Social Networks wie Facebook, um aktiv über die Arbeit des Vereins und die Notwendigkeit von sauberem Trinkwasser für alle Menschen aufzuklären.
Ein Festival irgendwo in Deutschland: Eine blaue-weiße Fahne weht über der springenden und singenden Masse. Dazwischen sammeln Menschen mit Mülltonnen Pfandbecher ein. Dieses Bild kennt man als regelmäßiger Festivalbesucher schon. Doch wer sind diese Leute? Und: Was wollen sie eigentlich? Eine Frage die Mira, (Festival-)Aktivistin von Viva con Agua, noch viel zu selten beantworten muss.
Einfach mal die Tonne schnappen
„In den ersten Jahren mussten wir immer erklären, was Viva con Agua eigentlich ist, und den Leuten die Becher quasi aus der Hand schwatzen“, erzählt Mira (27). „Heute ist das zum Glück nicht mehr so.“ Den Viva con Agua-Infostand, die blauen Tonnen und die Fahnen kennen inzwischen viele. „Auf dem Summerjam kamen sogar zwei Festivalbesucher an und haben uns umarmt und gesagt 'Wir wollen auch die Welt retten'“, lacht die Masterstudentin und stützt sich auf ihre Bechertonne. Blöde Sprüche wie „Ihr sauft doch alles selbst weg“ kommen nur noch selten.
Stark dazu beigetragen haben, neben der unermüdlichen Aufklärungsarbeit der ehrenamtlichen Helfer, auch Aktionen von Bands. So ließen sich Die Ärzte auf dem Hurricane-Festival 15 Minuten lang mit Bechern bewerfen und spendeten den gesamten Erlös Viva con Agua. „Die Leute sind alle offen und der Umgang ist sehr angenehm“, beschreibt Mira. „Gerade auf kleineren Festivals macht das Arbeiten sehr viel Spaß.“
Immer in zweier Teams sind die Viva con Agua-Helfer mit ihren Tonnen auf dem Festivalgelände unterwegs, um die Becher einzusammeln. Dazu kommen immer noch knapp zwei bis drei Stunden Dienst für jeden am Infostand. „Man kennt seine Mitstreiter häufig schon länger und ich empfinde das Engagement nicht als Arbeit“, erklärt Mira und hat gleichzeitig noch einen schönen Werbeaufruf an alle Interessierten: „Bei Viva con Agua ist Helfen nicht anstrengend, sondern macht vor allem Spaß.“
„Eigentlich würde ich gerne mal nach Afrika“
Es wurde nominiert!
Und zwar für den Deutschen Engagementpreis 2010. Der Preis ehrt Menschen, die sich für die Gesellschaft engagieren. In diesem Jahr soll besonders das Engagement Jugendlicher sichtbar gemacht werden. Einsendeschluss war der 31.Juli 2010. Die Sieger der einzelnen Kategorien werden von einer Jury gewählt und auch ihr könnt online abstimmen. Auf www.geben-gibt.de gibt es alle Einzelheiten. Wenn ihr selbst aktiv seid und andere davon überzeugen wollt, dann unterstützt die Kampagne „Geben gibt.“ auf Facebook, SchülerVZ oder StudiVZ und folgt ihr bei Twitter. Die Kampagne wird gefördert durch den Zukunftsfond der Generali Deutschland Holding AG und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Bei Mira klingt soziales Engagement so selbstverständlich. „Meine Freunde finden es zwar gut, aber so richtig mitmachen will doch keiner“,schmunzelt sie. „Vielleicht bin ich da auch nicht ganz normal. Mit 13 Jahren habe ich mir bereits die Unterstützung eines Patenkindes in Afrika zum Geburtstag gewünscht. Ich war der Überzeugung, selbst schon alles Nötige zu besitzen.“ Einmal ein eigenes Projekt in Afrika für Viva con Agua zu realisieren, ist bis heute ihr großer Traum. Doch bisher fehlt ihr Zeit und Geld.
Neben ihrem berufsbegleitenden Master im Cultural Engeering, arbeitet sie in Magdeburg bei einem Projekt gegen Diskriminierung von Minderheiten. „Durch die Arbeit und das Studium bin ich sehr stark eingebunden, darum fehlt mir einfach die Zeit für ein umfangreiches Engagement.“ 2005 erfuhr sie durch Zufall von der Initiative aus ihrer Heimatstadt Hamburg. Zu ihren Kölner Studiumszeiten baute sie dort eine eigene „Viva con Agua – Zelle“ auf und organisierte Lesungen, einen „Wassertag“ und zahlreiche Info-Veranstaltungen. Eine zeitintensive Angelegenheit, die ihr heute so nicht mehr möglich ist.
Trotzdem wäre sie nicht abgeneigt, in Magdeburg ihr Know-how weiterzugeben: „Wenn jemand eine Zelle in Magdeburg gründen möchte, kann er sich gern bei Viva con Agua melden. Der Verein würde dann einen Kontakt zu mir herstellen und ich würde mit Tipps und helfender Hand zur Seite stehen“, verspricht Mira und springt auf. „Ich muss weiter, die Headliner kommen auf die Bühne und es werden mehr Becher geleert. Das müssen wir nutzen“, spricht sie und verschwindet mit ihrer blauen Tonne in der Menschenmasse. Zu sehen bleibt nur die blau-weiße Fahne über den Köpfen.
Text/Fotos: Birk Grüling
Was denkt ihr über Miras soziales Engagement? Seid ihr selbst engagiert? Was hat man davon, ein Ehrenamt, welcher Art auch immer, auszuüben? Diskutiert darüber in der Kommentarbox!
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit „Geben gibt. Bündnis für Engagement“