Traumberuf Sport?

Mit drei Schlägen pro Sekunde zu Olympia

Olympische Luft durfte der 23-Jährige Tom schon schnuppern. Doch dieses Jahr will der Kanute es in Rio de Janeiro allen beweisen.

24. August 2016 - 10:04
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Während andere noch am Frühstückstisch sitzen, steigt Tom Liebscher in sein Kanu, um seine erste von insgesamt fünf Trainingseinheiten an diesem Tag zu absolvieren. Der 22-Jährige ist Deutscher Meister, Europa- und Weltmeister. Aber er hat noch ein großes Ziel: Eine Medaille bei den diesjährigen Olympischen Spielen in Rio de Janeiro.

Tom Liebscher
Alter: 23
Sportart: Kanute
Erfolge: Weltmeister 2013, Deutscher Meister+Europameister 2015

Dass er einmal an der Copacabana unter der Sonne Brasiliens paddeln würde, daran hatte er mit zehn Jahren, als er das erste Mal das Paddel in die Hand nahm, noch nicht gedacht. Genau genommen hat er es seiner Mutter und seiner älteren Schwester zu verdanken, dass er heute erfolgreicher Kanute ist. Beide waren schon hobbymäßig im Kanu unterwegs. Um auf die Sportschule gehen zu können, musste Tom in der vierten Klasse eine Sportart wählen – und so stieg er ins Kanu.

Die frische Luft, draußen zu sein und die Natur ringsherum sind es, was Tom an seiner Sportart liebt. Auch wenn es bei schlechtem Wetter weniger Spaß macht, auf dem Wasser zu sein, kommt er viel herum: Im Winter ging es für ihn zusammen mit der Kanu-Nationalmannschaft acht Wochen ins Trainingslager nach Florida, um sich auf Olympia vorzubereiten. Aber auch in Singapur oder China ist er schon gepaddelt.

30 Sekunden dauert ein Rennen über 200 Meter ungefähr. Drei Schläge pro Sekunde schafft er und drückt mit jedem Schlag rund 80 Kilo weg – Paddeln ist ein echter Kraftakt. Um in dieser Topform zu bleiben und bei einem Wettkampf sogar noch einen draufsetzen zu können, trainiert Tom 25 Stunden in der Woche, ganze fünf Stunden am Tag. Neben dem Training auf dem Wasser, triezt er sich bei Krafteinheiten oder tut beim Laufen etwas für seine Ausdauer. Bei jeder Einheit versucht er an seine Grenzen zu gehen. Um erfolgreich zu sein, trainiert Tom nicht nur hart, sondern achtet auch streng auf seine Ernährung und verzichtet auf Alkohol.

TopSponsoring Dresden
Sportler wie Tom verdienen längst nicht so viel, um davon Leben zu können. Damit sie sich trotzdem voll auf ihren Sport konzentrieren können, arbeiten sie mit TopSponsoring Dresden zusammen.

Seine Disziplin zahlt sich aus: Tom kann auf mehrere deutsche und internationale Titel stolz sein. Der Erfolg ist es auch, der ihn zu immer neuen Höchstleistungen antreibt, auch wenn es Tage gibt, an denen er sich schwertut, um sechs Uhr aufzustehen. Dass Medaillen oder ein Platz in der Nationalmannschaft keine Selbstläufer sind, musste er aber auch schon erfahren: 2012 war er nur Ersatzmann bei den Olympischen Spielen in London. „Ich hatte mich rantrainiert und war am Ende doch nur Zuschauer.“ So etwas will er auf keinen Fall wieder erleben.

In Rio will er es diesen Sommer allen beweisen. Mit seinem Partner Ronald Rauhe trainiert er seit 2014 im 2er-Kanu. Als Team treten die beiden bei den Olympischen Spielen über die 200 Meter Distanz an. Der 34-jährige Ronald hat schon alles abgeräumt, was man bei Olympia gewinnen kann. Deshalb sieht Tom zu ihm auf: „Ich kann viel von ihm und seinen Erfahrungen lernen.“

Den Rat seiner Oma, er könne sich nicht durchs Leben paddeln, nimmt sich Tom zu Herzen. Auch wenn sein Sport fast ein Fulltimejob ist, studiert er nebenbei noch Verkehrsingenieurwesen. „Ich will meinen Kopf nicht einrosten lassen.“ Auch wenn die Zeit fürs Studium sehr rar ist, ist es Tom wichtig, nach dem Kanufahren in der Berufswelt Fuß zu fassen: „Im Moment versuche ich, jeden Tag das Maximum aus mir herauszuholen. Und ich hoffe, dass ich diese Herausforderung auch im Berufsleben habe.“ Im Moment bekommt er Unterstützung von TopSponsoring-Dresden.de.

Bis zu den Olympischen Spielen im August steht sein Sport an oberster Stelle, Zeit fürs Faulenzen gibt es nicht. „Bei den letzten beiden Spielen haben wir die meisten Medaillen geholt.“ Genau an dieser Stelle will er weitermachen.

Text: Victoria Gütter
Foto: Anja Nier

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