Der Reichtum an Rohstoffen in einem Land bedeutet leider nicht immer gleich Wohlstand für die Menschen, die dort leben. Das sieht man am besten in Gebieten wie dem Kongo. Was das mit euch zu tun hat und wie das Hilfswerk MISEREOR dafür arbeitet, die Zustände für die Menschen vor Ort zu verbessern, verrät euch SPIESSER-Praktikantin Pauline.
04. April 2016 - 09:55 SPIESSER-Autorin p.at.ponyhof.
Ein Alltag ohne Smartphone? Unvorstell-
bar! Foto: Kārlis Dambrāns, flickr.com,
CC-Lizenz (CC BY 2.0), Bild beschnitten
Mal ehrlich: Wann hast du zuletzt auf dein Handy gesehen? Vor fünf Minuten, einer halben Stunde oder vielleicht sogar genau jetzt, während du diesen Artikel liest? Lange kann's auf jeden Fall nicht her sein, schließlich hat jeder von uns eins – meistens von der Kategorie Smartphone. Wir meinen, auf dieses technische Gerät angewiesen zu sein, da wir immer mobil und erreichbar sein wollen.
Ein Smartphone der neuesten Generation zu besitzen ist für uns völlig normal. Alltag. Nichts Besonderes. Den meisten anderen Menschen auf der Welt geht es da anders. Und gerade denen unter ihnen, die dafür sorgen, dass wir immer online und erreichbar sind, wären wir es eigentlich schuldig, achtsamer und respektvoller mit unseren elektrischen Geräten umzugehen und uns für faire Produktionsbedingungen einzusetzen. Denn unser Wunsch nach neuen, innovativen, technischen Entwicklungen hat schwerwiegende Auswirkungen in anderen Teilen der Welt. Und für die Menschen dort bedeutet unser Technikwahn vor allem eines: Ausbeutung. Das sollte jedem von uns bewusst sein!
Konfliktrohstoff Koltan
Aufgrund des weltweit zunehmenden Wohlstandes kommt es in vielen Teilen der Welt zu einem regelrechten Rohstoffboom. Klar: Je mehr Elektronik und moderne Technologien wir besitzen wollen, umso mehr Rohstoffe werden auch zu ihrer Herstellung gebraucht. Im Falle der Smartphones sind vor allem spezielle Minerale wichtig. Und diese Rohstoffe sind nur sehr begrenzt vorhanden – deshalb auch unheimlich begehrt.
In einigen Ländern ist der Rohstoffabbau von schweren Folgen für die Umwelt oder die Arbeiter in den Minen gekennzeichnet. Die Rohstoffe befinden sich oft in fruchtbaren Böden, zum Beispiel unter tropischen Regenwäldern. Die Minen, in denen die Rohstoffe gewonnen werden, zerstören somit nicht nur fruchtbares Land, sondern auch bestehende Lebensräume von Pflanzen und Tieren. Zudem stehen die Minen oft unter der Kontrolle bewaffneter Gruppen und privater Banden. Auch das hat Folgen für die Arbeiter in den Minen: Sie leiden unter den gefährlichen Arbeits- und schlechten Lebensbedingungen. Die gewonnenen Rohstoffe, die international genutzt und gehandelt werden, werden in den Abbaugebieten zur Finanzierung von Kriegen genutzt. In diesen Fällen spricht man von Konfliktrohstoffen. Sogenannte Warlords und ihre Truppen zwingen die Kleinschürfer einen Großteil ihrer Gewinne abzugeben. Mit diesen Gewinnen finanzieren die Warlords dann ihre Waffen und Soldaten in Bürgerkriegen. Konfliktrohstoffe sind zum Beispiel Gold, Zinn, Koltan oder Wolfram. Sie sind vorwiegend in Zentralafrika zu finden.
Eines der wichtigen Minerale zur Herstellung von unseren Smartphones ist Koltan. Da Koltan auch ohne spezielle Kenntnisse abgebaut werden kann, schafft der Abbau schnell Arbeitsplätze und ist für viele Menschen vor Ort die einzige Möglichkeit, Geld zu verdienen. Abgebaut wird das Mineral insbesondere in Teilen des Kongos in Afrika. Hier sind zeitweise bis zu zwei Millionen Menschen als sogenannte Kleinschürfer mit Hacke und Schaufel im Kleinbergbau beschäftigt – ein hartes und gefährliches Leben.
Nicht selten kommt es in den Minen zu Erdrutschen und Wassereinbrüchen, unter denen Arbeiter begraben werden. Und obwohl die Kleinschürfer derart schlechten Arbeitsbedingungen ausgesetzt sind, verdienen sie oft so wenig Geld, dass es gerade so zum Überleben reicht. An Sparen ist da nicht zu denken, da auch die Preise für Lebensmittel, Wasser und die Unterkünfte in den Abbaugebieten stetig ansteigen. Meist finden die Kleinschürfer zudem nicht genug Koltan und müssen sich verschulden, um ihre Unterkunft bezahlen zu können. Und was machen wir derweil? Wir warten gespannt auf die nächsten Modelle von Apple, Samsung & Co und checken unsere WhatsApp-Nachrichten.
Im Video seht ihr, unter welchen Bedingungen die Kleinschürfer im Kongo Koltan abbauen:
Statt ständig neues Equipment zu kaufen, sollten wir unsere Zeit lieber nutzen, um die Produktionsbedingungen für unsere technischen Geräte zu prüfen. Das allerdings geht nur bei einer Offenlegung der kompletten Wertschöpfungskette der Unternehmen. Aber genau das gibt es bisher nicht. Das Hilfswerk MISEREOR will das ändern und fordert unter anderem ein neues europaweites Gesetz.
Vor Ort setzt sich MISEREOR für den Aufbau einer formalen Struktur des Sektors ein. Mithilfe solch einer Struktur würden die Abläufe auf dem meist unkontrollierten Markt für Konfliktrohstoffe transparenter gemacht werden. Das würde die Arbeit der anonymen Zwischenhändler erschweren. Des Weiteren müssen die Kleinschürfer in ihrer Verhandlungsmacht gestärkt und mehr an den Gewinnen durch ihre harte Arbeit beteiligt werden, fordert MISEREOR. Zudem müsste ein gerechterer Vergabeprozess beim Verleihen des Nutzungsrechts an Minengebieten eingeführt werden. Somit könnten nicht nur sehr große Firmen mit viel Kapital, sondern auch die Kleinschürfer vor Ort von den Rohstoffen profitieren.
Die Frage, wie man die Situation in den Abbaugebieten verbessern kann, beschäftigte auch schon die großen Industrie-und Handelsnationen. Die USA haben hierbei eine Vorreiter-Position eingenommen: 2010 führten sie ein Gesetz ein, dass Unternehmen seither zwingt, die Herkunft ihrer Rohstoffe aus dem Kongo transparent darzustellen. Firmen, die an der US-Börse vertreten sind, müssen also sicherstellen, dass sie ihre Rohstoffe aus zertifizierten Minen beziehen.
Das MISEREOR engagiert sich für ein europäisches Gesetz, das ebenfalls die Offenlegung der Rohstoffquellen festlegt. Die Firmen wären also für die gesamte Lieferkette ihrer Produktion verantwortlich. Alle Rohstoffe, die für die Herstellung eines Produktes erforderlich sind, müsste gesetzlich verpflichtend unter kontrollierten und fairen Arbeitsbedingungen abgebaut werden. Bisher konnten europäische Firmen Rohstoffe verwenden, deren Herkunft und Art der Gewinnung unbekannt ist, ohne dafür belangt zu werden. Somit wurde zum Beispiel der Rohstoff Koltan aus Minen im Kongo bezogen und die Ausbeutung der Kleinschürfer durch die Zwischenhändler von europäischen Firmen quasi indirekt unterstützt. Mit einer neuen Gesetzgebung, die aktuell in Abstimmung von Kommission, Parlament und den Mitgliedsstaaten der EU entsteht, würde ein gewisser Druck für die Firmen entstehen, sich an ihre Sorgfaltspflichten zu halten. Sonst droht ein immenser Imageschaden – und den will keine Firma.
Macht die Augen auf!
Fast 6.000 Kilometer Luftlinie trennen Deutschland von der Republik Kongo und ihren Minenarbeitern. Da fällt es oft leicht, zu verdrängen unter welchen Bedingen die Menschen dort leben müssen. Aber ein Blick auf unser Handy sollte uns in Zukunft daran erinnern!
Ihr wollt mehr über Konfliktrohstoffe erfahren?
Auf MISEREOR.de/informieren/rohstoffe/coltan findet ihr nicht nur weitere Infos, sondern habt auch die Möglichkeit, MISEREOR bei seinem Engagement zu unterstützen!
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit MISEREOR e.V.
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