Schmökern

„Schneeriese“

Wenn aus Freundschaft Liebe wird, ist es immer kompliziert. Besonders, wenn beide das zum ersten Mal erfahren und nur einer verliebt ist. Susan Kreller beschreibt diese Situation in ihrem Roman „Schneeriese“ so gut, dass sie dafür gerade den Deutschen Jugendbuchpreis gewonnen hat. SPIESSER-Autorin Jelena findet auch: Ein lesenswertes Buch, nicht nur für 14-Jährige.

21. November 2015 - 08:44
SPIESSER-AutorIn Jelly.
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Beigetreten: 10.09.2012

Worum geht's?

Adrian und Stella sind befreundet, seit sie kleine Kinder waren. Sie sind Nachbarn und haben eigentlich ihr ganzes Leben gemeinsam auf der Terrasse verbracht, die ihre beiden Häuser verbindet. Aber als eine neue Familie in das Dreitotenhaus gegenüber zieht, ändert sich alles: Nachdem bereits drei Personen im Haus gestorben sind, will Stella herausfinden, wer wohl der vierte Tote in diesem Haus ist. Dabei verliebt sie sich in den neuen Nachbarn Dato – ihr Freund, der vierzehnjährige Adrian, ist am Boden zerstört.

Sein ganzes Leben hat er immer nur mit Stella verbracht, hat sich in sie verliebt und nun ist sie mit jemand anderem beschäftigt. Adrian hat damit zu kämpfen – mit sich, seiner Größe, dass er nun von Stella nicht mehr „Einsneunzig“ genannt wird und mit Dato, dessen georgische Familie aber leider viel zu nett ist. Adrian zieht sich zurück, versteckt sich vor der Wahrheit und verletzt damit auch seine Mitmenschen. Mit dem kommenden Winter wird auch er, der „Schneeriese“, immer kälter. Er ist der Meinung, dass Stella wegen Dato ein Eissplitter im Auge steckt wie in Andersens Märchen.

Gewinnt Roman „Schneeriese“

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Wer steckt dahinter?

Susan Kreller ist freie Journalistin und Autorin. Bevor sie selbst zum literarischen Schreiben kam, studierte sie Germanistik und Anglistik und schrieb ihre Doktorarbeit zu deutschen Übersetzungen englischer Kinderlyrik. Seit 2012 veröffentlicht sie auch eigene Jugendbücher, ihr erster Roman „Elefanten sieht man nicht“ wurde 2013 für den Jugendliteraturpreis nominiert, mit dem Buch „Schneeriese“ hat sie ihn in diesem Jahr gewonnen.

Kurz und knapp oder dicker Schinken?

Das Buch ist mit 206 Seiten und großer Schrift sehr kurz – ich habe es in ein paar Tagen durchgelesen. Trotzdem bleibt etwas hängen, denn die besondere Sprache lässt viel Platz zum Nachdenken und Andersens Märchen der „Schneekönigin“ sollte man sich vorher besser auch noch mal durchlesen.

Für die Bahn, den Sessel oder den Pausenhof?

„Schneeriese“ ist ein Winter- und Weihnachtsbuch, das viele Parallelen zum Märchen der „Schneekönigin“ zieht und mit Beschreibungen von Eiseskälte gerade dazu einlädt, sich damit und mit einer heißen Tasse Tee oder Kakao in den Sessel zu kuscheln. Aber die Geschichte ist nicht so kompliziert, dass sie nicht auch in der Bahn gelesen werden könnte. Auf dem Pausenhof überliest man aber wahrscheinlich schnell die schönen sprachlichen Details, die Beschreibungen von Adrians Verliebtheit ohne dieses Wort je zu benutzen oder wenn Susan Kreller einen Ohnmachtsanfall als „bedienungsfreundliche Klapp-Ausgabe“ beschreibt.

Schneeriese

Autor: Susann Kreller
Verlag: Carlsen
Veröffentlichung: 26. September 2014
Seitenzahl: 208

Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie schwer ist es, das Buch wegzulegen?

Die Geschichte ist eigentlich nicht so spannend und actiongeladen, dass man das Buch nie mehr weglegen kann. Trotzdem hofft man beim Lesen die ganze Zeit darauf, dass es Adrian endlich wieder besser geht. Durch die Kürze des Buches muss man es zudem gar nicht oft weglegen. Deshalb bekommt es von mir eine 5 auf der Weglegeskala.

Wem borgt man es nach dem Lesen als erstes?

Dem besten Freund, weil dieses Buch nicht nur zeigt, wie schrecklich Liebe manchmal sein kann, sondern auch, wie wichtig Freundschaft ist.

Lieblingszitat:

„Und vielleicht mussten manchmal erst ein paar Leben ins Land gehen, ein paar Jahre oder Monate, bis man die Dinge kapierte, bis man etwas sehen konnte, das man lange nicht gesehen hatte.“ (S. 196)

In drei Worten:

lyrisch, melancholisch, hoffnungsvoll

Text und Foto: Jelena Malkowski

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