Schmökern

Sophie Passmann: „Frank Ocean“

Jeder hat diesen einen Song, der es irgendwie schafft, einen auf eine ganz besondere, persönliche Weise zu berühren, der im richtigen Moment da ist und einem das Gefühl gibt, als sei er nur für einen selbst geschrieben worden. Sophie Passmann weiß was ich meine. In ihrem neuen Buch lässt sie uns an dem Part ihres Lebens teilhaben, der durch die Musik eines besonderen Künstlers geprägt wurde.

12. November 2019 - 10:50
SPIESSER-AutorIn Mitdenkerin.
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Mitdenkerin Offline
Beigetreten: 27.07.2019

Worum geht’s?

„Frank Ocean“ ist Teil der Reihe „Musikbibliothek“ vom KiWi Verlag, an dem sich neben Sophie Passmann bisher die Künstler Thees Uhlmann, Anja Rützel und Tino Hanekamp beteiligt haben. Die Bücher sind eine Hommage an den jeweiligen Musiker, an die Band, an die Musik generell. Die Autoren fangen die Wirkung der Klänge und Texte ein und lassen den Leser geschickt an den Gefühlen und Emotionen, die sie beim Hören erleben, teilhaben. Passmann schreibt über den amerikanischen Singer-Songwriter und Rapper Frank Ocean, der in Deutschland weitestgehend unbekannt ist. Als im Sommer 2016 sein Album „Blonde“ erschien, bekam Sophie Passmann die Diagnose: manische Depressionen. Mit dieser Erkenntnis begann der Kampf gegen die Höhen und Tiefen der Krankheit. Immer dabei: „Blonde“. Sie verknüpft in jedem Kapitel einen Track des Albums mit der Beschreibung ihrer ungewöhnlichen Wahrnehmung einer alltäglichen Situation, des absoluten Exzesses und des Falls in das Gefühl von Bedeutungslosigkeit. Im Buch bekommt man einen kleinen Einblick in die Persönlichkeit einer Frau, die man zwar irgendwie aus Social Media und dem Fernsehen kennt und doch gar nichts über sie weiß.

„Frank Ocean“

Autor: Sophie Passmann
Veröffentlichung: 10. September 2019
Seitenzahl: 85

Wer steckt dahinter?

Sophie Passmann ist junge Radiomoderatorin und Autorin, auf die die meisten vermutlich durch ihre gelegentlichen Besuche in Jan Böhmermanns „Neo Magazin Royale“ aufmerksam geworden sind. Sie hat seit Anfang des Jahres eine Kolumne im ZEITmagazin und im Frühjahr erschien ihr Buch „Alte weiße Männer“, in dem die aktive Feministin sich dem Feindbild des aktuellen Feminismus' stellt und versucht beiderseitiges Verständnis zu generieren. Normalerweise lässt sie persönliche Informationen nur in geringem Maße an die Öffentlichkeit. Ihr Auftreten ist stets selbstbewusst professionell, etwas distanziert, eher kühl. Eine starke Frau, die für die Sache kämpft, logisch argumentiert und nicht emotional wird. Beim Lesen verspürt man kein Mitleid, eher Anerkennung für ihr Durchhaltevermögen.

Kurz und knapp oder dicker Schinken?

„Frank Ocean“ ist kein mitreißender Thriller, kein anstrengendes künstlerisches Meisterwerk, was nur durch mehrmalige Lektüre zu verstehen ist. Es ist spannend genug, um es schnell wegzulesen – die nur 85 Seiten hat man schnell verschlungen. Wem auch das zu viel ist, kann es sich als Hörbuch von der Autorin selbst eingelesen auf Spotify anhören. Dann hat man auch direkt die Möglichkeit, nach oder vor jedem Kapitel den entsprechenden Song von Frank Ocean zu hören.

Für die Bahn, den Sessel oder den Pausenhof?

Egal wo, solange man gleichzeitig Zugriff auf die entsprechenden Songs hat.

Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie schwer ist es, das Buch wegzulegen?

5. Ich habe das Buch nach jedem Kapitel weggelegt und den jeweiligen Song auf mich wirken lassen. Sophie Passmanns Beschreibungen haben einen unverkennbaren Effekt auf die Wahrnehmung der Stücke.

Wem borgt man es nach dem Lesen als erstes?

Auf jeden Fall jemandem, der dem R&B nicht abgeneigt ist und Frank Ocean noch nicht kennt. Das Lesen und Hören werden so zu einem intensiven Erlebnis.

Lieblingszitat:

„Höflich nickend saß er die drei Minuten ab, die der Song dauerte, ich weiß nicht mehr, welcher es war, ich weiß nur, dass ich ihm sicher nicht Ivy vorspielte, denn diesen Song wollte ich nicht teilen, das war mein ganz persönlicher Song in dieser Sache zwischen uns beiden.“ (S. 32)

In drei Worten:

Danke fürs Teilen.

 

Text: Stephanie Graetz
Teaserbild: Stephanie Graetz
Coverfoto: Kiwi Verlag

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